Es hagelt 4er, aber einer bekommt die 1: Noten zum DFB-Remis in Ungarn
Deutschland war im letzten Spiel des Jahres in Ungarn zu Gast. Für beide Teams ging‘s in der Nations League um nichts mehr. Noten und Einzelkritik.
München/Budapest – Wie läuft ein Spiel, in dem es sportlich um rein gar nichts mehr geht?
Zumindest nicht so, wie das Spiel am Samstag gegen Bosnien, als die DFB-Elf die Gäste nach wenigen Sekunden bereits in Rückstand gerieten. Aber mit neun neuen Stars in der Startelf war ein ähnliches Feuerwerk im unbedeutenden letzten Gruppenspiel der Nations League gegen Ungarn nicht zwingend zu erwarten.
Doch die Elf von Julian Nagelsmann tat sich gegen tief stehende Ungarn sehr schwer und schaffte es im ersten Durchgang kaum, die Gastgeber in Gefahr zu bringen.
DFB-Team zur Pause torlos in Ungarn: Nübel macht auf sich aufmerksam
Zu viele Ungenauigkeiten sorgten dafür, dass vor allem Keeper Alexander Nübel sich auszeichnen konnte. So ging es torlos in die Pause.
In der 62. Minuten gab‘s dann die erste dicke DFB-Chance. Bezeichnenderweise durch Joke Kai Havertz, der nach einer Stunde für Julian Brandt ins Spiel kam. Doch der Arsenal-Star scheiterte mit seinem Abschluss am Pfosten.

Deutschland nur remis gegen Ungarn: Koch wird zum tragischen Held
Kurz darauf stand dann wieder Nübel im Blickpunkt. Der VfB-Keeper vereitelte nämlich in der 67. Minute in absoluter Manuel-Neuer-Manier den Führungstreffer der Ungarn.
Diesen erzielte dann doch die deutsche Mannschaft. Nach einer Ecke scheiterte Nico Schlotterbeck zunächst mit seinem Kopfball, doch Felix Nmecha drückte die Kugel dann zum 1:0 über die Linie (77.).
Am Ende sollte der knappe Vorsprung aber nicht reichen, denn in der Nachspielzeit bekam Robin Koch im Strafraum den Ball an die Hand. Den streitbaren Strafstoß verwandelte Dominik Szboszlai dann eiskalt zum 1:1-Ausgleich (90.+9).
Alexander Nübel
Die Torwart-Rotation gab es in Budapest das letzte Mal zu sehen. Gegen Ungarn durfte der Stuttgarter wieder ran. Nach 23 Minuten durfte er sich erstmals auszeichnen und parierte einen Schuss aus zentraler Position von Schäfer. Kurz vor der Halbzeit machte er sich bei einem Versuch von Nagy lang. Gegen Varga zeigte er einen starken Reflex (67.) und hielt zunächst die Null fest. Nübel war ein definitiv ein Rückhalt im Tor, musste dann aber den frechen Elfer von Szaboszlai in der Nachspielzeit schlucken. Note: 1
Joshua Kimmich
Der Kapitän zieht durch: Während zahlreiche DFB-Stars gegen Ungarn geschont wurden, stand Kimmich in der Startelf – trotz Knöchelblessur. In wenigen Aktionen merkte man jedoch, dass der Lehrgang auch ihn Körner gekostet hat. Note: 3 (ab 46. Robin Gosens: Hatte nach seiner Einwechslung gleich einen Torabschluss. Fügte sich gut ein. Note: 3)
Robin Koch
Unauffällig, aber ordentlich – so lässt sich die Spielweise von Koch zusammenfassen. Bis zur 94. Spielminute, dann bekam er den Schuss von Kata an die Hand. Und das DFB-Team kassierte nach dem Elfmeter noch den Ausgleich. Note: 4
Nico Schlotterbeck
Die Spieleröffnung des Dortmunders ist seine große Stärke, das war auch in Budapest häufig zu beobachten. Mit seinen präzisen und mutigen Pässen ins letzte Drittel setzte Schlotterbeck die Offensivspieler regelmäßig gut in Szene. Manchmal ging er dabei zu viel ins Risiko und nahm den Fehlpass in Kauf. Legte per Flugkopfball für Torschütze Nmecha auf. Note: 2
Benjamin Henrichs
Phasenweise wirkte der Leipziger im Positions- und Stellungsspiel in der Defensive etwas orientierungslos. Dafür setzte er mit seinen Flankenläufen in der Offensive Akzente. Note: 3
Robert Andrich
Als Mittelfeldchef gab Andrich nicht nur den Abräumer, sondern auch den Strategen. Mit seiner Robustheit war er stets präsent, offensiv versuchte er die Kollegen mit langen Pässen in Szene zu bringen. Note: 3
Felix Nmecha
Anders als die nominellen Mittelfeldstrategen der Zukunft – Aleksandar Pavlovic und Angelo Stiller – ist der Dortmunder keine Passmaschine. Nmecha war engagiert und staubte zum 1:0 ab. Note: 3
Leroy Sané
Vorne mit der einen oder anderen sehenswerten Einzelaktion, aber insgesamt war der Auftritt von Sané zu schludrig. Vor allem in der Rückwärtsbewegung ließ er seine Hintermänner häufig alleine. Note: 4 (ab 80. Tim Kleindienst, o.B.)
Julian Brandt
Mit Schludrigkeiten und misslungenen Kunststückchen sorgte der Dortmunder für Ballverluste. Das Kurzpassspiel mit den Offensiv-Kollegen klappte zwar auch auf engstem Raum, aber annähernd Akzente wie „Wusiala“ konnte er nicht setzen. Note: 4 (ab 61. Florian Wirtz, o.B.)

Chris Führich
Im Dribbling war Führich für Überraschungsmomente gut, im Passspiel agierte der Stuttgarter jedoch zu ungenau. Für ihn wird es schwer, sich künftig zu empfehlen. Note: 4 (ab 61. Jamal Musiala, o.B.)
Serge Gnabry
Wirkte im Sturmzentrum als falsche Neun verloren. Zwar hatte er gute Aktionen und Abschlüsse mit dem Rücken zum Tor – doch ein klassischer Mittelstürmer wie Niclas Füllkrug, Deniz Undav oder Tim Kleindienst ist er nicht. Note: 4 (ab 61. Kai Havertz, o.B.)
Aus der Puskas-Arena in Budapest berichtet Manuel Bonke