Passauer Wirt schließt Café nach Sellner-Ankündigung – Hier erklärt er Aktion gegen Rechtsextremen

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Keinen Kaffee, keinen Kuchen gab‘s für Martin Sellner im Passauer Café Greindl. Der Wirt schloss sein Lokal. Heute öffnet er wieder – mit gemischten Gefühlen. Wir haben mit ihm gesprochen.

Passau – „Wir haben heute wieder aufgemacht, wir können ja nicht wieder einen Tag zusperren“, sagt Stephan Greindl am Telefon. Der Wirt des Passauer Café Greindl hat einen turbulenten Wochenstart hinter sich, nachdem der Rechtsextreme und Kopf der Identitären Bewegung, Martin Sellner, Greindls Lokal für eine PR-Aktion auserkoren hatte. Einen Tag später steht Stephan Greindl wieder in seinem Café. Seinen Standpunkt hat er in einem Video in den sozialen Medien deutlich gemacht. „Unsere Produkte sind bunt, genauso wie die Menschen auf dieser Welt“, sagt er.

Nach Geheimtreffen in Potsdam: Martin Sellner unter Beobachtung der Bundespolizei

Sellner hatte angekündigt, im Café Greindl Kaffee und Kuchen essen zu wollen, obwohl er in Deutschland verdeckt zur Fahndung ausgeschrieben gewesen sein soll und gegen ihn ein Einreiseverbot „aus Gründen der öffentlichen Ordnung, Sicherheit oder Gesundheit“ geprüft werde. Sellner war Teil des Geheimtreffens in Potsdam, über das das Recherchezentrum „Correctiv“ berichtete. Sellner soll unter anderem vorgeschlagen haben, Doppelstaatler, die nicht ausreichend „assimiliert“ seien, nach Nordafrika zu deportieren. Seit Bekanntwerden des Treffens gehen deutschlandweit Tausende Menschen gegen die AfD und Rechtsextremismus auf die Straße.

Stephan Greindl (links) und Martin Sellner
Stephan Greindl (links) möchte Martin Sellner nicht in seinem Café haben. Das macht er mit einer Videobotschaft deutlich. © Screenshot: greindl_cafes/Instagram; Alex Halada/imago

An der Grenze zu Bayern wurde er von der Polizei kontrolliert. Die Polizei habe aber keine Gründe gefunden, „die darauf hindeuten, dass er eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung darstellt“, wie der Polizeihauptkommissar Jürgen Bockstedt von der Bundespolizei Passau von der Mediengruppe Bayern zitiert wird. Deswegen durfte Sellner einreisen.

Passauer Wirt lässt sich auf Dialog mit Anhängern nicht ein – und erntet auch viel Zuspruch

Das Café Greindl konnte er am Montag nicht besuchen. Chef Stephan Greindl hatte sein Café geschlossen. Daraufhin prasselten Beschimpfungen und Diffamierungen von Sellner-Anhängern auf ihn ein. Auf einen Dialog mit den Verfassern lasse er sich nicht ein: „Das tut mir selbst ja dann auch nicht gut.“

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Stattdessen veröffentlichte er eine Videobotschaft auf Instagram. Darin betont er, Sellners Gesinnung sei nicht die seine: „Ich möchte mich äußerst widersetzen, es widerstrebt mir und ich möchte mich davon distanzieren.“ Viele Kommentare sammeln sich unter dem Post. Zuerst viel Kritik an Greindl. Inzwischen überwiegen die positiven Kommentare und Greindl freut sich über viel Zustimmung. „Mega starkes Statement!“, „Danke für Ihren Mut!“ und „Vielen Dank für die Aktion, in meinem Café wäre Sellner auch nicht willkommen“, sind nur einige der Reaktionen, die unter dem Post zu lesen sind.

Am heutigen Dienstag, 30. Januar, öffnete Stephan Greindl sein Café wieder. Sein Team verkauft Kaffee, Kuchen, Torten und Pralinen. Greindl ist trotzdem auf der Hut: „Wenn wir ihn erkennen, werden wir ihn nicht reinlassen. Wenn er dennoch hereinkäme, wäre das ein Triumph für ihn.“ Gemeinsam mit seinem Team versuche er, positiv in den Tag zu starten: „Wir schauen, was passiert.“

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