Drohende Kriege und Katastrophen - Psychische Probleme bei Kindern: Achten Sie als Eltern auf diese Alarmzeichen

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Getty Images/Justin Paget Psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen - Was Eltern wissen müssen
Dienstag, 19.03.2024, 19:55

Drohende Weltkriege oder die Klimakatastrophe können dazu beitragen, dass psychische Erkrankungen bei Kindern zunehmen. Aber auch ein anderer Effekt könnte eine Rolle spielen, sagt Psychiater Michael Schulte-Markwort - und erklärt, auf was Eltern achten sollten.

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Gibt es bestimmte psychische Probleme, wie Depressionen oder Ängste, die in letzter Zeit häufiger bei Kindern und Jugendlichen auftreten?

Psychische Erkrankungen entstehen in der Regel in einem Spannungsfeld zwischen Vererbung und Umweltbedingungen. Dennoch unterliegen sie je nach Ausprägungsgrad schädlicher oder belastender Umfeldbedingungen zeitlichen Schwankungen.

Dadurch können gerade momentan vermehrt psychische Krankheiten wie Depressionen und/oder Ängste entstehen, weil drohende Weltkriege und die Klimakatastrophe dazu führen können, dass Belastungen, Erschöpfung und Angst bei Jugendlichen zunehmen.

Daneben sind aber auch Eltern und Erzieherinnen und Lehrer aufmerksamer geworden und reagieren schneller auf psychische Veränderungen der Kinder.

Über den Autor

Über den Autor
Prof. Michael Schulte-Markwort

Prof. Michael Schulte-Markwort, renommierter Kinder- und Jugendpsychiater und Experte für Kinderseelen, ist als Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Marzipanfabrik (Hamburg), Fachklinik Fasanenkiez (Berlin) und Fachklinik Lorettoberg (Freiburg) sowie in seinen Privatpraxen Paidion- Heilkunde für Kinderseelen in Hamburg und Berlin tätig (www.paidion.de). Seit 1988 widmet er sich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, aktuell mit Fokus auf partizipative Ansätze. Er ist Professor an der MSH und engagiert sich für die psychischen Rechte junger Menschen und ist Buchautor mehrerer Fachbücher.

Gibt es ein spezifisches Alter, in dem Kinder und Jugendliche häufiger psychische Probleme entwickeln?

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Kinder und Jugendliche in jedem Alter psychische Probleme entwickeln können. Die landläufige Haltung „je jünger, desto gesünder“ stimmt nicht wirklich, wenngleich es eine Steigerung der Zahlen mit dem Alter gibt, was u. a. mit einer größeren Sensibilität und Irritationsbereitschaft in der Pubertät zu tun hat.

Wichtig ist, dass wir zu keiner Lebens- und Entwicklungsphase unserer Kinder Symptome und Leiden übersehen. Dabei darf man nicht unterschätzen, wie sehr Kinder und Jugendliche sich unter Umständen schämen für das, was innerseelisch gerade mit ihnen geschieht und sie ungerne darüber sprechen.

Zusätzlich gibt es Symptome, die schleichend auftreten können und die ganze Familie sich daran „gewöhnt“ oder die Veränderungen der Pubertät zuschreibt. Eine frühzeitige kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik ist nicht schädlich.

Auf welche Warnzeichen sollten Eltern achten, wenn sie befürchten, dass ihr Kind psychische Probleme hat?

Eltern sind Experten für ihre Kinder. Das bedeutet im Kontext psychischer Symptome, dass sie jeglichen Veränderungen im Verhalten und/oder im Seelischen aufmerksam nachgehen sollten. Das bezieht sich auf alles, was vorher anders war.

Kinder oder Jugendliche, die nachhaltig traurig oder antriebslos werden, Kinder, die zum Beispiel nur noch schwarze Bilder malen, die sich zurückziehen, aber auch Kinder, die sich nicht gut konzentrieren können, aggressiv werden, Wutanfälle bekommen, nicht mehr oder zu viel essen, Schlafstörungen entwickeln, nachhaltig einnässen oder einkoten, ihre Stimmung verändern, in ihrer Wahrnehmung oder ihrem Denken beeinträchtigt sind, bestimmte Handlungen ständig wiederholen müssen, eine gesteigerte Angst entwickeln oder „einfach etwas am Kind nicht mehr stimmt“.

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Da psychiatrische Diagnosen dazu neigen, schnell zu chronifizieren, ist immer eine rechtzeitige und fundierte Diagnostik geboten.

Sind bestimmte psychische Probleme eher bei Jungen oder Mädchen zu beobachten?

Es gibt sowohl jungen- als auch mädchenlastige psychische Erkrankungen. Grundsätzlich gehören die expansiven, aggressiven Symptome mehr zu den Jungen, während die Mädchen eher zu introversiven Symptomen neigen. Die Störung des Sozialverhaltens sowie ADHS sind jungenlastige Diagnosen, während Depressionen und Essstörungen mädchenlastig sind.

Grundsätzlich kommen alle Diagnosen bei beiden Geschlechtern vor und dieses Wissen um die Verteilung darf nicht dazu führen, dass beispielsweise ein Konzentrationsdefizit auch ohne motorische Unruhe (ADS) bei Mädchen übersehen wird oder ein nachhaltig trauriger Junge, der sich in seinem Zimmer zurückzieht, für ausschließlich pubertär gehalten wird.

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Die jeweiligen Warnzeichen sind weniger geschlechtsspezifisch als den einzelnen Diagnosen zuzuordnen. Für alle Diagnosen gibt es auch im Internet diagnostische Kriterien, die bei einem ersten Verdacht weiterhelfen können.

Wie können Familienmitglieder und Freunde helfen, wenn sie bemerken, dass ein Kind oder Jugendlicher psychische Probleme hat? Welche professionellen Hilfsangebote gibt es?

Oft zeigen Familienmitglieder oder Freunde der Familie ein falsche Scheu, anzusprechen, wenn ihnen am verwandten oder fremden Kind etwas auffällt. Die natürliche Expertise von Menschen, die nicht immer und unmittelbar mit dem betroffenen Kind zu tun haben, ist, dass sie mit etwas mehr Abstand nicht selten die Dinge mit weniger emotionaler Betroffenheit einschätzen.

Dann gilt: fürsorglich-freundliches Ansprechen ist die Devise. dabei sollte man darauf achten, dass die Betroffenen sich nicht angegriffen fühlen, sondern hören, dass die Ansprache aus einer Sorge heraus geschieht. Kinder und Jugendliche sollten immer mit einbezogen werden. Das gilt in besonderem Maß für Paten, die nicht selten auch für die Kinder eine besondere Vertrauensrolle inne haben, die sie dafür prädestiniert, auch von sich aus Wahrgenommenes ansprechen.

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Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.