TV-Preise - Grimme-Preis 2025: Serien triumphieren, Filmsparte erreicht Tiefpunkt
Mit der Bekanntgabe der Nominierungen für den 61. Grimme-Preis am 16. Januar richtet das Institut einen kritischen Blick auf die deutsche Fernsehlandschaft. Lucia Eskes, Leiterin des renommierten Preises, konstatiert in ihrer Mitteilung einen besorgniserregenden Trend: "In diesem Jahr hat die Kommission Fiktion erneut weniger Nominierungen ausgesprochen als möglich gewesen wären, die Zahl der in dieser Kategorie nominierten Fernsehfilme hat damit einen historischen Tiefstand erreicht". Den Filmemachern gelinge es nicht, "Geschichten anders und neu zu erzählen, abseits vom Krimi". Bemängelt werden zudem fehlende "visuelle Experimentierfreude" und konventionelle Besetzungsentscheidungen.
Serienproduktionen setzen Maßstäbe im fiktionalen Bereich
Im Kontrast zur Filmkrise demonstrieren Serienformate innovative Kraft. Unter den 16 nominierten Produktionen im Bereich Fiktion finden sich zehn Serien, darunter das RTL+-Format "Angemessen Angry" mit "Die Discounter"-Darstellerin Marie Bloching (29) in einer Rolle als Rächerin.
Weitere Nominierungen erhielten die mehrfach prämierte ARD-Produktion "Die Zweiflers", die Serie "Kafka", das ZDFneo-Format "Push" sowie die ARD-Serie "Schwarze Früchte", die Einblicke in das Leben queerer schwarzer Menschen in Deutschland gewährt.
Öffentlich-rechtliche Sender dominieren Informations- und Kultursparte
Mit 58 Nominierungen behaupten die öffentlich-rechtlichen Sender ihre Vormachtstellung, während Streamingdienste und private Anbieter sechs Nominierungen verzeichnen. Besonders markant: Im Bereich Information & Kultur stammen sämtliche nominierten Beiträge aus öffentlich-rechtlicher Produktion.
Herausragende Nominierungen in diesem Segment sind "Gefangen im Zorn - Aufwachsen im Westjordanland" (ZDF/ARTE) sowie die Koproduktion "Ausgesetzt in der Wüste: Europas tödliche Flüchtlingspolitik" (BR/Deutsche Welle/NDR). Für ihre investigativen Recherchen zu sexualisierter Gewalt sind Isabell Beer (31) und Isabel Ströh für einen Spezial-Preis mit den Dokumentationen "Strg_F Epic - Pädokriminelle im Stream: So sicher fühlen sich Täter" und "Strg_F - Das Vergewaltiger-Netzwerk auf Telegram" nominiert.
Brisante Themen im Fokus der Nominierungen
Çiğdem Uzunoğlu, die neue Geschäftsführerin des Grimme-Instituts, würdigt die thematische Bandbreite der Nominierungen. Laut der Mitteilung auf der Webseite des Grimme-Instituts spiegeln sich "die hochaktuellen gesellschaftspolitischen Themen Flucht und Migration, das Erstarken des Rechtsextremismus, Klassismus und gesellschaftliche Ungleichheit, Klimawandel und sexualisierte Gewalt im Wettbewerb".
Streaming-Plattformen prägen Unterhaltungs- sowie Kinder- und Jugendkategorie
Die Unterhaltungskategorie glänzt mit Prime-Video-Produktionen wie "Viktor Bringt's" mit Moritz Bleibtreu (53) und "Die Teddy Teclebrhan Show" des Komikers Tedros Teclebrhan (41). Gesellschaftskritische Akzente setzt das Format "Kroymann - Ist die noch gut?", in dem Maren Kroymann (75) Altersdiskriminierung und Schönheitsideale thematisiert.
Im Kinder- und Jugendbereich konkurrieren Formate wie "Checker Tobi - Der Krebs-Check", "Schau in meine Welt - Loreley wird Fußballschiedsrichterin" und die Disney+-Fantasy-Serie "Pauline" um die Auszeichnung.
Die finale Entscheidung über die Preisträgerinnen und Preisträger fällt am 6. März. Zur Vergabe stehen maximal 16 Grimme-Preise nebst zwei Sonderauszeichnungen. Berücksichtigt werden Produktionen, die im vorherigen Kalenderjahr ihre deutsche Premiere feierten.
Von (lau/spot)