Momente des Glücks
17 Kreative haben am Sonntag am dritten Tag der offenen Ateliers in Wörthsee teilgenommen. Die Vernissage am Vorabend bot ihnen Raum, sich vorzustellen und auch untereinander besser kennenzulernen.
Steinebach - Das Foyer der Rathauses in Steinebach war voll besetzt, als die Kulturbeauftragte der Gemeinde, Juliane Seeliger-von Gemmingen, die Vernissage am Samstag eröffnete. „Der Tag der offenen Ateliers ist für die Kreativschaffenden eine Chance, sich zu präsentieren“, sagte sie. „Was mich so glücklich macht, ist die Vielfalt an Kreativität, die es zu sehen gibt.“
Die bunte Mischung belegte die Vernissage, zu der jeder Künstler ein Werk mitbrachte, und noch viel mehr der Tag danach. Sunna Stolle bot in ihrem Wintergarten einen Querschnitt der vergangenen Jahre, von Acyrl-, Öl- und Aquarellbildern bis zu Skulpturen. Dazu gesellte sich Ekaterina Schmeller mit einer Serie ausdrucksstarker Bilder: „Mein Ziel war, krasse Muskeln und Körperformen mit einigen wenigen Linien und dem einen oder anderen Farbklecks darzustellen“, erklärte sie.
Anlässlich ihres 80. Geburtstags bot Rosa Zschau in ihrem Atelier Unikat-Drucke sowie Aquarelle von meist gegenständlichen Motiven zu einem Jubiläumspreis an. Ihr Mann Werner Zschau gewährte mit seinen Fotografien Blicke in das Weltall, auf Polarlichter und führte bei einigen Bildern durch Verfremdung in die Irre.
Ein weiteres Künstlerpaar lud in sein Atelier in Walchstadt ein: Bettina Grosselfinger setzt in ihren Werken kreativ-spirituelle Themen mit einem Mix von Materialien und Techniken um. Fantasielandschaften sowie figurative Kunst in Acryl waren von Carl Grosselfinger zu sehen. Das künstlerische Potenzial im Handwerk demonstrierte die Walchstadter Werkstatt „Erbstück“ mit Maximilian Allgaier (Schreinerei), Alex Erb (kreatives Handwerk) sowie Zeph Bailey (Gartenbau).
Im Handwerkerhof in Etterschlag öffneten vier Kreative ihre Ateliertür: Gudrun Schlemmer zeigte unter anderem Bilder, die sie während ihrer Ausbildung zur Kunsttherapeutin geschaffen hatte. Die realistischen Öl-Gemälde von Thomas Beecht haben bekannte Abnehmer: „Reinhold Messner sammelt meine Werke – sie hängen auch in seinen Museen.“ Bei Claudia Harbauer und Susanne Ehret konnten sich die Besucher in einem Monotypie-Workshop für diese Technik begeistern lassen – „man wird süchtig danach“, sagte Harbauer.
Klare, glatte Formen zeichnen den Schmuck von Aline Gansser von der Dorfschmiede aus: „Ich arbeite gerne mit Edelsteinen und bringe unterschiedliche Materialien zusammen.“ In ihrem Laden war auch Max Mirlach aus Raisting mit abstrakten, puristischen Objekten vertreten. Von seinem Faible für „so groß wie möglich“ zeugte eine drei Meter hohe Skulptur. Steinbildhauerin Ulrike Ziegler stellte Werke aus Alabaster und Speckstein aus. Ihre Motive entstünden intuitiv: „Es ergibt sich, was der Stein werden will. Das ist immer eine Überraschung.“ Im verwunschenen Garten im Dahlienweg gab es zudem Acryl-Bilder von Carola Macher zu entdecken, darunter aktuell thematisch passend ein großes Fußballbild.
Der Tag der offenen Ateliers wird von der Gemeinde Wörthsee unterstützt. Das sei keine Selbstverständlichkeit, wie Seeliger-von Gemmingen betonte: „Ich höre regelmäßig, dass das, was ich mache, ein ‚Nice-to-have‘ ist. Rein rechtlich gehört es nicht zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde. Für mich ist es aber kein ‚Nice-to-have‘, sondern wahnsinnig wichtig. Kultur ist das, was uns Freude macht im Leben. Das, was uns zusammenbringt, was Treffpunkte schafft. Es ist eine Möglichkeit für Kreative, sich auszuleben. Und für diejenigen, die es betrachten, ist es ein Moment des Glücks. Was gibt es Schöneres?“
Petra Baier