„Rasenmäher-Eltern“: Schädliche Erziehungsmethode kann bei Kindern Ängste auslösen
Im schlimmsten Fall trainieren sie ihren Kindern ohne es zu wollen Versagensängste an. Eine Expertin erklärt, was sich hinter der Erziehungsmethode „Rasenmäher-Eltern“ verbirgt.
Abschlepper-Eltern und Rasenmäher-Eltern haben eines gemeinsam: Sie wollen das Beste für ihr Kind. Doch genau das kann problematisch werden. „Nämlich dann, wenn Eltern wie ein Rasenmäher alle Hindernisse im Leben ihres Kindes umpflügen“, sagt die Psychologin und Pädagogin Jenny Grant Rankin BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.
„Solche Rasenmäher-Eltern sind schädlich für ihre Kinder“, warnt sie. Der Begriff komme daher, dass Rasenmäher-Eltern (engl. lawnmower parents) „alles stehen und liegen lassen“ würden, sogar die Arbeit, um zu Hause vergessene Hausaufgaben zu holen und sie dem Kind schnell in die Schule zu bringen. Ähnlich wie Helikoptereltern. Doch was ist daran so bedenklich?

„Rasenmäher-Eltern können bei ihren Kindern Ängste auslösen“
Rankin ist Mitglied der amerikanischen Bildungsinstitution (AERA) und Hochbegabtenvereinigung Mensa. Sie hat mehrere Bücher zum Thema Bildung geschrieben und erklärt, was das Problem an Rasenmäher-Eltern ist: „Wenn wir unsere Kinder erziehen, sollte unsere Aufgabe als Eltern darin bestehen, sie auf eine Zukunft ohne uns vorzubereiten.“ Eltern sollten ihrem Nachwuchs nur „Orientierung geben“, sagt sie BuzzFeed News Deutschland.
„Kinder sollten lernen, mit Problemen umzugehen und selbständig Entscheidungen zu treffen, ohne dass sich ihre Eltern einmischen“. Nur so könnten Kinder den sogenannten „Grit“ entwickeln, der ihnen später hilft, erfolgreich zu sein. „Grit ist für die Entwicklung der Kinder wertvoller als die finanzielle Situation ihrer Eltern, wertvoller als Intelligenz. Und diesen Grit entwickeln sie nur, wenn wir sie eigene Kämpfe kämpfen lassen“, sagt sie. Das fange schon beim Spielen an, bei dem viele Eltern ihre Kinder immer nur gewinnen lassen. „Das kann sie später mal den Job kosten“, warnt die Pädagogin aus Laguna Beach (Kalifornien).
„Kinder von Rasenmäher-Eltern haben später mehr Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, weil sie ihre Probleme eher auf andere schieben“, sagt sie. „Rasenmäher-Eltern können bei ihren Kindern Ängste auslösen“, sagt Rankin, denn sie würden nicht lernen, mit Niederlagen umzugehen und entwickeln deswegen als Erwachsene eher Depressionen oder Angststörungen. Rasenmäher-Eltern zu sein habe also „erhebliche Auswirkungen“, die lange anhielten, auch Jahrzehnte nachdem die Kinder schon aus dem Haus seien.

Immer mehr Rasenmäher-Eltern: „Sie versuchen zu kompensieren“
Rankin hat das Gefühl, dass Rasenmäher-Eltern eher mehr als weniger werden. Warum? Weil Eltern „überkompensieren“ und sich viel mehr Druck machen, als Eltern vor 50 Jahren. „Ich glaube, heute gibt es zumindest bei uns in den USA eine Reihe von Problemen, die sich verschlimmern. Zum Beispiel haben soziale Medien einen schlechten Einfluss auf das Selbstwertgefühl von Kindern und Jugendlichen, es passiert viel Negatives auf der Welt“, sagt sie.
„Eltern, die viele dieser Dinge als Kinder nicht erlebt haben, versuchen, das zu kompensieren und wollen, dass ihr Kind nichts von dieser Negativität abbekommt.“ Dieses Verlangen, den Kindern negative Emotionen zu ersparen, habe es ihrer Meinung nach vor 50 Jahren nicht gegeben. Vielleicht einer der Hauptunterschiede zwischen Millennial-Eltern und Boomer-Eltern, vermutet sie. Besonders gefährdet seien bei diesem Erziehungsfehler geschiedene Eltern, da sie ihrem Kind weiteres Trauma ersparen wollen. „Zu einem gewissen Grad ist das okay, aber viele Eltern gehen dann zu weit“, sagt Rankin.