„Hatte oft blaue Flecken“: Mutter (43) misshandelt jahrelang ihre Kinder

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Ebersberg
  4. Vaterstetten

Kommentare

Das Amtsgericht in Ebersberg. © sro

Über Jahre hinweg misshandelte eine 43-jährige Ukrainerin ihre Kinder körperlich und seelisch. Ihre Tochter (15) sagte nun vor dem Ebersberger Amtsgericht gegen die dreifache Mutter aus.

Vaterstetten – Es ist der Mut einer 15-jährigen Schülerin, der Richter Frank Gellhaus und die beiden Schöffen am gestrigen Verhandlungstag im Ebersberger Amtsgericht sichtlich beeindruckte. Mit zittrigen Händen berichtete das Mädchen dort über eine Stunde lang von den jahrelangen Misshandlungen seiner Mutter. Die verfolgte die Aussage ihrer Tochter unter Tränen von der Anklagebank.

„Familiäre Konflikte sind für alle Beteiligten schwierig. Dass sie sich also hier hingesetzt und gegen ihre Mutter ausgesagt hat, ist eine sehr mutige Entscheidung“, betonte der Richter später in seinem Urteil. Er hatte, ebenso wie die Staatsanwältin und der Verteidiger, keinen Zweifel an den Schilderungen der jungen Ukrainerin.

Mutter (43) kämpft mit Aggressionsproblem – Kinder landen in Pflegefamilie

Zusammen mit ihrer älteren Schwester, ihrem kleinen Halbbruder, der Oma und der Mutter war das Mädchen kurz nach Kriegsbeginn aus der Westukraine nach Deutschland geflohen. Nachdem die Familie hierzulande monatelang bei einer Gastfamilie untergekommen war, bezog sie Ende 2022 ein Haus in Vaterstetten. „Das Zusammenleben dort war immer schwierig. Sie hat ein Problem mit Aggression“, erzählte die Schülerin in brüchigem Deutsch von den Momenten, in denen ihre Mutter die Selbstbeherrschung verlor. „An einem Tag war die Welt in Ordnung, am andern nicht mehr.“

 An einem Tag war die Welt in Ordnung, am andern nicht mehr.

Schon in der Ukraine sei der Angeklagten, 43 Jahre, Informatikerin, öfter die Hand ausgerutscht. „Sie hat auch gerne mal zum Gürtel gegriffen“, schilderte die Tochter vor Gericht von den regelmäßigen körperlichen Übergriffen. Auch in Deutschland seien die Schülerin, ihre mittlerweile 18-jährige Schwester und der vierjährige Halbbruder nicht von den Ausrastern ihrer Mutter verschont geblieben.

Bilder und Video zeugen von Gewalt an Kindern: Richter urteilt Bewährungsstrafe

Ohrfeigen, Schläge mit dem Hausschuh, Prügel mit einem Ladekabel: „Wir konnten nicht zuordnen, warum sie das macht. Ich hatte oft blaue Flecken“, gestand die Schülerin. Laut Anklage summierten sich die körperlichen Angriffe auf mehr als 100. Als die Angeklagte ihre 15-jährige Tochter eines Abends mit einem Küchenmesser bedrohte, zog diese aus und wendete sich an die Polizei. „Wir sind dann in eine deutsche Familie gekommen“, sagte die 15-Jährige.

Bilder von den roten Striemen am Unterarm der Schwester, abgebildet mit einem Projektor im Gerichtssaal, zeugten von der Gewalt. Ein Video zeichnete sogar eine der lautstarken Auseinandersetzungen in der Familie auf. Angesichts der Beweislast riet der Richter der Angeklagten zu einem Geständnis. Die 43-Jährige hatte bis dato geschwiegen.

Unter Nachdruck des eigenen Verteidigers gab die Frau die Misshandlungen schließlich zu. „Ihr tut es sehr leid“, unterstrich ihr Anwalt. Er sah im Verhalten der Ukrainerin eine mögliche psychische Erkrankung. Therapieansätze habe es bereits gegeben. Nicht ausreichend, argumentierten Staatsanwältin und Gericht. Letzteres verurteilte die Frau zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten sowie einer Therapie.

Auch interessant

Kommentare