Jetzt ist auch Nestlé in der Krise: Radikaler Umbau in der Mache
Es steckt Sand im Geschäftsgetriebe: Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé muss nach einem enttäuschenden Quartal erneut seine Jahresziele zusammenstreichen. Der neue Chef geht radikal vor.
Vevey - Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé hat nach einem enttäuschenden Quartal erneut die Jahresziele zusammengestrichen. Der neue Firmenchef Laurent Freixe kappte die Erwartungen, nachdem das Unternehmen die ersten neun Monate zu schwach gewachsen war. Der Vorstand rechnet jetzt mit einem organischen Wachstum des Herstellers unter anderem von Nespresso, Maggi und Kitkat von rund zwei Prozent.
Neuer Chef mit Radikalschlag: Konzernleitung und Strukturen erleben starke Umstellung
Mit einem Umbau der Konzernleitung will Freixe nun Nestlé wieder zum Erfolg führen. Die 2022 vorgenommene Reorganisation der Regionen wird rückgängig gemacht: Die Zonen Lateinamerika und Nordamerika werden wieder zusammengelegt und Greater China in die Asien-Zone integriert. Zudem kommt es zu einigen Wechseln in der Konzernleitung. Der Konzern hatte die Ziele unter seinem früheren Chef in diesem Jahr schon einmal gesenkt.
„Die Konsumentennachfrage hat in den letzten Monaten nachgelassen, und wir erwarten, dass dieses Umfeld verhalten bleiben wird“, sagte Freixe. „In Anbetracht dessen und unserer weiteren Maßnahmen zum Abbau von Lagerbeständen bei Kunden im vierten Quartal haben wir unseren Ausblick für das Gesamtjahr aktualisiert.“ Der Manager hatte erst im August die Führung nach einer langen Karriere beim Lebensmittelkonzern übernommen.
Freixe: Preise sollen nicht zu stark steigen - „Herausforderndes Umfeld“
Zugleich will Freixe die Preise nicht allzu stark erhöhen. Im abgeschlossenen dritten Quartal lag das Plus bei 0,6 Prozent. Gleichzeitig nahmen das Verkaufsvolumen um 1,3 Prozent zu. Im ersten Quartal hatte das Management die Preise noch um 3,4 Prozent hochgeschraubt und dafür weniger verkauft. Im zweiten Quartal stiegen die Preise mit 0,6 Prozent moderater, und die Verkaufsmengen nahmen dafür wieder zu.

Das Umfeld sei weiterhin herausfordernd, sagte Freixe in einer Telefonkonferenz. Konsumenten hielten sich gegenüber globalen Marken im Zusammenhang mit den geopolitischen Spannungen zurück. Zudem hätten Kunden ihre Lagerbestände reduziert. In den ersten neun Monaten setzte Nestle 67,1 Milliarden Franken (rund 71,4 Mrd Euro) um. Das entspricht einem organischen Wachstum von 2,0 Prozent.
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Starbucks und Nespresso: Kaffee als Wachstumsgigant
Zu den bestverkauften Produkten zählte unter anderem die Kategorie Kaffee mit Marken wie Nescafé, Starbucks und Nespresso - diese steuerten den größten Beitrag zum Gesamtwachstum bei. Das Tierfutter mit der Marke Purina erzielte ein niedriges einstelliges Wachstum. Süßwaren mit Marken wie Kitkat zogen im mittleren einstelligen Bereich an.
Das zuletzt schwächelnde Geschäft mit Gesundheitsprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln legte wieder im tiefen einstelligen Bereich zu. Einen organischen Umsatzrückgang verzeichnete Nestlé hingegen bei Milchprodukten und im Kulinarikgeschäft, wo Kaffeeweißer und Tiefkühlprodukte gemieden wurden. (dpa, lf)