Schon mindestens fünf Touristen gestorben: Bedrückende Todesserie in Griechenland

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Touristen in Griechenland legen eine gefährliche Sorglosigkeit an den Tag: Trotz extremer Hitze brechen viele zu Wandertouren auf. Fünf Urlauber starben bereits, weitere werden vermisst.

Athen – Griechenland wird von einer Hitzewelle überrollt, doch zahlreiche ältere Touristen unterschätzen offenbar die Gefahr. Statt den Empfehlungen von Ärzten und Behörden zu folgen, gehen die Urlauber weiterhin wandern. Seit Anfang Juni kamen deshalb mindestens fünf Urlauber bei Wanderungen ums Leben – weitere werden vermisst. Bei den Hitzeopfern handelte es sich laut dpa ausnahmslos um Menschen zwischen 55 und 80 Jahren.

Historische Hitzewelle in Griechenland: Wandertouren von Touristen enden tragisch

Die griechischen Behörden rufen die Menschen im Land zur Arbeit von zu Hause auf, Schulen bleiben teilweise geschlossen. Der Zivilschutz rät, sich nicht in der Sonne aufzuhalten, die Fensterläden zu schließen, ausreichend zu trinken und nur leicht zu essen. Die Hitzewelle trifft Athen und andere Landesteile in diesem Jahr Experten zufolge besonders früh. „Diese Hitzewelle wird in die Geschichte eingehen“, sagte der Meteorologe Panagiotis Giannopoulos im öffentlich-rechtlichen Sender ERT. Es sei das erste Mal, dass die Hitze so früh komme. Teilweise waren bis zu 45 Grad möglich. Doch trotz der hohen Temperaturen und den täglichen Warnungen der Behörden, brachen zahlreiche Touristen weiterhin zu Wandertouren auf.

Der erste Hitzetote in diesem Sommer war ein bekannter Journalist aus Großbritannien. Der 64-jährige BBC-Moderator Michael Mosley war Anfang Juni auf der griechischen Insel Symi als vermisst gemeldet worden. Erst Tage danach fand man seine Leiche. Der Mann sei zum Wandern aufgebrochen und habe an einer Stelle eine falsche Route genommen, teilten die Behörden mit. Wenig später kam auch auf der griechischen Insel Kreta ein 80 Jahre alter Tourist beim Wandern ums Leben. Auf Samos wurde ein 74 Jahre alter Niederländer nach einer Wandertour zunächst vermisst und später ebenfalls tot aufgefunden. Auch auf der Insel Matraki starb ein 55-jähriger Tourist aus den USA, der eine Wanderung machte. Auf Kreta brach ein 70-jähriger Urlauber am Strand zusammen und starb.

Wanderin Wanderweg  Kloster  Varlaam, Hintergrund  Kloster  Roussanou, Meteora-Kloester, Griechenland
Eine Wanderin auf dem Weg vor dem Kloster von Varlaam in Griechenland (Symbolbild). © IMAGO/P. Royer/blickwinkel

Todesserie könnte weitergehen: Mehrere Menschen bleiben vermisst

Sorge bereiten auch die Vermissten. Auf der Insel Amorgos etwa wird seit rund einer Woche ein US-Amerikaner gesucht, der zu einer Wanderung aufgebrochen war. Auf Sikinos werden weiterhin zwei ältere Wanderinnen aus Frankreich vermisst. Griechische Medien berichten insgesamt von einer großen Sorglosigkeit der Urlauber. Manche sollen direkt nach dem Mittagessen oder nach dem Konsum von Alkohol mit ihrer Wanderung begonnen haben. Teilweise hatten die Touristen keine Navigationsmöglichkeit wie etwa eine Landkarte oder ein Handy dabei und waren in unwegsamen Gelände unterwegs – teils auch in Gebieten ohne Handy-Empfang, so die Berichte.

„Viele unterschätzen [...] die Anstrengungen, die mit einer Wanderung in der prallen Sonne verbunden sind“, sagte der Athener Kardiologe Thomas Giannoulis der dpa. „Die Temperatur kann bei 37 Grad im Schatten in der Sonne gerne auf bis zu 60 Grad steigen.“ Dadurch sei die Gefahr groß, zu dehydrieren und einen Hitzschlag zu erleiden. „Und diese Gefahr steigt, je älter ein Mensch ist“, erklärte er weiter. Zudem warnt der Experte davor, sich alleine auf den Weg zu machen. Denn bei einem Hitzeschlag verliere man Zeitgefühl und Orientierung und könne sich selbst nicht mehr helfen. Einfach nur Wasser trinken, reiche nicht. „Ein Hitzschlag muss schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden‘“, so der Mediziner.

Während sich Touristen im Urlaub eigentlich eine Pause gönnen könnten, ist das für die einheimische Bevölkerung nicht so leicht. Wer etwa in der Tourismusbranche arbeitet, muss auch bei hohen Temperaturen weiterarbeiten. „Wir haben keine Wahl, wir müssen arbeiten, vor allem jetzt zu Beginn der Tourismus-Saison“, sagt Restaurantbetreiberin Elisaveth Robou der Nachrichtenagentur AFP. Immerhin: In Athen schloss das Kulturministerium die meistbesuchte Touristenattraktion Griechenlands, die Akropolis, an zwei Tagen in der Zeit der größten Hitze zwischen 12 und 17 Uhr (bme mit AFP/dpa).

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