GDL droht mit neuen Streiks: Go-Ahead und BRB äußern sich – Darauf müssen sich Fahrgäste in Bayern einstellen

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Die GDL hat im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn einen langen Atem: Im Januar droht die Gewerkschaft erneut mit Streiks. Das dürfte auch auf Bayerns Schienennetz Auswirkungen haben.

München – Weihnachten ist vorbei, 2024 da und mit dem neuen Jahr die Erinnerung an das, was die Lokomotivführer-Gewerkschaft GDL im Dezember für Januar ankündigte: erneute Streiks. Der langanhaltende, unerbittliche Tarifkampf zwischen der GDL und der Deutschen Bahn (DB) beschäftigt die Menschen unaufhörlich. Seit Beginn der Verhandlungen im November des vergangenen Jahres sind beide Parteien im Streit um Arbeitszeitsenkung und Lohnerhöhung und dabei noch immer keinen Schritt weiter gekommen. Nun sieht es so aus, als würde der Konflikt erneut auf den Schultern der Fahrgäste ausgetragen werden. Ab dem 8. Januar könnten bundesweit wieder viele Züge stillstehen – auch in Bayern.

Weselsky: Unbefristete Warnstreiks ausgeschlossen – auch in Bayern

Wann, wo genau und ob es wirklich zum Bahnstreik kommt, steht aber noch aus. Für Reisende und Pendler eine nervenzehrende Situation, wenngleich die GDL etwaige Arbeitskämpfe mindestens 48 Stunden vorher ankündigen will. Im Deutschlandfunk versicherte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky, dass unbefristete Streiks in der Urabstimmung rechtlich zwar möglich seien, die Gewerkschaft aber ihrer „Verantwortung“ nachkomme – „Wir haben noch nie unbefristete Streiks in die Wege geleitet“, sagte Weselsky im Interview. Laut Auskunft von Deutschlandfunk habe er diese auch im aktuellen Tarifkonflikt ausgeschlossen.

Ein ICE der Deutschen Bahn und ein Schild mit „Streik“ (Montage).
Bei der Deutschen Bahn droht durch die GDL im Januar ein tagelanger Streik (Fotomontage). © Wolfgang Maria Weber/Imago

DB: Vorbereitung auf Warnstreiks läuft – GDL schweigt

Doch bereits ein einzelner Tag, an dem die Lokführer streiken, führt an vielen Bahnhöfen in Bayern meist zum heillosen Chaos: kaum Züge, überfüllte Wagons, genervte Gesichter wohin man schaut. Gänzlich vermeiden ließe sich das freilich nicht. „Im Fernverkehr sind es dann weniger als 20 Prozent des Regelangebots“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage unserer Redaktion. Die DB bereite sich – ähnlich wie bei Großstörungen und Stürmen – auf unterschiedliche Szenarien eines Streiks vor. Etwa indem „die DB möglichst lange Züge mit mehr Sitzplätzen einsetzt“, sagt die Sprecherin. Damit wolle man besonders stark nachgefragte Verbindungen befahren – dazu zählt zum Beispiel die Verbindung zwischen München und Stuttgart.

Welche Routen und Verbindungen in Bayern von einem Streik besonders betroffen sein werden, kann derzeit niemand absehen. Auf Anfrage der Redaktion war die Gewerkschaft GDL nicht zu sprechen.

Go-Ahead und BRB von möglichem Streik nur indirekt betroffen

Das Schienennetz in Bayern wird aber nicht nur von den Zügen der DB befahren, sondern auch von vielen unabhängigen Eisenbahngesellschaften, die vom drohenden Streik nur indirekt betroffen sein werden. So etwa die Eisenbahnunternehmen Go-Ahead und die bayerische Regional- und Oberlandbahn (BRB und BOB).

Wir gehen davon aus, dass es vereinzelt zu Einschränkungen kommen kann.

„Wenn die DB bestreikt wird, heißt das nicht, dass unser Personal streikt“, sagt Winfried Karg, Pressesprecher von Go-Ahead Bayern. Allerdings sei man indirekt betroffen. „Dadurch, dass wir die Strecken der DB befahren und deren Mitarbeiter die Weichen stellen und Signale schalten.“ In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass vor allem die Allgäuer Strecke zwischen München und Lindau stärker von Streiks betroffen gewesen ist. „Zwischen Buchloe und Lindau war es öfters mal unterbrochen“, sagt Karg. Auch Ersatzverkehr mit Bussen sei nur eingeschränkt möglich gewesen. „Das schüttelt man dann auch nicht aus dem Ärmel, zumal die DB viele Busse dann für ihre Ausfälle beansprucht.“

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Erfahrung aus vergangenen Streiks zeigt, wo es zu Problemen kommen könnte

Das Augsburger Netz mit den Strecken „München-Augsburg-Ulm und Würzburg“ habe hingegen bei den vergangenen Streiks gut funktioniert. Trotz kleinerer Ausfälle. Ob das dieses Mal auch der Fall sein wird – das sei „Kaffesatzleserei“, sagt Karg. Keiner im Eisenbahnverkehr wisse es derzeit genau, da die GDL schweigt. „Wir gehen davon aus, dass es vereinzelt zu Einschränkungen kommen kann.“ Genaueres wisse man aber erst kurz vorher, auch weil die GDL ihre Streiks erst kurzfristig ankündigt. „Für Fahrgäste völlig beknackt, aber das ist legitim und erlaubt.“

Go-Ahead-Zug
Ein Zug von Go-Ahead. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Bei der bayerischen Oberlandbahn sieht es ganz ähnlich aus. Derzeit sei vieles im „hätte, könnte, würde“ formuliert, sagt Annette Luckner, Pressesprecherin der BOB. Einfach aus dem Grund, weil derzeit noch nicht absehbar ist, ob und wann die GDL tatsächlich streiken wird. „Wie stark das, Auswirkungen auf die Fahrpläne der BRB in ihren fünf Netzen haben wird, ist nur schwer vorauszusehen“, sagt Luckner. Man sei aber eher indirekt betroffen. „Die BRB ist unabhängig von der DB, aber wir nutzen die Schienen und alles, was mit der Infrastruktur zusammenhängt, gehört der DB.“

Wichtigstes für Fahrgäste: Sich vorab informieren und über Alternativen nachdenken

Zwar hätten auch die GDL-Mitglieder der Transdev-Betriebe, zu denen die BRB gehört, zum Streik aufgerufen. „Bei uns ist es aber so, dass wir nur sehr wenige GDL-Mitglieder im Unternehmen haben“, sagt Luckner. Besonders angewiesen sein, werde man daher auf die Fahrdienstleitenden bei der DB. Denn ohne die könne letztlich keiner im Schienennetz fahren.

Das allerwichtigste für Fahrgäste sei daher, sich vor Fahrtantritt nochmal zu informieren. Das raten sowohl Karg wie auch Luckner den Reisenden. Es könne trotz allem zu Zugausfällen und Verspätungen kommen. Sich vorab auch über alternative Transportmöglichkeiten zu informieren, sei ratsam.

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