Habeck wirbt mit höheren Hauspreisen dank Wärmepumpe: Warum er damit nicht ganz richtig liegt
Bundeswirtschaftsminister Habeck versucht auf seiner Werbetour über die Vorurteile der Wärmepumpen aufzuklären. Doch einige Aussagen sind offenbar zweifelhaft.
Berlin – Es ist das Herzensprojekt von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne): Den Verkauf von Wärmepumpen in Deutschland vorantreiben. Auf seiner Wärmepumpen-Tour wirbt er deshalb mit den Vorteilen der Wärmepumpen – offenbar mit Erfolg: So haben Hersteller ein rasant gestiegenes Interesse festgestellt.
Unter anderem pries der Wirtschaftsminister auf der Werbetour die höheren Werte von Immobilien mit Wärmepumpen an: „Eine Wärmepumpe erhöht den Wert von Gebäuden. Wir haben ausgerechnet, dass der Quadratmeterpreis von Gebäuden mit Wärmepumpe um 750 Euro höher ist als ohne“, sagte Habeck. Ein genauer Blick zeigt jedoch, dass einige von Habecks Aussagen infrage zu stellen sind.
Förderung von Wärmepumpen: Habeck feiert höhere Hauspreise
Um zunächst einmal klarzustellen: Dass der Wert von Immobilien mit Wärmepumpen an Wert gewinnt, ist keine Neuigkeit. Eine Analyse des Immobilienportals Jacasa hatte im Jahr 2023 gezeigt, dass Häuser mit sinkender Energieeffizienz an Wert verlieren und der Quadratmeterpreis niedriger ist. Es ist allerdings auch zu beachten, dass nicht nur die Energieklasse eine Rolle spielt, sondern auch andere Informationen wie Standort, Baujahr und die Größe, sagte der Björn Kolbmüller, Geschäftsführer von Jacasa.
Auch laut einer Analyse des Immobilienportals Immoscout24 sind vor allem Häuser der höchsten Energieklassen A und B preisstabil, während in den niedrigeren Klassen deutliche Preisabschläge zu verzeichnen sind. In einer Auswertung vom 6. August heißt es zudem, dass der Einbau von Wärmepumpen und Photovoltaik in Gebäuden einen Preisunterschied von 40 Prozent machen kann. Auf diese Studie bezog sich Habeck offenbar, als er über die Vorteile der Wärmepumpen schwärmte und auch auf den steigenden Wert der Immobilien hinwies.
Wortwörtlich sagte er: „Es gibt eine Immobilienplattform, die verglichen hat, was ein Haus ohne und mit Wärmepumpe kostet. Und die mit Wärmepumpen haben einen höheren Wert von über 40 Prozent.“ Eine Rückmeldung auf unsere Anfrage beim Bundeswirtschaftsministerium, ob sich Habeck wirklich auf jene Studie steht, steht noch aus.
Habeck klärt über Vorurteile von Wärmepumpen auf – Aussagen infrage zu stellen?
Allerdings verweist das Immobilienportal selbst darauf, dass Wärmepumpen häufiger in Neubauten vorzufinden sind, welche aufgrund der Baukosten einen höheren Kaufpreis aufweisen als Objekte im Bestand. Auch haben diese Gebäude insgesamt eine bessere Energieeffizienzklasse, was sich – neben der Lage – ebenfalls positiv auf den Verkaufspreis auswirkt, schreibt das Immoportal. Ein Firmensprecher sagte zu Bild, Habeck habe aus einer Analyse über Solaranlagen und Wärmpumpen einen „Satz rausgezogen, ohne diesen weiter einzuordnen“.
Meine news
Habeck feiert höhere Hauspreise bei Immobilien mit Wärmepumpen – was ist dran?
Habecks zweite Aussage über die hohen Quadratmeterpreise um 750 Euro sollte man ebenfalls mit Vorsicht genießen. Wie sich herausstellte, handelt es sich in erster Linie gar nicht um eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums. Habeck habe sich auf eine Auswertung von empirica bezogen, berichtet die Berliner Zeitung.
Auch diese Aussage Habecks bedarf einer Einordnung. „In unseren Berechnungen wird nicht gemessen, welchen Effekt der Einbau einer Wärmepumpe auf den Objektwert ausübt“, schrieben die Studienautoren am Freitag in einer Mitteilung. Es werde lediglich gemessen, welchen Beitrag verschiedene Energieeffizienzklassen auf den Objektwert haben. Es stellt sich also die Frage, ob die Schlussfolgerung allein auf Wärmepumpen zu ziehen bei Habeck nicht zu ungenau war.
Erreicht Habeck das Wärmepumpen-Ziel? Kritik an Nachteilen für die Mieter und Vermieter
Habecks Ziel ist es, dass ab 2024 jährlich mindestens 500.000 neue Pumpen zum Heizen von Häusern installiert werden – bis 2030 sollen es sechs Millionen werden. Im Koalitionsvertrag der Ampel ist verankert, dass neue Heizungen ab 2024 einen Anteil von 65 Prozent Erneuerbarer Energie haben müssen. Im vergangenen Jahr wurden 150.000 Wärmepumpen in Deutschland verbaut, erläuterte Habeck.
Gewerkschaften weisen jedoch auch auf finanzielle Nachteile von Mietern und Vermietern gegenüber Eigentümern hin. „Gerade viele Mieter müssten auch in den indirekten Genuss eines Sozialbonus oder Speedbonus kommen können wie Selbstnutzer“, sagte GdW-Chef Axel Gedaschko gegenüber der Berliner Zeitung. So aber sei es eine totale Ungleichbehandlung zulasten der Mieter, da Investitionskosten zukämen, die viel weniger vom Staat gefördert werden. (bohy)