Nordkorea-Soldaten in Russland: „Peking ist der Patron dieser beiden Schreckensregime“

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Soldaten aus Nordkorea kämpfen für Russland im Ukraine-Krieg. China beobachtet die Entwicklung mit Argusaugen – und könnte selbst ins Visier geraten.

Ob Ukraine-Krieg, der bedrohliche Aufstieg Chinas oder der erneute Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl: Unsere Welt ist im Umbruch. Autoritäre Regime haben Aufwind, westliche Demokratien geraten in der Defensive. Für IPPEN.MEDIA blickt Alexander Görlach in der Videokolumne „Görlachs Weltgeschehen“ regelmäßig auf die Brennpunkte dieser Welt. Görlach ist Geopolitik-Experte und unterrichtet an der New York University.

Herr Görlach, Nordkorea unterstützt Russlands Krieg gegen die Ukraine. Besteht die Gefahr, dass sich der Konflikt ausweitet?

Russland und Nordkorea sind sich heute so nah wie nie zuvor. Seit Beginn des Angriffskriegs des Kremls gegen die Ukraine hat Pjöngjang Putins Heer unterstützt, zuerst mit Munition und nun eben mit Soldaten. Dass sich daraus ein Flächenbrand auf der koreanischen Halbinsel entwickeln könnte, steht momentan mehr oder minder in den Sternen. Allerdings hat Kim Jong-un in den vergangenen Wochen seine Rhetorik gegenüber Seoul verschärft, die Straßen, die in den Süden führen, sprengen lassen und erklärt, dass ein Friedensschluss zwischen den beiden Nationen nun kein erklärtes Ziel seiner Regierung mehr sei. Das heißt also, eine Eskalation kann auch nicht völlig ausgeschlossen werden.

Wird Südkorea nun Waffen an die Ukraine liefern?

Südkorea hat genauso wie das benachbarte Japan Partei für die angegriffene Ukraine ergriffen. Das bedeutet aber auch im Gegenzug, dass man sich von den Europäern und den NATO-Partnern wünscht, dass diese auch ihr Augenmerk auf Ostasien lenken, wo Kim Jong-un sein Unwesen treibt, wo vor allem die Volksrepublik China Konflikte mit fast allen Ländern in der Region losgetreten hat. Seoul ist mittlerweile zu einem Waffenexporteur geworden. Ob diese Waffen dann direkt in der Ukraine ankommen oder über Umwege Kiews Truppen erreichen, das wird die Zukunft zeigen.

Zur Person

Professor Alexander Görlach unterrichtet Demokratie-Theorie und -Praxis an der New York University. Der Geopolitik-Experte hatte verschiedene Positionen an der Universitäten Harvard und Cambridge inne. Unter anderem erschien von ihm „Alarmstufe Rot: Wie Chinas aggressive Außenpolitik im Westpazifik in einen globalen Krieg führt“ (2022).

Alexander Görlach
Alexander Görlach © Hong Kiu Cheng

Welchen Einfluss hat China auf Kim Jong-un?

Chinas Machthaber Xi Jinping schaut mit Argusaugen auf die neue Freundschaft zwischen Pjöngjang und Moskau. Zwar ist Peking der Patron dieser beiden Schreckensregime, allerdings fürchtet man in der chinesischen Hauptstadt auch, dass diese neue Freundschaft sich am Ende gegen die Volksrepublik richten kann. Russland gibt Nordkorea wichtige Raketensystemtechnologien weiter, die das Land braucht, um seine eigenen, in der Zukunft fertiggestellten Atomsprengköpfe als Schreckinstrument ausstellen zu können. Und in einem solchen Moment ist natürlich auch die Volksrepublik selber nicht mehr vor Kim Jong-un sicher.

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