Kreative Krippenkunst: Beim Heimat- und Trachtenverein Weilheim wird fleißig gewerkelt
Ob im orientalischen oder heimatlichen Stil, ob Laternen- oder Kastenkrippe: Beim Kurs des Heimat- und Trachtenvereins Weilheim entstehen dieses Jahr wieder ganz individuelle Werke, keines gleicht dem anderen.
Weilheim – Eine ganz besondere Weihnachtsüberraschung wird es dieses Jahr für die Familie von Verena Hauser in Peißenberg geben: In wochenlanger Arbeit baut sie eine prächtige Krippe mit einer beleuchteten Höhle für die Heilige Familie. „Die Figuren dafür und einige Tiere habe ich schon“, erzählt sie beim Krippenbaukurs des Heimat- und Trachtenvereins Weilheim.
Weil in der Werkstatt nicht so viel Platz ist, können an den Tischen nur sechs Frauen und Männer gleichzeitig an ihren Entwürfen arbeiten. „Zwei Dutzend Interessenten stehen auf einer Warteliste“, sagt Eckhard Bahle, von Beruf IT-Abteilungsleiter aus Polling. Er baut seit 25 Jahren selbst Krippen, hat in Tirol eine Ausbildung zum geprüften Krippenbauer absolviert und teilt seit einigen Jahren seine Leidenschaft und sein Wissen gern mit anderen.
„Wir arbeiten überwiegend mit Holz, Styrodur und speziellem Krippenmörtel,“ erklärt Bahle. Auch Teile des alten Weilheimer Maibaums finden Verwendung, um die Geburtsstätte von Jesus in unterschiedlichen Szenerien darzustellen.
Auch eine stimmungsvolle Beleuchtung mit LEDs kann installiert werden; wichtig ist es laut Bahle, beim Bau nicht zu perfektionistisch zu sein. Als zentrales Symbol der Weihnachtszeit hat die Krippe in Deutschland eine lange und faszinierende Geschichte. „Ihre Wurzeln reichen bis ins Mittelalter zurück“, weiß Bahle. „Die ersten Weihnachtskrippen entstanden im 13. Jahrhundert, als Franz von Assisi 1223 in Greccio die erste lebendige Krippe inszenierte. Diese Idee fand schnell Anklang und verbreitete sich in ganz Europa.“
In Deutschland wurden die ersten Krippen vor allem in Kirchen aufgestellt, um die Gläubigen während der Adventszeit zu inspirieren und zu erziehen. Die Figuren waren oft aus Holz geschnitzt und einfach gehalten, um die Demut der Geburt Christi zu betonen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Krippenkunst weiter. Im 18. Jahrhundert begannen Handwerker, aufwendigere Krippen zu gestalten, die nicht nur die Heilige Familie, sondern auch eine Vielzahl von anderen Figuren und Tieren darstellten. Diese Krippen wurden oft aus verschiedenen Materialien wie Holz, Ton oder Stoff gefertigt und waren mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Im 19. Jahrhundert erlebte die Weihnachtskrippe in Deutschland einen regelrechten Boom. Die Romantikbewegung förderte ein Interesse an Traditionen und Volkskunst, was zu einer Vielzahl von individuellen Stilen führte.
Das ist auch beim Weilheimer Kurs zu sehen: Da steht der Rohbau eines alpenländischen Bauernhofs neben einem orientalisch wirkenden Turm, eine andere Krippe ist in eine große Laterne eingebaut. „Schon seit vielen Jahren wollte ich ein eigenes Kripperl bauen und bin dann im Internet auf das Angebot des Vereins gestoßen“, erzählt Verena Hauser. Von dessen Mitgliedern habe sie viele wertvolle Anregungen und praktische Tipps bekommen, so dass ihr Werk nach tagelanger Arbeit schon Gestalt angenommen hat. „Das macht viel Spaß, mein Mann und unsere Kinder freuen sich schon, wenn rechtzeitig zu Heiligabend alles fertig ist!“
Die fertigen Werke sollen Ende November in Weilheim gesegnet und können dann bestaunt werden, wenn die Kursteilnehmer im neuen Jahr einander zum Kripperlschauen besuchen, wie es früher auf dem Land üblich war. In vielen Haushalten ist es Tradition, die Krippe bereits im Advent aufzubauen. Die Figuren werden oft von Generation zu Generation weitergegeben, was die persönliche Bedeutung der Krippe verstärkt.
In der heutigen Zeit haben sich die Weihnachtskrippen weiterentwickelt. Neben den traditionellen Darstellungen gibt es auch moderne Interpretationen, die zeitgenössische Themen und Materialien einbeziehen. Künstler experimentieren mit verschiedenen Stilen, von minimalistischen Designs bis hin zu farbenfrohen, fantasievollen Kreationen. Diese Vielfalt spiegelt die lebendige Kultur und die unterschiedlichen Traditionen in Deutschland wider; in Weilheim gibt es sogar ein privates Krippenmuseum.