Streik-Chaos in Deutschland - Lufthansa und Verdi streben Schlichtungsverfahren in Tarifkonflikt an
Weitere Warnstreiks der Luftsicherheitskräfte - Ausfälle erwartet
Freitag, 15. März 2024, 07.35 Uhr: Wegen weiterer Warnstreiks des Luftsicherheitspersonals müssen sich Fluggäste in Deutschland auch am Freitag auf Einschränkungen einstellen. An den Flughäfen Hannover, Dortmund, Weeze, Dresden, Leipzig sowie Karlsruhe/Baden-Baden rief die Gewerkschaft Verdi ihre Mitglieder zur Teilnahme an Warnstreiks auf. Mehrere Tausend Passagiere sind betroffen. Am späten Donnerstagabend traten in Hannover die ersten Beschäftigten in den Ausstand. Mit den Warnstreiks will Verdi vor der nächsten Verhandlungsrunde am 20. März den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.
Bereits am Donnerstag hatten Warnstreiks des Sicherheitspersonals an fünf deutschen Flughäfen den Betrieb weitgehend zum Erliegen gebracht. Betroffen waren Flughäfen in Berlin, Hamburg, Stuttgart, Karlsruhe/Baden-Baden sowie Köln/Bonn. In der Regel wurden sämtliche Abflüge gestrichen, weil Passagiere und Waren keine Sicherheitskontrollen mehr durchlaufen konnten. Bei den Landungen kam es ebenfalls zu zahlreichen Ausfällen. Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV wurden mehr als 580 Flugverbindungen abgesagt. Für Freitag rechnet der Verband mit einer deutlich geringeren Anzahl abgesagter Verbindungen.
Während in Dortmund und Weeze am Freitag ganztägig gar keine Flugzeuge starten sollen, soll in Hannover nur von Mitternacht bis 12.00 Uhr gestreikt werden. Der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden kennzeichnete alle sechs für Freitag geplanten Flüge als gestrichen oder umgeleitet. In Dresden sollte der Warnstreik laut Verdi morgens um 4.00 Uhr beginnen und um 12.00 Uhr enden, in Leipzig soll von 6.00 Uhr bis 18.00 Uhr die Arbeit niedergelegt werden.
Bei den Tarifverhandlungen geht es um die Löhne und Arbeitsbedingungen von rund 25 000 Beschäftigten privater Sicherheitsdienstleister. Sie kontrollieren im Auftrag der Bundespolizei Passagiere, Personal und Gepäck an den Zugängen zum Sicherheitsbereich. In dem Tarifkonflikt gab es bislang fünf Verhandlungsrunden.
In einen der anderen aktuellen Tarifkonflikts im Luftverkehr kam am Donnerstagabend noch Bewegung: Verdi und die Lufthansa kündigten an, in den Tarifverhandlungen für das Bodenpersonal eine Schlichtung anzupeilen. Parallel will Verdi eine Urabstimmung vorbereiten, um den Boden für „Erzwingungsstreiks“ vorzubereiten.
Lufthansa und Verdi streben Schlichtungsverfahren in Tarifkonflikt an
20.04 Uhr: In den Tarifverhandlungen zwischen der Lufthansa und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi für das Bodenpersonal wollen die Verhandlungspartner ein Schlichtungsverfahren vereinbaren. Die Lufthansa teilte am Donnerstagabend mit, das Schlichtungsverfahren solle so schnell wie möglich beginnen. Während der Schlichtung solle eine Friedenspflicht bestehen.
Dem Unternehmen zufolge konnten sich Lufthansa und Verdi in der jüngsten Verhandlungsrunde am Mittwoch und Donnerstag noch nicht auf einen neuen Vergütungstarifvertrag für die rund 20.000 Beschäftigten am Boden sowie bei der Lufthansa Technik, der Lufthansa Cargo und weiteren Gesellschaften einigen.
Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann erklärte, das Unternehmen habe in den vergangenen zwei Tagen in intensiven Gesprächen zahlreiche verschiedene Varianten und Lösungswege unterbreitet und mit Verdi diskutiert. „Dabei sind wir einer Lösung nähergekommen, zu einem Abschluss hat es allerdings noch nicht gereicht“, erklärte Niggemann und ergänzte: „Gemeinsam wollen wir nun mit Hilfe einer Schlichtung die offenen Punkte klären, um dann eine Einigung zu erzielen.“ Zu den Inhalten der Gespräche und den diskutierten Varianten sei Stillschweigen vereinbart worden.
Vergangene Woche hatte Verdi das Bodenpersonal der Lufthansa zu einem 60-stündigen Streik aufgerufen, wodurch das Unternehmen am Donnerstag und Freitag nur etwa 10 bis 20 Prozent des Flugprogramms anbieten konnte.
Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten am Boden eine Erhöhung der Gehälter um 12,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro im Monat, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dazu soll eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von einmalig 3000 Euro kommen.
Verdi ruft Postbank-Beschäftigte erneut zum Warnstreik auf
08.32 Uhr: Die Gewerkschaft hält mit weiteren Warnstreiks vor der dritten Runde der Tarifverhandlungen für die Postbank den Druck hoch. An diesem Freitag und Samstag (15./16.3.) sind die Beschäftigten in den Filialen und den Callcentern bundesweit erneut zum Ausstand aufgerufen, wie die Gewerkschaft am Donnerstag mitteilte. „Wir erwarten in der kommenden Verhandlungsrunde ein deutlich verbessertes Angebot der Arbeitgeberseite“, betonte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck. Die Verhandlungen sollen am Montag (18.3.) in Frankfurt/Main fortgesetzt werden.
Verdi fordert für etwa 12 000 Beschäftigte im Deutsche-Bank-Konzern mit einem Postbank-Tarifvertrag 15,5 Prozent mehr Geld, mindestens jedoch eine Anhebung der Gehälter um 600 Euro. Der Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV) will 14,5 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten von Postbank, Postbank Filialvertrieb, PCC Services und BCB erstreiten.
Wegen der Ankündigung von Filialschließungen dringt Verdi zudem darauf, die Arbeitsplätze durch eine Verlängerung des Kündigungsschutzes bis zum 31. Dezember 2028 langfristig abzusichern. Die Deutsche Bank will bis Mitte 2026 bis zu 250 der 550 Postbank-Filialen dichtmachen und dabei auch Personal abbauen. Kurz vor Weihnachten sicherte die Deutsche Bank zu, bis Ende September des laufenden Jahres auf betriebsbedingte Kündigungen für Tarifmitarbeiter im Bereich ihrer Privatkundenbank in Deutschland zu verzichten.
In der zweiten Tarifrunde am 26. Februar hatte die Arbeitgeberseite nach Verdi-Angaben eine weitere Verlängerung des Kündigungsschutzes bis einschließlich Juni 2026 bei einer Gesamtlaufzeit der Vereinbarung von 29 Monaten angeboten, außerdem eine Anhebung der Gehälter um fünf Prozent ab Juni 2024 und um weitere zwei Prozent ab 1. Juli 2025.
Köln, Berlin, Hamburg – Verdi legt Flugverkehr über Deutschland lahm
07.50 Uhr: Ein Warnstreik des Sicherheitspersonals hat den Flugbetrieb am Airport Köln/Bonn weitgehend lahmgelegt. Wie auf der Webseite des Flughafens am Donnerstagmorgen zu sehen war, wurden die allermeisten der für Donnerstag vorgesehenen Abflüge gestrichen oder umgeleitet. Auch ein großer Teil der Ankünfte entfiel. Der Flughafen hatte vorab an die Passagiere appelliert, sich rechtzeitig bei den Airlines und Reiseveranstaltern zu informieren. Der Warnstreik soll den ganzen Tag dauern. Auch die Sicherheitskontrollen am Frachtbereich wurden bestreikt, diese Arbeitsniederlegung kam erst kurzfristig ohne Ankündigung hinzu.
Am Donnerstag um 24 Uhr soll vorerst Schluss sein mit den Arbeitsniederlegungen in Köln/Bonn, an anderen NRW-Airports geht es hingegen weiter: Am Freitag sind Warnstreiks an den Flughäfen Weeze und Dortmund geplant.
Bei den Tarifverhandlungen der Luftsicherheit geht es um die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten privater Sicherheitsdienstleister. Sie kontrollieren Passagiere, Personal und Gepäck an den Zugängen zum Sicherheitsbereich. In dem Tarifkonflikt sind bislang fünf Verhandlungsrunden ohne Ergebnis geblieben. Die Gewerkschaft Verdi fordert bei einer Tarifvertrag-Laufzeit von zwölf Monaten eine Stundenlohnerhöhung um 2,80 Euro mit schneller einsetzenden Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Überstunde. Die Arbeitgeber vom Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) haben nach eigenen Angaben 2,70 Euro in drei Stufen angeboten bei einer Laufzeit von 24 Monaten.
Der Warnstreik am Hauptstadtflughafen BER ist am Donnerstagmorgen ebenfalls wie angekündigt angelaufen. Wegen der ganztägigen Aktion des Sicherheitspersonals fielen sämtliche Abflüge aus, sagte ein Sprecher des Flughafens am Morgen. Auch bei den Landungen kommt es je nach Fluggesellschaft zu Streichungen. Aber: „Ankommen ist möglich„, so der Sprecher. Er rechne damit, dass von den 200 geplanten Landungen 170 durchgeführt werden könnten.
Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der Fluggastkontrolle, der Personen- und Warenkontrolle und in den Servicebereichen dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Damit will sie nach eigener Aussage den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, damit diese ein verbessertes und einigungsfähiges Angebot vorlegen. An anderen Flughäfen hatte Verdi auch für Freitag zu Warnstreiks aufgerufen. Der BER ist davon nach Angaben der Gewerkschaft bislang aber nicht direkt betroffen.
Auch am Hamburger Flughafen hat am späten Mittwochabend ein 24-stündiger Warnstreik der Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich begonnen. Nachdem der Flughafen am Mittwoch mitgeteilt hatte, dass alle 141 geplanten Abflüge für Donnerstag gestrichen werden mussten, fallen am frühen Donnerstagmorgen nun auch bereits knapp 40 Ankünfte aus, wie aus Angaben auf der Webseite des Airports hervorgeht.
Der Flughafen hatte am Mittwoch bereits damit gerechnet, dass sich auch Einschränkungen und Verspätungen bei Landungen ergeben könnten, obwohl Flieger grundsätzlich landen können. Betroffen waren am Morgen zunächst insbesondere Verbindungen aus München, Köln und Stuttgart. Aber auch mehrere Ankünfte aus Wien, Danzig, Paris und Istanbul waren gestrichen. Der Flughafen teilte am Mittwoch mit, dass die Nachwirkungen des Ausstands auch noch am Freitag zum Ferienstart in Hamburg zu spüren sein werden.
Bei den Tarifverhandlungen der Luftsicherheit geht es um die Arbeitsbedingungen von etwa 25 000 Beschäftigten privater Sicherheitsdienstleister. Sie kontrollieren im Auftrag der Bundespolizei Passagiere, Personal und Gepäck an den Zugängen zum Sicherheitsbereich. Bei dem Konflikt sind bislang fünf Verhandlungsrunden ohne Ergebnis geblieben.
Weiter viele Einschränkungen durch Warnstreik im ÖPNV in Hessen
Donnerstag, 14. März 2024, 07.49 Uhr: Auch am Donnerstag steht in vier hessischen Städten der öffentliche Nahverkehr weitgehend still. In Frankfurt betrifft der Warnstreik seit Beginn am Mittwoch U-Bahnen und Straßenbahnen. Die Busse fahren aber. In Wiesbaden herrscht dagegen weitgehend Stillstand im Busverkehr, nur einzelne Linien von Partnerunternehmen dürften fahren, wie das Busunternehmen ESWE Verkehr mitteilte. In Gießen sollen laut Ankündigung der örtlichen Stadtwerke die Busse während des Ausstands nach Samstagsfahrplan unterwegs sein.
In Kassel seien während des gesamten Warnstreiks gravierende Einschränkungen bei Bussen und Bahnen zu erwarten, sagte eine Sprecherin der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG). Lediglich die Regionalbusse, die von der NVV betrieben werden, fahren planmäßig. Allerdings könnten diese allein nicht den vollständigen Ausfall auffangen. Die Ankündigung sei zu kurzfristig gewesen, um sich darauf richtig einstellen zu können, sagte die Sprecherin.
Die Gewerkschaft Verdi hatte am Dienstag zu einem dreitägigen Ausstand aufgerufen. Der Warnstreik begann mit der Frühschicht am Mittwoch und soll bis zum Ende der Spätschicht in der Nacht von Freitag auf Samstag dauern. Laut einer Pressesprecherin von Verdi Hessen sei die Streikdauer von drei Tagen auf die verhärteten Fronten in den Verhandlungen zurückzuführen. Die kurzfristige Ankündigung sei aber keine bewusste Entscheidung gewesen, sondern habe an “organisatorischen Gründen“ gelegen.
In Hessen geht es in den Tarifverhandlungen den Angaben zufolge hauptsächlich um bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten, beispielsweise durch eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden, mehr Urlaubstage sowie zusätzliche Entlastungstage für Schicht- und Nachtarbeit. Verdi verhandelt derzeit in mehreren Bundesländern über neue Manteltarifverträge für die kommunalen Nahverkehrsbetriebe. Zuletzt hatte es am 1. und 2. März einen zweitägigen Warnstreik im kommunalen ÖPNV in Hessen gegeben.
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