Veteranentag trotz Kritik: Deutschland streitet um den richtigen Umgang mit der Bundeswehr

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Beim ersten nationalen Veteranentag würdigt die Bundeswehr die Arbeit von aktiven und ehemaligen Soldatinnen und Soldaten. Doch es gibt auch Kritik.

Berlin – Vor mehr als 20 Jahren sagte der damalige sozialdemokratische Verteidigungsminister Peter Struck (SPD), dass „unsere Sicherheit auch am Hindukusch“ verteidigt werden müsse. Doch was diese Auslandseinsätze den Soldatinnen und Soldaten und deren Angehörigen abverlangen, wird zu wenig gewürdigt. Daher soll der bundesweit erste Nationalen Veteranentag am Sonntag (15. Juni) die Arbeit von aktiven und ehemaligen Menschen der Truppe würdigen.

Im Zentrum der rund 100 Veranstaltungen steht ein Bühnenprogramm vor dem Reichstagsgebäude in Berlin (ab 13.00 Uhr). Neben einem Grußwort von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) und Podiumsdiskussionen ist auch Live-Musik geplant. Auftreten sollen der Sänger Michael Schulte, die Band Glasperlenspiel, Laith Al-Deen und die Big Band der Bundeswehr.

Die Bundesregierung will mit dem Veteranentag das Band zwischen Bundeswehr und Gesellschaft stärken. Daher soll es konkret um Themen wie Verwundungen, psychische Erkrankungen und Integrationsprobleme gehen. Als Veteran oder Veteranin gilt, wer als Soldat oder Soldatin der Bundeswehr im aktiven Dienst steht oder aus dem Dienstverhältnis ehrenhaft ausgeschieden ist. Das sind seit Gründung der Bundeswehr rund zehn Millionen Frauen und Männer.

Dabei gibt es gibt viel Kritik von Ehemaligen. So zitiert das ZDF einen Ex-Soldaten: „Was ich vermisst habe, ist das politische - die Übernahme der Verantwortung für das, was uns in Afghanistan oder im Kosovo passiert ist. In den Einsätzen wo wir waren. Als wir verwundet nach Hause gekommen sind. Da gab es niemanden, der uns aufgefangen hat. Das ist heute Gott sei Dank deutlich besser.“

Veteranentag: Akt der Anerkennung der Truppe

Derweil fordert der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Thomas Röwekamp, eine Debatte über eine allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen. Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte der CDU-Politiker, der Veteranentag sei nicht nur ein Akt der Anerkennung für die Soldaten im Land, sondern auch ein wichtiger politischer Impuls. 

Nationaler Veteranentag
Zum ersten nationalen Rekrutentag warten Soldatinnen und Soldaten vor dem Abgeordnetenhaus in Berlin auf das Gelöbnis. © Bernd von Jutrczenka/dpa

„Wir stehen vor der sicherheitspolitisch herausforderndsten Lage seit Jahrzehnten. Die Wehrhaftigkeit unseres Landes und die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft rücken wieder in den Fokus“, sagte Röwekamp. „In diesem Zusammenhang ist eine breite gesellschaftliche Debatte über eine allgemeine Dienstpflicht überfällig – für Frauen wie Männer, in militärischen wie zivilen Bereichen.“

Die Linke kritisiert die Aktion als solche. Dietmar Bartsch etwa zitiert das ZDF wie folgt: „Wenn wir die gesamte Entwicklung sehen, Kriegstüchtigkeit, Aufrüstung, Veteranentag, dann ist das Problem, dass unsere Gesellschaft in eine Richtung abdriftet, die immer mehr in Richtung Verteidigung, Aufrüstung geht. Ich sehe das als sehr problematisch an. Wir wissen aus der Geschichte, was das bedeutet. Eine heutige Eskalation, die in einem Atomkrieg enden kann, ist eine Katastrophe und deshalb wünsche ich mir Nachdenklichkeit am Veteranentag.“

Debatte über Wehrpflicht für Männer und Frauen

In der Politik wird derzeit über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht debattiert. Unionsfraktionschef Jens Spahn hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, mit den Vorbereitungen für eine Rückkehr zur Wehrpflicht zu beginnen. Aus der SPD-Fraktion im Bundestag kamen dazu zurückhaltende Äußerungen. 

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD kommt das Wort „Wehrpflicht“ nicht vor. Darin heißt es stattdessen: „Wir schaffen einen neuen attraktiven Wehrdienst, der zunächst auf Freiwilligkeit basiert.“ Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte zuletzt aber deutlich gemacht, dass die vereinbarte Freiwilligkeit nur gilt, wenn der Bedarf an Soldaten auf diesem Weg gedeckt werden kann. (mit afp/dpa

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