Niko Kovač und der BVB sollten die Bundesliga abhaken
Die Bundesliga-Saison ist für den BVB nicht mehr zu retten. Trainer Niko Kovač sollte den Fokus deshalb ab sofort nach vorne richten.
Dortmund – Die Qualifikation zur kommenden Champions-League-Saison kann sich Borussia Dortmund abschminken!
Nach der 0:2-Niederlage bei RB Leipzig am 26. Spieltag der Bundesliga belegt der BVB Tabellenplatz elf. Zehn Punkte Rückstand auf Eintracht Frankfurt und Rang vier sind realistisch nicht aufzuholen. Selbst wenn dieses Fußballwunder gelänge, wäre ein umso größeres vonnöten, um in acht Spielen auch noch sechs andere Teams zu überholen.
Das höchste der Gefühle könnten Platz sieben und die Conference League sein, sofern sich der DFB-Pokalsieger bereits über die Bundesliga für den internationalen Wettbewerb qualifiziert. Mit Blick auf die anstehenden Viertelfinalspiele im Europapokal könnte die Losung für Dortmund dann heißen: Jagiellonia Białystok statt FC Barcelona!
Selbst für Platz sieben braucht der BVB einen Kraftakt
Dass die Conference League wesentlich weniger Prestige und Einnahmen verspricht als die Königsklasse, erklärt sich von selbst. Optimisten würden womöglich sagen, dass es endlich mal eine realistische Titelchance für den BVB gäbe, wenn er im drittklassigen internationalen Wettbewerb antreten muss.
Das Problem: Selbst für Platz sieben in der Bundesliga (aktuell fünf Punkte Rückstand) wird angesichts eines knallharten Restprogramms ein gewaltiger Kraftakt nötig sein. Dortmund trifft mit Hoffenheim und Kiel nur noch auf zwei schlechter platzierte Teams, muss unter anderem auswärts gegen Freiburg, den FC Bayern und Bayer Leverkusen ran.

Die ersten sechs Wochen unter Trainer Niko Kovač geben wenig Anlass zur Annahme, dass dieser Kraftakt im Bundesliga-Alltag ein Happyend nach sich ziehen würde. Die Schwankungen des BVB sind unter dem Kroaten nicht weniger frappierend als unter seinen diversen Vorgängern.
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Welche Profis haben verdient, weiter das BVB-Trikot zu tragen?
Kovač und der BVB würden daran guttun, die restlichen Spiele in der Bundesliga gar nicht mehr in erster Linie unter dem Aspekt zu betrachten, dass damit eine völlig verkorkste Saison auch nur im Ansatz zu retten wäre.
Sondern: Die verbleibenden acht Spiele sollten für einen Blick nach vorne genutzt werden. Welche Spieler verdienen es überhaupt, auch 2025/26 und darüber hinaus das BVB-Trikot zu tragen? Mit welchen Profis kann Dortmund (unter welcher sportlichen Leitung auch immer) mittel- und langfristig planen?
Von seiner Idee, mit einem sehr kleinen Stamm an Profis zu spielen, sollte sich Kovač verabschieden. Und stattdessen Spielern Einsatzzeiten verschaffen, die sich bisher nicht empfehlen durften.
Talente spielen unter BVB-Trainer Kovač bisher keine Rolle
Ausnahmetalent Julien Duranville etwa hat unter Kovač in zehn Pflichtspielen insgesamt nur 76 Minuten auf dem Feld gestanden. Sollte der BVB wegen der verpassten Einnahmen aus der Champions League mit Jamie Gittens seinen wohl wertvollsten Profi verkaufen, wäre Duranville automatisch als potenzieller Nachfolger im Visier. Momentan weiß aber niemand, ob mit dem Belgier realistisch in einer tragenden Rolle geplant werden kann.
Auch Winter-Leihgabe Carney Chukwuemeka, die Eigengewächse Almugera Kabar und Kjell Wätjen (beide unter Niko Kovač ohne Einsatz) oder der ab Sommer fest von Manchester City verpflichtete Außenverteidiger Yan Couto sind Kandidaten, die im restlichen Saisonverlauf der Bundesliga Chancen bekommen könnten.
Gleichzeitig darf die Erwartung bestehen, dass Spieler wie Top-Verdiener Niklas Süle, das ewige Talent Giovanni Reyna, Leih-Rückkehrer Salih Özcan oder der bisher als Fehleinkauf einzuschätzende Waldemar Anton die Möglichkeit bekommen, sich für eine Zukunft im Dortmund-Trikot anzubieten – oder sich für den Transfermarkt interessant zu machen.
Unter dem Scheinwerferlicht der Champions League funktioniert der BVB
Selbstredend muss der größte Fokus auf dem Viertelfinale in der Champions League gegen Barça liegen. Paradoxerweise hat der BVB immerhin auch in dieser vermaledeiten Saison bewiesen, dass er unter dem grellsten Scheinwerferlicht gegen die besten Gegner ordentlich mithalten kann.
„In der Champions League spielt Dortmund auf der größten Bühne des Vereinsfußballs. Flutlicht, internationale Aufmerksamkeit, große Gegner – das elektrisiert die Spieler“, schätzte Sportpsychologe Matthias Herzog zuletzt im Interview mit Absolut Fussball, dem Fußball-Portal von Home of Sports ein. „Jeder will sich beweisen: Gegen Paris oder Mailand? 100 Prozent Motivation. Gegen Augsburg oder Mainz an einem grauen Samstagnachmittag? Plötzlich fehlt der letzte Biss.“
BVB hätte gegen Barça bereits im Herbst gewinnen können
Den FC Barcelona hätte Dortmund schon in der Ligaphase noch unter Ex-Trainer Nuri Şahin besiegen können – wenn nicht sogar müssen. Auch bei Real Madrid präsentierte sich der BVB ordentlich, bis Novize Şahin die Angst vor der eigenen Courage packte und seine Auswechslungen zum Bumerang wurden.
Ein Weiterkommen gegen Barça wäre gewiss eine Überraschung, aber kein absolutes Fußballwunder. Ein solches wäre nötig, um in der Bundesliga noch ein halbwegs versöhnliches Saisonende zu schaffen.
Nachhaltig wertvoller als der krampfhafte Kampf um vielleicht nur die Conference League wäre, den Blick schon im Endspurt der Horror-Saison nach vorne zu richten. Es stellt sich jedoch die Frage, ob sich Niko Kovač fest genug im Sattel wähnt, oder der Trainer jeden Punkt braucht, um seinen Job und seinen Ruf zu retten.