Handwerkspräsident warnt vor Mindestlohnerhöhung und Steuerplänen der SPD

Dittrich kritisierte in der „Bild“-Zeitung die Pläne der SPD, einen Mindestlohn von 15 Euro ab 2026 im Regierungsvertrag festschreiben zu wollen: „Noch bevor die Mindestlohnkommision miteinander verhandelt, wird schon aus der Politik eine Forderung aufgestellt. Und: Ein zu hoher Mindestlohn setzt die Wettbewerbsfähigkeit weiter herunter und wir nehmen billigend in Kauf, dass Geschäftsmodelle verloren gehen.“ Es gebe einen Unterschied, ob man in der Uckermark vom Mindestlohn leben müsse oder in München.

Dittrich warnte vor Jobverlusten durch die Mindestlohnerhöhung: „Wir sehen heute schon, dass in Bereichen, die sehr lohnintensiv sind, die Schwarzarbeit ansteigt. Ein Luxusprodukt darf teuer sein, aber wenn der Friseurbesuch oder die Reparatur der Heizung zum Luxusprodukt wird, dann sind wir auf der schiefen Ebene. Es würde keine Kündigungswellen im Handwerk geben, aber es gibt ein stilles Sterben, weil Meister sagen, das rechnet sich nicht mehr, ich schließe einfach den Laden zu.“

Kritik an Spitzensteuersatz

Auch die Preise für Handwerksleistungen würden steigen. Nach Dittrichs Rechnung führt eine Lohnerhöhung von einem Euro dazu, dass „der Mitarbeiter nur 60 Cent mehr in der Lohntüte“. Für die Firma kämen Sozialversicherungskosten dazu, Rente, Krankenversicherung, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Feiertagsbezahlung. „Und wenn wir all das dazu addiert haben, kommt die Umsatzsteuer von 19 Prozent noch obendrauf. Ohne zu übertreiben, können wir sagen: Ein Euro mehr Lohn bedeutet locker 2,50 bis 3 Euro auf die Preise.“

Auch die Steuerpläne der SPD, die den Spitzensteuersatz auf 47 Prozent und die Reichensteuer auf 49 Prozent anheben will, stoßen auf heftige Kritik beim Zentralverband des Deutschen Handwerks. Präsident Dittrich: „Ich bin entsetzt, dass die SPD noch nicht verstanden hat, dass 60 Prozent der Handwerksbetriebe Personengesellschaften sind. Dort ist die Einkommenssteuer die Unternehmenssteuer. Es wäre Zehntausende Handwerksmeister betroffen, weil sie plötzlich als Superreiche gelten. Deswegen ist das kategorisch abzulehnen.“

Es geht um 700.000 Arbeitsplätze

Dittrich warnte davor, dass in den kommenden Jahren viele Handwerksbetriebe vor dem Aus stehen, weil es Nachfolgern an der Firmenspitze fehle. „Es kommt nicht genügend in der Gesellschaft an, dass uns die jungen Menschen, die bereit sind, einen Betrieb zu übernehmen, ausgehen“, so Dittrich. „Wir reden im Handwerk von ungefähr 125.000 Betrieben, die übergeben werden müssen in den nächsten Jahren. Daran hängen 700.000 Arbeitsplätze.“ Er forderte Union und SPD auf, Gegenmaßnahmen zu ergreifen: „Zu einer ambitionierten Koalition gehört, zu sagen: Was machen wir, damit junge Menschen das überhaupt tun wollen.“

Der Handwerkspräsident mahnte an, die Gesellschaft müsse den Wert von Arbeit wieder stärker schätzen.  „Es nützt uns nichts, wenn wir in Schönheit unseren Wohlstand aufgeben. Zum anderen glaube ich, dass es einen fröhlichen Fleiß gibt“, so Dittrich. Ihn selbst habe bei einer Meisterfeier gerade überrascht, wie viele noch jenseits der 70 arbeiten würden. „Das ist nicht der Aufruf, dass das bei allen so möglich ist. Aber ich glaube, dass unserer Gesellschaft ein fröhlicher Fleiß guttut. Dass wir nicht Arbeit per se zu etwas Schlechten machen. Und wir den Menschen und den Betrieben mehr Freiheit lassen ­müssen“, sagte Dittrich.