Neugründung: Landschaftspflegeverband mit präventiven Maßnahmen gegen den „Strukturbruch“
Der in Egling neu gegründete Landschaftspflegeverband kümmert sich ab sofort um Naturschutzflächen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.
Egling – Im Mai 2022 gründete sich der Landschaftspflegeverband (LPV). Dass die erste Mitgliederversammlung erst anderthalb Jahre später im Gasthof Oberhauser in Egling stattfinden konnte, tat der Aufbruchstimmung keinen Abbruch. „Wir erleben keinen Strukturwandel, sondern einen massiven Strukturbruch in der Landwirtschaft“, stellte LPV-Vorsitzender Michael Häsch am Freitagabend fest.
Der Dietramszeller machte besorgt darauf aufmerksam, dass immer mehr Betriebe aufgrund mangelnder Rentabilität von der Schließung bedroht seien. „In zehn Jahren gibt es wahrscheinlich keine Schweinehaltung mehr“, so Häsch wörtlich.
Der Raubbau an der Natur und die Verödung von Flächen habe bereits vor über einem halben Jahrhundert begonnen. Umso wichtiger erscheint Häsch deshalb die Gründung des LPV, dem mittlerweile 15 von 21 Kommunen aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen beigetreten sind. Zudem wirken elf Verbände aus den Bereichen Naturschutz und Landwirtschaft sowie einige Privatpersonen mit. „Die paritätische Besetzung ist ein Vorteil“, befand Häsch.
Dieser Grundsatz habe sich in den mittlerweile 70 bestehenden Landwirtschaftspflegeverbänden in Bayern ebenso bewährt wie die Vorgaben der regionalen Vernetzung und Freiwilligkeit. So dürfen nur Maßnahmen durchgeführt werden, bei denen die Zustimmung der Grundeigentümer vorliegt.
Der Eglinger Bürgermeister Hubert Oberhauser erkundigte sich in diesem Zusammenhang bei LPV-Geschäftsführer Markus Henning über das bürokratische Procedere. „Wenn eine Fläche zur Durchführung von Maßnahmen gefunden wird, muss ein Pflegeantrag an die untere Naturschutzbehörde des Landratsamts geschickt werden“, erklärte Henning. Nach der Prüfung des Formulars wird das Schriftstück an die Regierung von Oberbayern weitergeleitet.
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In diesem Jahr habe dies bereits recht gut funktioniert: So wurden bereits Anträge für einen Flächenumfang von rund 20 Hektar im Landkreis bewilligt (siehe Kasten). Dazu gehört zum Beispiel die Mahd einer Streuwiese im Kochelsee-Moor, die dem Erhalt von Bodenbrütern und kleinwüchsigen Pflanzen zugutekommt. Demnächst erfolgt die Pflanzung von Streuobstbäumen und die Pflege von Buschnelkenvorkommen.
Landrat Josef Niedermaier begrüßte diese frühen Erfolge und wünscht sich weitere Aktivitäten. „Es sind schwierige Zeiten“, gab er zu bedenken. Dabei werde die Zusammenarbeit von den verschiedenen Interessengruppen aus Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunalpolitik gewiss nicht einfach. „Totale Harmonie verblödet“, zitierte Niedermaier seinen früheren Lehrer. Der gemeinsame Diskurs werde seiner Ansicht nach zu guten Ergebnissen führen.
Zügig erfolgte die erste Mitgliederversammlung, deren offizieller Teil schon nach gut 45 Minuten beendet war. Per Akklamation wählten die Anwesenden am Freitagabend Kaspar Harrer vom Maschinenring Wolfratshausen in den LPV-Vorstand. Er ersetzt Christian Eiring.
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