Ab März 2024 - 106 Grundversorger erhöhen Preise für Strom - wer betroffen ist, was zu tun ist
- Im Video: Der größte Stromfresser im Haushalt, den nur wenige auf dem Schirm haben
„Die Großhandelspreise für Strom sind deutlich gefallen gegenüber 2022. Dennoch ist das Preisniveau höher als vor dem russischen Angriffskrieg. Daran wird sich so schnell nichts ändern“, sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, kürzlich in einem Interview. Und er betonte auch: „Die Zeit der billigen Energie ist vorbei. Jedenfalls solange wir noch große Mengen konventionell erzeugter Energie verbrauchen.“
Haushalte müssen sich ab März in vielen Regionen auf höhere Strompreise einstellen. Von den 164 Versorgern in Deutschland planen 87 im März und weitere 19 im April Preiserhöhungen. Nur 19 Energiebetreiber planen Preissenkungen, das geht aus einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox vor, die FOCUS online vorliegt. Über die Analyse hatte zunächst die „Bild“-Zeitung berichtet.
Für die Berechnung hat das Vergleichsportal den Jahresverbrauch (4000 Kilowattstunden) eines Drei-Personen-Haushalts zugrunde gelegt. Im Durchschnitt müssen die Betroffenen 172 Euro auf das Jahr gerechnet mehr bezahlen.
Am deutlichsten fällt die Preiserhöhung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg aus. Die Kunden müssen ab April mit 22,5 Prozent höheren Strompreisen rechnen. Der Durchschnittshaushalt zahlt im März noch 1634 Euro, ab April sind es 2002 Euro. Bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden betragen die Mehrausgaben also 368 Euro. Auf den Monat gerechnet sind das knapp 31 Euro mehr.
Auch die Kunden der WSW Energie & Wasser müssen mit höheren Preisen rechnen. Die Preiserhöhung beträgt 15,6 Prozent. Ein Drei-Personen-Haushalt zahlt ab 1. März 267 Euro mehr.
Bei den Stadtwerken Trostberg steigen die Preise ab April um zehn Prozent. Haushalte müssen 147 Euro mehr für ihren Jahresstromverbrauch bezahlen.
„Die Versorger mit Preiserhöhungen führen höhere Stromnetzgebühren, Beschaffungskosten und Umlagen als Gründe an“, sagt Verena Blöcher, Pressesprecherin von Verivox. „Bei den Neukundenpreisen für Strom sehen wir nach wie vor keine Preissteigerung in diesem Jahr.“ Mit anderen Worten: Wechseln lohnt sich. Günstiger Strom im Neukunden-Tarif ist bereits ab 27 Cent pro Kilowattstunde zu haben, das geht aus Berechnungen der beiden größten Vergleichsportale in Deutschland hervor.
Warum steigen die Stromkosten bei vielen Grundversorgern?
Das neue Heizgesetz sorgt für die aktuelle Preiserhöhung. Bis 2045 müssen die Kommunen und Städte umrüsten und ihre Wärmeplanung abgeschlossen haben. Dann soll jede neue Heizung in Deutschland verpflichtend mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
Angesichts der hohen Ausgaben in die Infrastruktur ihrer Netze haben erste Stadt- und Gemeindewerke angekündigt, die Netzentgelte pro Kilowattstunde Strom in den kommenden Jahren zu erhöhen. Die Einnahmen sollen dann in den Ausbau der Wärmenetze fließen.
So bremsen Haushalte die Preisexplosion
Um das höchste Sparpotential auszuschöpfen, sollten Haushalte die günstigsten Arbeitspreise der Anbieter in Ihrem Ort kennen. Dabei helfen Vergleichsportale, Verbraucherschutzzentralen oder ein Anruf bei den Energieversorgern. Im Idealfall sparen Sie mehrere Hundert Euro pro Jahr.
FOCUS online rät: Prüfen Sie die Preisgarantien und Preisanpassungsklauseln. Binden Sie sich zwei Jahre an den Anbieter und gewährt dieser Ihnen nur eine dreimonatige Preisgarantie, müssten Sie im Falle einer Preiserhöhung ab dem vierten Monat mehr für Strom bezahlen. Es gilt auch: Im ersten Jahr gilt oft ein Wechsel-Bonus. Fällt er ab dem 13. Monat weg, kann es zu steigenden Grundgebühren und Kilowattstundenpreisen kommen.