Trumps Leiter der US-Terrorprävention ist 22-jähriger Ex-Gärtner

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Nach dem Iran-Angriff steigt in den USA die Terrorgefahr. Doch im Heimatschutzministerium führt nun ein Neuling die zentrale Präventionsstelle.

Washington, D.C. – Es klingt wie ein schlechter Scherz, doch es ist Realität: Der 22-jährige Thomas Fugate, ein Absolvent der University of Texas in San Antonio, der bis vor wenigen Monaten noch als Gärtner und Supermarktmitarbeiter tätig war, leitet seit Kurzem das wichtigste Terrorpräventionsprogramm der Vereinigten Staaten. Inmitten wachsender Spannungen im Nahost-Konflikt sowie nach den US-Luftschlägen auf iranische Atomanlagen sorgt diese Personalentscheidung für vermehrtes Entsetzen bei Sicherheitsexperten.

Fugate, der laut eigenen Angaben, schreibt das Portal ProPublica, „schon mit 13 Jahren ein Fan von Donald Trump war“, führt seit Kurzem das Center for Prevention Programs and Partnerships (CP3) im US-Heimatschutzministerium (Department of Homeland Security, DHS) der umstrittenen Ministerin Kristi Noem. Ein Büro, das laut Eigendefinition mit 18 Millionen Dollar (15,6 Millionen Euro) Terroranschläge und gewaltorientierten Extremismus verhindern soll.

Die Ernennung erfolgte, nachdem sein Vorgänger Bill Braniff – ein erfahrener Armee-Veteran mit über 20 Jahren im Sicherheitsdienst – im März aus Protest gegen Budgetkürzungen zurücktrat, so The Independent.

Kategorie Information
Name Thomas C. Fugate III
Geburtsjahr (genaues Datum unbekannt) 2002 oder 2003 (Alter: 22–23, die meisten Quellen gehen aber von 22 Jahren aus)
Herkunft Austin, Texas, USA
Partei Republikaner
Bildung BA in Politik und Recht, University of Texas at San Antonio (Abschluss 2024)
Frühere Tätigkeiten Gärtner (2020), Supermarktmitarbeiter bei H-E-B (bis 2023), Praktikant bei Heritage Foundation, Wahlkampfarbeiter für Trump 2024
Politische Aktivitäten Teilnahme am Republican National Convention 2024, Instagram-Kampagnenaccount „thomas4texas“
Ernennung Mai 2025: kommissarischer Direktor des Center for Prevention Programs and Partnerships (CP3)
Dienststelle Department of Homeland Security (DHS), Center for Prevention Programs and Partnerships
Vorgesetzte US-Präsident Donald Trump, DHS-Ministerin Kristi Noem
Politische Ausrichtung Selbstbeschreibung als „Trumplican“, starker Trump-Anhänger seit Jugendalter
Kontroversen Massive Kritik von Experten und Politikern, insbesondere nach dem Iran-Angriff, angesichts wachsender Terrorgefahr in den USA

Ein Praktikant statt ein Profi? Sorge unter Experten nach US-Schlag gegen den Iran wächst

Fugates Lebenslauf ist erschütternd dünn: 2020 führte er ein kleines Gartenpflegegeschäft, 2023 arbeitete er als Aushilfe in einem H-E-B-Supermarkt in Texas. Seine politische Erfahrung beschränkt sich auf ein Praktikum beim rechtskonservativen Thinktank Heritage Foundation – bekannt als Motor des extremen „Project 2025“, einem Regierungsumbauplan für die zweite Trump-Präsidentschaft – sowie Tätigkeiten im Umfeld der Trump-Kampagne, berichten The Daily Beast und die Economic Times.

„Es fühlt sich an, als hätte man den Praktikanten zum Chef gemacht“, so ein langjähriger Terrorismusforscher gegenüber ProPublica. Senator Chris Murphy (Demokraten) schrieb in einem zwischenzeitlich viral gegangenen X-Post: „22 Jahre alt. Berufserfahrung: Gärtner/Supermarkt. Kein Tag Erfahrung in der Terrorismusbekämpfung. Aber er ist ein großer Trump-Fan. Also bekam er den Job.“

Nach dem Iran-Angriff durch US-Armee: Gefahr von Vergeltung und „unausweichlicher“ Eskalation

Besonders heikel ist Fugates neue Rolle angesichts der angespannten weltpolitischen Lage. Präsident Trump hatte in der Nacht von Samstag auf Sonntag (21./22. Juni 2025) drei iranische Atomanlagen mit Bunkerbrechbomben zerstören lassen – eine militärische Eskalation von noch kaum absehbarem Ausmaß. Teheran kündigte „unausweichliche Vergeltung“ an. Außenminister Abbas Araghtschi erklärte gemäß Al Jazeera: „Mein Land wurde angegriffen, und wir müssen reagieren.“

US-Geheimdienste warnen laut CBS News vor einem „sehr hohen“ Bedrohungsniveau für die amerikanische Heimat. Man befinde sich „in unbekanntem Terrain“, erklärte ein US-Beamter. Während sich Behörden auf mögliche Vergeltungsschläge – auch auf US-Boden – vorbereiten, leitet ausgerechnet ein völlig unerfahrener Nachwuchs-Politiker seit Juni das zentrale Terrorabwehrbüro.

Nach Fugates (links) Ernennung durch Trump wächst die Kritik an der sicherheitspolitischen Ausrichtung der Regierung. © Bild links: X (Screenshot)/@MatthewKeysLive | Bild rechts: IMAGO / ZUMA Press Wire

Fugate und das CP3 unter Trump: Mangel an Qualifikation bei gleichzeitigem Personalabbau

In der Behörde selbst herrscht Unruhe. CP3, einst mit rund 80 Fachleuten besetzt, soll aktuell nur noch etwa 20 Mitarbeiter zählen. Viele Förderprogramme wurden gestoppt, andere auf Eis gelegt, konstatiert ProPublica. Ein früherer Mitarbeiter spricht gegenüber dem Online-Portal von einem bewussten Kurswechsel: „Die Terrorismusprävention wurde fallengelassen. Stattdessen geht es nur noch um Einwanderung und Grenzsicherung.“

Das Weiße Haus verteidigt die Ernennung: Fugate sei „aufgrund seines Arbeitseifers und Erfolgs im Job“ befördert worden, wie ein DHS-Sprecher ProPublica mitteilte. Doch in internen Meetings, so berichten Insider, gebe sich Fugate ahnungslos. „Er weiß kaum etwas über die Aufgaben seines Amtes. Gespräche mit ihm fühlen sich an wie Berufsberatung“, zitiert The Independent einen anonymen DHS-Mitarbeiter.

Symbol einer gefährlichen Politisierung von Sicherheitsbehörden während der Trump-Ära

Fugate selbst pflegt auf Social Media ein Image zwischen Trump-Devotion und Influencer. In seinem Instagram-Feed (@thomas4texas) präsentiert er sich mit Republikanern wie Madison Cawthorn oder Boris Johnson, posiert in Cowboyhut beim Parteitag und lässt, mit einem Hauch von Wortwitz (Englisch-deutsche Übersetzung: party = Partei) verlauten: „Es gibt keine Party wie die Republikanische Partei.“

Für viele ist seine Berufung jedoch Sinnbild einer tiefer gehenden Entwicklung: die ideologische Umgestaltung amerikanischer Institutionen unter Trump. „Der große Skandal ist nicht Fugate selbst, sondern die Demontage demokratischer Institutionen“, kommentiert ein früherer DHS-Beamter wiederum gegenüber ProPublica.

Steigende Terrorgefahr für die USA, geschwächte Prävention – ein gefährliches Vakuum

Während in den letzten Wochen mehrere gewaltsame Vorfälle die USA erschütterten – darunter ein Anschlag auf zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington und ein wohl antisemitisch motivierter Brandbombenangriff in Colorado Anfang Juni – wird ausgerechnet das Büro, das für Prävention zuständig ist, durch massive Kürzungen und politische Umwidmung geschwächt.

„Wenn man Personal entlässt und es dann zu Anschlägen kommt, lässt sich das nicht einfach rückgängig machen“, warnte ein erfahrener Terrorismusbeamter im Gespräch mit ProPublica. Die Entscheidung, ausgerechnet jetzt einen unerfahrenen Parteisoldaten an die Spitze zu setzen, wird daher nicht nur als riskant, sondern als potenziell lebensgefährlich betrachtet.

Risiken nach Attacke auf Irans Atomanlagen steigen: Trumps gefährliches Experiment in stürmischer Zeit

Ob Thomas Fugate tatsächlich mehr als ein Symbol für Loyalität ist, wird sich zeigen. Doch eines ist bereits klar: In einer Zeit, in der die USA mit wachsender Terrorgefahr durch iranische Vergeltung und innergesellschaftliche Spannungen konfrontiert sind, wird die politische Instrumentalisierung von Sicherheitsbehörden zum Sicherheitsrisiko selbst.

Die Terrorprävention, so warnen Experten, sei zur Spielwiese ideologischer Experimente geworden – mit ungewissem Ausgang für die Sicherheit des Landes. (chnnn)

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