Pläne für Gewerbegebiet Starnberg-Schorn weiterhin sehr umstritten

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Die Pläne für das Gewerbegebiet Schorn sind nach wie vor umstritten (Symbolfoto). © Jens Wolf/ZB/dpa

Dass die Pläne für das Gewerbegebiet Schorn weiterhin sehr umstritten sind, ließ sich bei der jüngsten Stadtratssitzung in Starnberg allein daran ablesen, dass die einzelnen Fraktionen ihre Mitglieder für diesen Tagesordnungspunkt möglichst vollzählig zusammengetrommelt hatten.

Starnberg - Die auf Antrag von Angelika Kammerl (CSU) namentlich durchgeführte Abstimmung über die 53. Änderung des Flächennutzungsplans war zwar nur ein formeller Verfahrensschritt bei der Stadtratssitzung, doch prallten einmal mehr die Grundsatzpositionen von Schorn-Gegnern und Befürwortern in aller Deutlichkeit aufeinander.

„Ist es euch wirklich egal, 40 Hektar Landschaft einfach zuzubauen?“, fragte Franz Sengl namens der Grünen-Fraktion polemisch gefärbt in Richtung der Schorn befürwortenden CSU-Kollegen. Während Sengl das Projekt als „Desaster mit Ansage“ aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen rundum ablehnte, sah eine 18:11-Mehrheit im Plenum in der Realisierung des Vorhabens die einzige Möglichkeit für die Stadt Starnberg, in absehbarer Zeit die dringend benötigten Gewerbesteuereinnahmen zu erzielen: „Es gibt ansiedlungswillige Firmen für Schorn, auch Starnberger Betriebe, die sich gerne vergrößern wollen – die warten nicht auf das Moosaik“, gab Tim Weidner (SPD) als einer der Befürworter zu bedenken. Angelika Kammerl (CSU) erinnerte an die prekäre Haushaltslage der Stadt: „Wir stehen finanziell an der Wand und müssen dringend Einnahmen generieren.“ Die Schorn-Flächen sei im Übrigen „auch für Handwerker
vorgesehen, das wird kein reiner Technologie-Campus!“ Kammerl schoss den Pfeil in Richtung Grüne zurück, die ihrer Ansicht nach den Blick vor der Realität verweigerten: „Wo sind denn die angeblichen Alternativ-Standorte für Gewerbe? Hat Starnberg da etwa noch Kapazitäten? Ich glaube nicht“, so die 2. Bürgermeisterin. Rathauschef Patrick Janik, Schorn-Befürworter, schaltete sich zu Sengls „Desaster“-Stichwort ebenfalls ein: „Das wirtschaftliche Risiko trägt der Grundstückseigentümer, nicht die Stadt Starnberg.“ Derweil argumentierte der Schorn-skeptische WPS-Stadtrat Ralf Breitenfeldt: „Nach meinem Kenntnisstand gibt es gar keine Bedarfsanalyse für dieses Gewerbegebiet.“

Trinkwasser-Gefährdung, Flächenverbrauch und fachliche Fehler ins Feld geführt

Die im Ortsteil Wangen, also unweit von Schorn lebende Biologin Ursula Lauer (Grüne), positionierte sich einmal mehr deutlich gegen das landschaftsverbrauchende Gewerbegebiet und sagte unter Anführung der Aspekte Trinkwasser-Gefährdung und Ackerflächen-Schwund: „Wir handeln hier gegen höhere Interessen.“ Flächenverbrauch sei absolut nicht zeitgemäß, so Lauer, die zudem bemängelte, dass die Unterlagen zum Ausgleichflächenkonzept für Schorn veraltet seien und „ganz viele fachliche und sonstige Fehler“ beinhalteten, etwa die Darstellung, das Gebiet Schorn sei bereits komplett erschlossen: „Diese Fehler dürften es leicht machen, das Verfahren zu kippen“, befand Lauer. An dieser Stelle merkte Stadtbaumeister Stefan Weinl an: „Am Beginn eines solchen Verfahrens steht man auch am Beginn eines Erkenntnisgewinnungsprozesses.“ Momentan befinde man sich „auf der Ebene des Flächennutzungsplanes und noch nicht im rechtsverbindlichen Bauleitplanverfahren“.

Für Otto Gassner (UWG) wäre eine starke Verkehrsentwicklung nachrangig

Otto Gassner (UWG) bemühte zur Beruhigung der Gemüter die Historie, und das mit Süffisanz: „Wir haben offenbar einen Zielkonflikt – es wäre ja wunderschön, wenn wir wieder im Ruhrgebiet und den Braunkohlerevieren im Osten Wirtschaftsstandortentwicklung betreiben könnten, aber so funktioniert das nicht.“ Gassner erinnerte daran, „dass wir bei der Gebietsreform (in der 70er Jahren; Anm. d. Red.) Schorn bekommen haben, damit wir dort ein Gewerbegebiet entwickeln – da muss man dann irgendwann auch springen!“ Einwände wegen des Autobahnanschlusses und der befürchteten starken Verkehrsentwicklung sah er als nachrangig an: „An jeder Autobahn sind Gewerbegebiete angebunden.“ Gassner bleib auch deshalb ein Schorn-Befürworter, weil er dort Chancen für eine Geothermie-Nutzung erkannt haben wollte.

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