„Nirgendwo sonst auf der Erde“: Sensationeller Höhlen-Fund beweist mysteriöses Ritual aus der Steinzeit

  1. Startseite
  2. Welt

KommentareDrucken

Bahnbrechende archäologische Entdeckung in Australien: Ein Aborigine-Ritual soll bereits in der Steinzeit ausgeführt worden sein. Was genau ist gemeint?

Melbourne – Wie haben sich die Menschen in der Steinzeit verhalten? Darüber können auch Archäologen meist nur mutmaßen. Nun aber haben Experten in Australien Beweise für ein indigenes Ritual gefunden, das offenbar seit 500 Generationen – von vor 12.000 Jahren bis ins 19. Jahrhundert – ununterbrochen praktiziert wurde. Das ergab eine Studie.

Sensations-Funde von vor 12.000 Jahren in Höhle in australischem Bundesstaat Victoria

Es gebe bemerkenswerte Funde in einer Höhle im Südosten des Landes. Dabei wurden Holzartefakte von vor 11.000 bis 12.000 Jahren freigelegt. Studienautor Bruno David von der Monash University sagte in einer Pressemitteilung: „Nirgendwo sonst auf der Erde wurden archäologische Beweise für eine sehr spezifische kulturelle Praxis zuvor so weit zurückverfolgt.“ Auch in Niedersachsen wurde jüngst ein bedeutender historischer Fund gemacht.

Einer der beiden Stöcke, mit dem die Rituale durchgeführt wurden.
Einer der beiden Stöcke, mit dem die Rituale der Aborigine durchgeführt wurden. © Gunaikurnai Land and Waters Aboriginal Corporation

Die Ergebnisse der Studie wurden in der Zeitschrift Nature Human Behaviour veröffentlicht und werfen Licht auf das reiche kulturelle Erbe der GunaiKurnai – einer australischen Aborigine-Nation, die zu den ältesten lebenden Kulturen der Welt gehört. Die Ausgrabungen hatten auf Einladung der Aborigine-Ältesten der GunaiKurnai in der Cloggs Cave im Bundesstaat Victoria durchgeführt.

Holzartefakte aus Australien deuten auf Aborigine-Ritual hin

Dabei wurden zwei Miniatur-Kamine freigelegt, in denen jeweils ein einzelner geformter Stock aus Kasuarinenholz steckte. Eine chemische Analyse beider Stöcke ergab, dass sie mit tierischem oder menschlichem Fett bestrichen worden waren, und ungefähr von der letzten Eiszeit zurückzudatieren sind.

Forscher Bruno David und der GunaiKurnai Elder Uncle Russell Mullett in der Cloggs Cave.
Die Forscher Bruno David und der GunaiKurnai Elder Uncle Russell Mullett in der Cloggs Cave. © Gunaikurnai Land and Waters Aboriginal Corporation

Gekocht oder geheizt aber wurde mit den Stöcken, die nun Australiens älteste bekannte Holzartefakte sind, nicht. Es soll damit ein bestimmtes Ritual von Medizinmännern mit dem Titel eines „Mulla-Mullung“ praktiziert worden sein, das auch schon der Ethongraf Alfred Howitt Ende des 19. Jahrhunderts beschrieben hatte.

Ritual „Mulla-Mullung“ diente der Heilung von Kranken

Und wie lief dieses Ritual ab? Laut Howitt wurde dabei etwas, das einem Kranken gehörte, an das Ende eines Wurfstocks befestigt, der mit menschlichem oder Kängurufett bestrichen war. Der Wurfstock wurde dann schräg in den Boden gesteckt, bevor ein Feuer darunter entzündet wurde. Der Mulla-Mullung sang dann den Namen der kranken Person, und sobald der Stock fiel, war der Zauber vollendet. Howitt nannte auch die Holzart Kasuarinen.

Laut Studienautor David passt alles zusammen: Die Stöcke wurden durch Miniaturfeuer leicht verbrannt, die Holzart stimmt und das Fett auf den Stöcken ebenso. Die Praxis hat also wohl 500 Generationen überdauert. Das Ritual wird allerdings heute von den Aborigines nicht mehr praktiziert. Als weiße Siedler kamen, wurden die Einheimischen aus ihrem Land vertrieben und dieser Teil der Kultur ging verloren.

Verloren gingen auch 99 Prozent der Erdbevölkerung: Vor 800.000 Jahren starben wohl fast alle Menschen aus. (cgsc)

Auch interessant

Kommentare