Freiwilliges ökologisches Jahr: Franziska Bremser und Johannes Dod arbeiten im Landsberger Lechpark
Die Schule ist endlich zu Ende, der berufliche Weg für viele Absolventen aber noch unsicher. Lieber ein Studium oder eine Ausbildung? Oder erstmal noch ein Jahr Pause? Für Naturfans, die sich beruflich orientieren wollen, bietet das städtische Forstamt ein Freiwilliges ökologisches Jahr (FöJ) an. In diesem Jahr helfen gleich zwei Freiwillige im Lechpark mit: Franziska Bremser (18) und Johannes Dod (18).
Landsberg - Franziska hat letztes Jahr ihr Abi am Dominikus-Zimmermann-Gymnasium (DZG) in Landsberg gemacht. „Danach wollte ich erstmal ein Jahr Pause machen und in der Natur arbeiten“, erinnert sie sich. Auf ihrer Suche nach Möglichkeiten stieß sie auf das FöJ-Angebot.
Johannes kommt aus Schwabmünchen, war dort auf der Mittelschule. Danach wechselte er auf die FOS. „Ich hab die Schule nach zwei Jahren abgebrochen, weil es keinen Spaß mehr gemacht hat und ich keinen Sinn dahinter gesehen hab.“ Im Lechpark fühlt er sich deutlich besser aufgehoben.
FöJ in Landsberg - Heuer Ausnahme mit zwei Freiwilligen
„Das FöJ bieten wir schon seit über 20 Jahren an“, erklärt Revierleiter Ulrich Metzger, der ‚Chef‘ der beiden. Normalerweise gibt es pro Jahr nur einen freiwilligen Helfer. „Heuer haben wir eine Ausnahme gemacht, weil wir unter den Bewerbern zwei super Kandidaten hatten. Wir wollten ungern absagen.“
Die Arbeit beginnt für Franziska und Johannes täglich um 7 Uhr und endet um 16.30 Uhr. Eine große Umstellung, findet Franziska. „Ich musste mich erstmal an den langen Arbeitstag gewöhnen, aber inzwischen ist es normal.“ Nur mit der Kälte habe sie noch ein wenig zu kämpfen, „aber das gehört eben dazu, wenn man den ganzen Tag draußen ist.“ Für Johannes sei der lange Arbeitstag schon Gewohnheit, auch, weil er aus einer Landwirtschaft kommt. „Aber die ersten Wochen waren schon eine Umstellung“, gibt er zu.
Meistens haben die Tage im Lechpark einen typischen Ablauf. „Morgens steht immer die Fütterung auf dem Plan“, erklärt Franziska. Während die Wildschweine das ganze Jahr gefüttert werden, bekommt das Damwild nur im Winter Futter. Die Schweine seien dabei zutraulich, ihre Nachbarn eher scheu. Macht aber nichts, denn die Tiere dürfen sowieso nicht aus der Hand gefüttert werden, erklärt Johannes. „Es ist ein Sicherheitsrisiko und ein schlechtes Vorbild für die Besucher.“ Metzger ergänzt: „Für diese Gehegewildhaltung gibt es Auflagen vom Veterinäramt. Dazu gehört auch, dass nicht gefüttert werden darf.“
Scheu bleiben
Eine Ausnahme gibt‘s im Winter, aber auch dann darf nur das Personal aus dem Landsberger Lechpark ran. „Dass die Besucher die Tiere füttern, sollen wir unterbinden.“ Denn die Tiere dürfen nicht zu zutraulich werden. Metzger erklärt: „Sie sind auch nicht jeden Tag gut aufgelegt. Gerade während der Brunft sind die anders drauf und wenn sie jegliche Scheu verloren haben, kann es in diesem engen Raum zu Zwischenfällen kommen. Und das wollen wir verhindern.“
Sind die Tiere im Park gefüttert, geht es für die beiden FöJler an die Routineaufgaben: Müllsammeln, Zäune kontrollieren und das Kneippbad reinigen stehen auf der To-do-Liste. „Und dann kommen noch die Aufgaben dazu, die draußen im Wald anstehen“, erklärt Franziska, denn die beiden Freiwilligen sind nicht nur für den Lechpark zuständig. „In den Wirtschaftswäldern, die wir betreuen, sind es andere Aspekte, die man saisonal miterlebt“, erklärt Metzger. Im Sommer sind es Aufgaben wie die Borkenkäfer-Bekämpfung, Zäune bauen oder Wege pflegen. Im Herbst steht die Jagd im Vordergrund. Aktuell ist das sechsköpfige Lechpark-Team mit der Holzernte beschäftigt.
Das gehört auch zu Franziskas Lieblingsaufgaben: „Einfach im Wald stehen und vor sich hinsägen – das gefällt mir.“ Ansonsten liebt die 18-Jährigen das Füttern. „Mit den Tieren macht es mir jeden Morgen Spaß.“
„Das ist mein Traumberuf“
Auch Johannes ist begeistert: „Alle Aufgaben machen mir Freude. Für mich ist es auch mein Traumberuf.“ Und er erklärt: „Ich werd‘ meine Ausbildung zum Forstwirt machen.“ Wo es indes für Franziska hingehen soll, weiß sie noch nicht genau, „aber ich denke, dass es irgendwas in Richtung Natur sein wird.“
Franziska und Johannes sind im Rahmen ihres Freiwilligen ökologischen Jahres aber nicht nur in und um den Lechpark unterwegs: „Wir haben fünfmal im Jahr eine Woche Seminar“, erklärt Franziska. Die Themen, die während der Woche behandelt werden, sind immer unterschiedlich. „Im ersten Seminar ging‘s um den Boden, beim nächsten Mal sind wir an den Ammersee gefahren und haben uns mit dem Thema Wasser beschäftigt.“
Mit den Stadtwerken
„Zusätzlich zum Lechpark sind wir auch noch bei den Stadtwerken“, ergänzt Johannes. An zwei Tagen im Monaten helfen die beiden bei den Pegel- oder Nitratmessungen des Wassers. „Uns ist auch wichtig, dass der Zusammenhang zwischen Waldbewirtschaftung und Trinkwasserqualität hergestellt wird“, erklärt Metzger. Generell soll das Freiwillige ökologische Jahr einen Rundumschlag in Sachen Natur bieten. Dass Franziska noch bis August im Lechpark werkeln kann, freut sie: „Ich finde es toll, dass ich jetzt hier sein kann.“
Bewerbung für ein Freiwilliges ökologisches Jahr
Die Stadt Landsberg bietet ab 1. September 2025 wieder eine Stelle für das FöJ. Die Bewerber sollten „handwerkliches Geschick, technisches Verständnis und körperliche Fitness“ mitbringen, heißt es auf der Website der Stadt. Von 13. Januar bis 15. Februar läuft die erste Runde des Bewerbungsverfahrens. Die zweite Runde, in der man sich auch noch bewerben kann, startet am 28. April und endet am 14. Mai. Auch danach sind noch Bewerbungen auf freie Plätze möglich.
Infos zur Bewerbung gibt‘s auf der Website der Evangelischen Jugend in Bayern (EJB) unter www.foej-bayern.de/. Die EJB ist Träger und Organisator des Freiwilligen ökologischen Jahres in Landsberg.