Autobahn-Abfahrten sperren? Rosenheimer Pläne beunruhigen Valley und Otterfing

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Raus auf die Landstraße? Bei Staus auf der Autobahn (hier bei Otterfing) empfehlen viele Navis, über Nebenstraßen auszuweichen – sehr zum Verdruss der Dorfgemeinden. © Stefan Puchner

Ist die Autobahn dicht, sucht sich der Fernverkehr gern Nebenstraßen – und nervt die Dörfer. Die Autobahn-Gemeinden im Kreis Rosenheim wollen jetzt Abfahrtsverbote erwirken, wie in Tirol üblich. Könnte das Autobahn-Flüchtlinge in den Landkreis Miesbach drücken? In Otterfing und Valley ist man hellhörig geworden.

Valley/Otterfing – Eine Brückenbaustelle bei Rohrdorf bescherte der A 8 zuletzt sechs Wochen lang Dauerstaus. Viele Autofahrer tippten aufs Navi und suchten sich Umwege durch die umliegenden Dörfer im Landkreis Rosenheim. Mit dem Ergebnis, dass sich die Blechschlangen schier endlos durch die Dörfer schoben – und die Anwohner dort zur Weißglut brachten.

So groß ist der Frust über die „Autobahn-Flüchtlinge“, dass Rosenheims Landrat Otto Lederer (CSU) die aufgebrachten Bürgermeister jetzt zu einem Verkehrsgipfel einlud, mit Polizei und Verkehrsbehörden. Denn auch wenn die eine Baustelle geschafft ist, stehen auf der Salzburger Autobahn weitere Sanierungen und sogar Ausbauten an. Staus also sind in den nächsten Jahren programmiert.

Klaglos wollen die Rosenheimer die „Abfahrer“ und ihre verstopften Dörfer nicht mehr hinnehmen. Der Verkehrsgipfel im Landratsamt verständigte sich darauf, für Abfahrtsverbote zu kämpfen, die – nach Tiroler Vorbild – bei Staulagen den Autofahrern untersagt, bestimmte Ausfahrten zu nutzen. Die Initiative im Raum Rosenheim nimmt gerade Schwung auf, man will politischen Druck aufbauen. Rechtlich dürften Ausfahrtssperrungen in Deutschland zwar schwerer umzusetzen sein als in Österreich, doch für die Rosenheimer ist das Fass übergelaufen. Bei Rohrdorf brannten diese Woche Mahnfeuer.

Der Vorstoß aus Rosenheim, so er erfolgreich ist, könnte den Verkehrsdruck auf die vorgelagerten Autobahn-Gemeinden im Landkreis Miesbach deutlich erhöhen. „Wir spüren das jetzt schon sehr deutlich, wenn es sich auf der Autobahn staut“, sagt Valleys Zweiter Bürgermeister Anton Huber (CSU).

Besonders betroffen ist die Ausweichroute via Weyarn, Unterdarching, Sollach und Kreuzstraße; von dort geht es nach Hofolding auf die A 8 – und umgekehrt. In Kreuzstraße trifft diese Autobahn-Fluchtroute sogar auf eine zweite, die von Bruckmühl herüberkommt. „Ist in Kreuzstraße die Bahnschranke zu, stehen die Autos manchmal bis Sollach“, sagt Huber, „das passiert immer häufiger.“

Sollten jetzt die Rosenheimer Ausfahrten wegfallen, rechnet Huber bei Autobahn-Staus mit noch mehr Fernverkehr vor der Haustür. Die Navis würden dann wohl früher ableiten. „Eine Sperrung der Rosenheimer Ausfahrten wäre nicht in unserem Sinn“, stellt er fest; die Gemeinde werde diese Diskussion sehr genau verfolgen müssen.

Auch die Otterfinger Ortsdurchfahrt, die Staatsstraße 2573, muss öfter Ausweichverkehr der A 8 schlucken. „Man kommt dann kaum rein auf die Straße“, berichtet Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD). Ausfahrtsverbote im Raum Rosenheim würden die Situation verschärfen, vermutet er. Falkenhahn sieht in solchen regionalen Sperrungen keine Lösung. „Das Problem wird nur verschoben.“ Er schlägt vor, die Verkehrsführung großräumiger anzugehen und in die Navigationssysteme der Autos einzugreifen. „Einige Straßen sollten für Navis gesperrt werden.“

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