Israel-Konsulin über Gaza und Hamas: „Wenn man Terroristen treffen will, trifft das leider auch Krankenhäuser“

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„Ein Deal mit der Hamas wäre ein Pakt mit dem Teufel“, sagt Israels Generalkonsulin Talya Lador-Fresher. Sie verteidigt Israels Vorgehen in Gaza.

Der Angriff der Hamas auf Israel ist nun fast zwei Jahre her. „Der 7. Oktober 2023 bleibt eine Zäsur für die israelische Gesellschaft“, sagte Israels Generalkonsulin Talya Lador-Fresher im Interview mit der Frankfurter Rundschau von IPPEN.MEDIA – und erklärt: „Dieser Tag hat aber die geopolitische Lage im Nahen Osten verändert.“ Wie meint sie das?

Nach Hamas-Angriff: „Israels geopolitische Position ist heute besser als vor dem 7. Oktober“

„Wir haben eine Regierung im Libanon ohne Hisbollah, ein Syrien ohne Assad-Regime, ein geschwächtes iranisches Regime und eine geschwächte Hamas“, sagt die Diplomatin. Das Fazit der Generalkonsulin: „Israels geopolitische Position ist heute besser als vor dem 7. Oktober.“

Tatsächlich haben sich die Machtverhältnisse im Nahen Osten in jüngster Vergangenheit fundamental verschoben – auch und vor allem wegen Israel. Einen Tag nach dem Hamas-Angriff wurde Israel auch von der libanesischen islamistisch-schiitischen Terrormiliz Hisbollah angegriffen. Der Konflikt konzentrierte sich zunächst aber nur auf die Grenzregion. 2024 holte Israel dann zum Gegenschlag aus, ließ für die Hisbollah-Kommunikation elementare Pager explodieren und tötete hochrangige Miliz-Vertreter. Es folgte ein Waffenstillstand inklusive Entmachtung. Mittlerweile ist eine neue Regierung im Libanon im Amt, auf die die Hisbollah deutlich weniger Einfluss hat. Die Gefechte sind weniger geworden, dauern aber an. Am Dienstag meldete Israel Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Ostlibanon.

Die israelische Generalkonsulin Talya Lador-Fresher im Gespräch mit Markus Knall, Chefredakteur IPPEN.MEDIA, und Politikreporter Andreas Schmid.
Die israelische Generalkonsulin Talya Lador-Fresher im Gespräch mit Markus Knall, Chefredakteur IPPEN.MEDIA (li.), und Politikreporter Andreas Schmid. © Yannick Thedens

Ein neues Regime gibt es auch in Syrien, wo Diktator Baschar al-Assad in einer Blitzoffensive syrischer Rebellen gestürzt wurde. Der Sturz ging hier also zwar nicht direkt von Israel aus, es folgten allerdings israelische Angriffe nach dem Assad-Wechsel. Wirklich beruhigt hatte sich die Lage im Nahen Osten nach den Veränderungen im Libanon und in Syrien zunächst aber nicht. Das zeigen die Eskalation im Israel-Iran-Konflikt sowie der andauernde Krieg in Gaza.

Verhandlungen zwischen Israel und Hamas: „Pakt mit dem Teufel“

Jetzt, im Juli 2025, sieht es etwas anders aus. Auch dank der USA ist der Iran geschwächt; derzeit gilt eine Waffenruhe. Gespräche über eine Waffenruhe laufen unterdessen auch mit der Hamas. Lador-Fresher sagt dazu: „Ein Deal mit der Hamas wäre zwar ein Pakt mit dem Teufel, trotzdem versuchen wir ihn zu erreichen.“

Am Montag hat Israel Medienberichten zufolge bei den indirekten Gesprächen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg einen neuen Vorschlag vorgelegt. Das Land wäre nun bereit, während der Feuerpause mehr Truppen aus dem Gazastreifen abzuziehen als bisher angeboten, berichtete die Zeitung Times of Israel unter Berufung auf einen arabischen Diplomaten. 

Die indirekten Verhandlungen Israels mit der islamistischen Hamas kamen in der katarischen Hauptstadt Doha zuletzt nicht von der Stelle. Ein Hauptgrund sind unterschiedliche Auffassungen über das Ausmaß des israelischen Truppenabzugs vor allem aus dem Süden des Gazastreifens.

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Israel-Konsulin über Gaza und Hamas: „Wenn man die Terroristen treffen will, trifft das leider auch Krankenhäuser“

Im Interview ging Lador-Fresher auch auf die Stimmung in Deutschland rund um die schlimmen Bilder aus Gaza ein. „Ich kann das Gefühl verstehen. Menschen sehen das Leid und sind empathisch. Das Leid ist groß“, schildert die Diplomatin. „Dafür ist aber die Hamas verantwortlich. Sie trägt die Verantwortung für die schwierige Lage ihrer eigenen Bevölkerung. Wenn die Hamas alle Geiseln freilässt, wird sich auch die gesamte Situation in Gaza zum Positiven verändern.“

Lador-Fresher verteidigte auch Angriffe wie jenen auf das Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza, wo auch Zivilisten getötet wurden. „Man muss verstehen, wie die Hamas in Gaza agiert“, so Lador-Fresher. „Normalerweise ist es im Krieg so: Die Armee kämpft oben, die Zivilbevölkerung ist unten im Bunker. In Gaza ist es das genaue Gegenteil. Die Hamas versteckt sich in Tunneln und die Zivilbevölkerung bleibt oben.“

Unter dem Al-Shifa-Krankenhaus hätten Überwachungskameras gezeigt, „wie Hamas-Terroristen am 7. Oktober Israelis durch die Lobby des Krankenhauses in die Tunnel verschleppten“, sagt die Diplomatin und meinte: „Wenn man die Terroristen in den Tunneln treffen will, trifft das leider auch Krankenhäuser.“

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