Nach Atomwaffen-Drohungen aus Moskau – US-Geheimdienste warnen vor Vergeltung

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US-Geheimdienste geben ihre Einschätzung zu einem möglichen russischen Atomwaffen-Einsatz. Insider warnen vor Vergeltungsangriffen in Europa.

Washington, D.C./Moskau – In den vergangenen Tagen hat der Ukraine-Krieg neue Eskalationsstufen erreicht: Nachdem die Ukraine US-amerikanische ATACMS-Raketen in Russland eingesetzt hatte, bombardierte Russlands Präsident Wladimir Putin die ukrainische Stadt Dnipro mit einer neuartigen Rakete namens Oreschnik. Mittlerweile darf das angegriffene Land von Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland auch mit reichweitenstarken Waffen aus Großbritannien und Frankreich attackieren.

Während einer TV-Ansprache im russischen Staatsfernsehen sagte Putin zuletzt, dass der Ukraine-Krieg nun „Elemente eines globalen Charakters“ hat. Der Kremlchef drohte: Die Eskalationsspirale könne zum Einsatz von Atomwaffen führen. Davor warnte auch ein Abgeordneter der russischen Staatsduma. Von den USA werde „im Grunde nichts mehr übrig sein“, sagte Andrej Gurulew im staatlichen TV. Zudem fantasierte er über einen atomaren Angriff auf Großbritannien und Frankreich.

Wie stark ist das russische Waffenarsenal? Auf diesem Foto des Pressedienstes des russischen Verteidigungsministerium wird eine ballistische Interkontinentalrakete des Typs Yars vom Startplatz Plesetsk im Nordwesten Russlands abgefeuert. © dpa

US-Geheimdienste: Russischer Atomwaffen-Einsatz ist unwahrscheinlich

Aber: Einen tatsächlichen atomaren Waffeneinsatz durch Russland halten die US-Geheimdienste für unwahrscheinlich.

Eine nachrichtendienstliche Bewertung der vergangenen sieben Monate habe ergeben: Eine nukleare Eskalation infolge der Erlaubnis – ATACMS-Raketen in Russland einzusetzen – sei unwahrscheinlich. Das sagten fünf mit den Geheimdiensten vertrauten Personen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die Experten halten eine Ausweitung russischer Sabotageakte gegen europäische Ziele jedoch für wahrscheinlich. Putin wolle damit den Druck auf den Westen erhöhen – wegen der Unterstützung für die Ukraine.

Seit Beginn des Ukraine-Krieges nutze Russland das Drohszenario eines nuklearen Waffeneinsatzes. Vor wenigen Tagen hatte ein ehemaliger Offizier der russischen Atomstreitkräfte gegenüber der BBC berichtet, dass Russland bereits am ersten Tag des Ukraine-Krieges den Kampfalarm ausgerufen hatte. Drei Tage nach dem Einmarsch versetzte Putin die nuklearen Abschreckungskräfte in einen „besonderen Kampfdienstmodus“.

Trotz Atomwaffen-Drohung: Nato sichert Ukraine ihre Unterstützung zu

„Wir waren bereit, die Streitkräfte zur See und in die Luft zu schicken und theoretisch einen Atomschlag auszuführen“, sagte der namentlich nicht genannte ehemalige Offizier.

Trotz der russischen Atomdrohungen wollen die Nato-Staaten die Ukraine weiter unterstützen. Das bekräftigten die Verbündeten am Dienstag nach einer Sitzung des Nato-Ukraine-Rates in Brüssel.

In einer Erklärung des Verteidigungsbündnisses hieß es: Die Nato sehe den Raketen-Angriff auf Dnipro als „weiteren Versuch Russlands an, die Zivilbevölkerung in der Ukraine zu terrorisieren und diejenigen einzuschüchtern, die die Ukraine bei ihrer Verteidigung gegen den unrechtmäßigen und nicht provozierten Angriff Russlands unterstützen.“ (Jan Wendt)

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