Säule der deutschen Industrie wackelt – Studie gibt vernichtendes Urteil zur Autobranche
Die Umsätze deutscher Autobauer schrumpfen, während die Gewinne um 25 Prozent einbrechen. Im Gegensatz dazu erleben japanische Hersteller einen Aufschwung.
Frankfurt – Für die deutschen Autobauer läuft es aktuell nicht gut: Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung der Beratungsgesellschaft EY gingen ihre Umsätze im ersten Quartal um rund zwei Prozent zurück und die Gewinne sogar um rund 25 Prozent. Weltweit dagegen stiegen Umsätze und Gewinne der Branche im Vergleich zum ersten Quartal 2023.
Deutsche Konzerne wanken – Japanische Autobauer wegen Yen-Verfall weit vorne
Der gesunkene Umsatz um zwei Prozent und der Gewinneinbruch sind für die drei größten Automobilkonzerne ein deutlicher Rückschlag. Im Gegensatz dazu konnten die japanischen Autobauer deutlich zulegen: Dank des schwachen Yen stieg ihr Umsatz um 17 Prozent und der operative Gewinn sogar um 87 Prozent.
Während der Absatz deutscher Autobauer nur um ein Prozent zulegte, konnten die japanischen Hersteller einen Anstieg um zwei Prozent verzeichnen. US-amerikanische Hersteller erlebten hingegen einen Rückgang um drei Prozent.
Die Umsätze der deutschen Hersteller gingen laut EY von Januar bis März im Jahresvergleich um 1,7 Prozent auf knapp 148 Milliarden Euro zurück. Die Umsätze anderer europäischer Hersteller sanken demnach sogar um 9,1 Prozent. International sieht es etwas besser aus: US-Hersteller legten um 2,2 Prozent auf einen gesamten Umsatz von rund 99,5 Milliarden Euro zu, die japanischen Hersteller um 16,6 Prozent auf rund 146 Milliarden Euro.
Deutsche Autokonzerne mit Rückgang von 24,8 Prozent – Gesamtbranche mit leichtem Gewinnwachstum
Die Gewinne vor Zinsen und Steuern (Ebit) von Volkswagen, BMW und Mercedes summierten sich im ersten Quartal auf 12,5 Milliarden Euro, ein Rückgang im Vorjahresvergleich um 24,8 Prozent, wie EY konstatierte. Insgesamt stiegen die Gewinne aller Hersteller weltweit um 0,7 Prozent.
Bei der Profitabilität mussten die deutschen Konzerne ebenfalls Rückschläge hinnehmen. Im Vorjahr führte Mercedes-Benz noch das Margenranking an, doch im ersten Quartal dieses Jahres übernahm der südkoreanische Hersteller Kia mit einer Marge von 13,1 Prozent die Spitze. BMW und Mercedes-Benz folgten mit Margen von 11,1 und 10,8 Prozent. Besonders hart traf es Tesla, dessen Marge von 11,4 auf 5,5 Prozent sank.

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„Es läuft bei vielen Herstellern gerade nicht rund“
Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West, äußerte sich besorgt über die gegenwärtige Lage der Branche: „Der Gegenwind für die Autobranche nimmt zu.“ Gall wies darauf hin, dass der Neuwagenabsatz der Top-Konzerne im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau immer noch stark zurückliegt. Insgesamt wurden im ersten Quartal drei Millionen weniger Fahrzeuge verkauft als im gleichen Zeitraum im Jahr 2019.
M. Gall erläuterte weiter: „Die Konjunktur schwächelt, die geopolitischen Spannungen und kriegerische Auseinandersetzungen sorgen für erhebliche Verunsicherung in vielen Regionen. Und zusätzlich bremst die unklare Entwicklung der E-Mobilität: Sowohl in Europa als auch in den USA entwickeln sich die Verkäufe von Elektroautos enttäuschend. Hinzu kommen die schwierige Situation bei gebrauchten E-Autos und – zumindest in Deutschland – das abrupte Aus für die Umweltprämie.“
Hohe Investitionen in Elektromobilität, Lieferprobleme und Modellwechsel wohl für Umsatzeinbrüchen in deutschen Konzernen verantwortlich
Zu den vielfältigen Ursachen der Gewinnrückgänge zählen hohe Investitionen in die Elektromobilität, Lieferprobleme bei Komponenten, Modellwechsel und Rabattaktionen. „Es läuft bei vielen Herstellern gerade nicht rund“, sagte Gall. Die Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Technologien und der schleppende Absatz von Elektrofahrzeugen belasten die Branche zusätzlich. „Zusätzlich bremst die unklare Entwicklung der E-Mobilität: Sowohl in Europa als auch in den USA entwickeln sich die Verkäufe von Elektroautos enttäuschend.“ (Mit Material von AFP)