Urlauberin entbindet auf Flughafentoilette in der Türkei – und lässt Baby zurück

  1. Startseite
  2. Welt

Kommentare

Ein Baby wurde auf einer Flughafentoilette geboren und zurückgelassen. Jetzt gibt es eine überraschende Wende im Gerichtsverfahren.

Antalya – Als eine Reinigungskraft das Neugeborene in der Toilettenschüssel am Flughafen Antalya entdeckte, war es fast zu spät. Die Mutter, die das Kind zurückgelassen hatte, wurde wenig später festgenommen. Jetzt wird die jetzt 19-jährige Russin freigesprochen.

Moderner Flughafen Rom Fiumicino (Leonardo da Vinci International Airport), barrierefreie Toilette, 5.6.2025
An einem Flughafen in der Türkei wird ein Baby in der Toilette gefunden. Jetzt wird das Strafmaß der Mutter geändert. (Symbolbild) © JOERAN STEINSIEK/IMAGO

Neugeborenes in Toilettenschüssel gefunden: Russische Türkei-Touristin bringt heimlich Baby zur Welt

Am 13. Oktober 2024 betraten die damals 18-jährige Ekaterina B. und ihre 47-jährige Mutter den Flughafen von Antalya. Ermittlungen zufolge verschwand Ekaterina kurzzeitig in einer Toilette, gebar dort ein Kind und ließ es zurück. Anschließend begaben sich Ekaterina und ihre Mutter schnell zum Passkontrollbereich, offenbar mit der Absicht, die Türkei in Richtung Moskau zu verlassen.

Etwa zwölf Minuten später fand eine Reinigungskraft das unterkühlte, aber lebende Neugeborene in der Toilettenschüssel und alarmierte sofort die Polizei und Rettungskräfte. Das Baby wurde umgehend medizinisch versorgt und ins Krankenhaus gebracht. Ekaterina und ihre Mutter wurden vor Ort festgenommen und später wegen „versuchten Tötung eines nahen Angehörigen“ angeklagt.

Nach Geburt am Flughafen: Anklage wegen versuchten Mordes an eigenem Kind

Während die Mutter der jungen Frau freigelassen wurde, da ihr keine direkte Beteiligung an der Geburt oder dem Zurücklassen des Kindes nachgewiesen werden konnte, blieb die junge Mutter weiter in Haft. Die Staatsanwaltschaft beschuldigte die damals 18-Jährige, das Leben ihres Kindes durch das Aussetzen in der Toilette vorsätzlich gefährdet zu haben. Der 3. Strafgerichtshof in Antalya verurteilte Ekaterina daraufhin zu 15 Jahren Haft wegen der „versuchten Tötung eines nahen Angehörigen“. Ihre Anwälte legten Berufung gegen das Urteil ein.

Gerichtsurteil gekippt: Türkische Justiz stuft Tat nicht mehr als Mordversuch ein

Im Juli 2025 kam erneut Bewegung in den Fall. Die 1. Strafkammer des Bezirksgerichts überprüfte das Urteil und traf eine neue Entscheidung. Laut dem Nachrichtenportal Tourism News, das sich auf Gerichtsquellen beruft, wurde der Vorwurf der versuchten Tötung fallen gelassen. Stattdessen wurde die Tat als „Verlassen eines Kindes“ eingestuft.

Diese Neubewertung führte zur Aufhebung der langen Haftstrafe, und Ekaterina B. wurde freigelassen. Türkische Medien berichten, dass die veränderte Einschätzung der Gefährdungslage und der persönlichen Umstände der Angeklagten zu dieser Entscheidung führte.

Junge Mutter spricht von Angst und Schock: „Ich wollte zurück, da war die Polizei da“

Nach ihrer Freilassung äußerte sich Ekaterina erstmals in einem Interview mit der türkischen Nachrichtenagentur İhlas (İHA). Sie erklärte: „Ich wusste nicht, dass ich schwanger bin. Ich dachte, ich hätte gesundheitliche Probleme.“ Die Situation auf der Toilette beschrieb sie als völlig unerwartet: „Ich habe das Baby in der Toilette geboren. In dem Moment bekam ich Angst und bin weggelaufen. Als ich mich wieder gefasst hatte und zurückkam, um mein Kind zu holen, waren schon die Polizisten da“, so die junge Mutter.

Besonders emotional wurde Ekaterina, als sie über ihre Tochter sprach. Im Gefängnis sah sie erstmals ein Foto ihres Babys. „Ich habe eine sehr schöne Tochter“, sagte sie im Gespräch mit İHA. Sie plane, das Kind von den russischen Behörden zurückzuholen und selbst großzuziehen. Das Baby wurde laut Angaben russischer Medien bereits im Juni 2025 aus der Türkei nach Russland zurückgebracht.

Immer wieder sorgen Fälle ausgesetzter oder heimlich geborener Babys für Schlagzeilen. So wurde 2016 ein Baby in einem Mülleimer am Wiener Flughafen gefunden. In Sachsen-Anhalt wurden vor wenigen Monaten zwei Babyleichen entdeckt. Auch hier wurde die Mutter angeklagt. (pk)

Auch interessant

Kommentare