Deutscher Discounter reagiert auf Trumps Zölle – und macht sich unabhängig
Die Lidl-Reederei kauft neue Containerschiffe für hunderte Millionen Euro. Dahinter steckt eine Strategie – die den deutschen Discounter unabhängiger machen soll.
Hamburg – Die deutsche Discounter-Kette Lidl investiert jetzt in eigene Containerschiffe. Schon länger betreibt sie die eigene Reederei „Tailwind“. Doch auf die bisher gecharterten kleineren Handelsschiffe will man jetzt verzichten. Stattdessen kauft sich die Discounter-Kette, die zur Schwarz Gruppe gehört, fünf neue Containerschiffe. Der Wert des Auftrags soll 600 Millionen Euro betragen, berichtet das Handelsblatt.
Pläne der Lidl-Reederei: Was die neuen Containerschiffe erreichen sollen
Die Reederei Tailwind wurde während der Corona-Pandemie gegründet. Die neu bestellten Containerschiffe sollen jeweils 8400 Standardcontainer transportieren können. Sie sollen größtenteils auf der Route zwischen Europa und Asien eingesetzt werden. Diese Route sei für Lidl von zentraler Bedeutung, weil sie die effiziente Versorgung der europäischen Filialen mit Waren aus Asien sicherstellt, berichtet das Branchenportal Markt und Mittelstand.
Mit eigenen Containerschiffen auf höhere Flexibilität in der Lieferkette zu setzen, könnte sich zukünftig auszahlen. „Aufgrund der Zollstreitigkeiten und der enormen Unberechenbarkeit im Verhältnis zwischen den USA und China müssen Händler mit der Verlagerung eines beträchtlichen Teils der Nonfood-Produktion aus China in alternative Märkte rechnen, darunter nach Malaysia und Vietnam“, sagt Boris Planer, Handelsexperte und Berater des World Retail Congress gegenüber dem Handelsblatt.
Lidl will durch Investition in Reederei für mehr Unabhängigkeit sorgen
Eine Konzern-eigene Reederei bietet für Handelsunternehmen wie Lidl einige Vorteile. Die Transportkosten auf den Weltmeeren, die je nach globaler Sicherheitslage stark schwanken können, ließen sich so eigenständig steuern, sagt Tailwind-Geschäftsführer Christian Stangl gegenüber der Welt. Diese Strategie erwies sich als erfolgreich, als die Huthi-Rebellen im Roten Meer und am Suezkanal gezielt westliche Handelsschiffe mit Raketen angriffen. Die weltweite Logistik geriet durcheinander, die Containerpreise stiegen auf über 10.000 US-Dollar und es kam zu Lieferverzögerungen.
Im Gegensatz zu den Mitbewerbern, die hauptsächlich auf große Anbieter wie Hapag-Lloyd, Maersk oder MSC setzen, konnte Lidl seine Flotten und Lieferungen direkt über die eigene Infrastruktur mit Tailwind steuern. Nach den Angriffen der Huthi lenkte das Unternehmen seine Schiffe kurzfristig entlang der südafrikanischen Küste am Kap der Guten Hoffnung und passte die Kapazitäten an die jeweiligen europäischen Zielhäfen an.