Mit Beispielrechnungen - Steuererleichterungen für fast alle: Das planen SPD, Grüne und FDP für Ihren Geldbeutel

Angesichts der hohen Inflation der vergangenen Jahre und der wirtschaftlich schwierigen Zeiten in Deutschland diskutieren die Parteien der Ampel-Regierung derzeit über mögliche Steuerentlastungen für die Mehrheit der Bürger. FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner hat bereits konkrete Pläne, die SPD kündigte auf einer Klausurtagung eine grundlegende Einkommensteuerreform für die kommende Legislaturperiode an und die Grünen setzen ab Januar ihr Wahlversprechen einer Kindergrundsicherung mit höheren Leistungen um. Wir haben analysiert, was sich alles ändern wird oder könnte und wie viel mehr im Portemonnaie bleibt.

In der Schwebe: Die Kindergrundsicherung

Was ist geplant? Die Kindergrundsicherung, ein Projekt der Grünen, soll ab 2025 verschiedene Leistungen für Kinder wie Kindergeld, Kinderzuschlag und Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket zu einer Leistung zusammenfassen. Die Kindergrundsicherung soll aus einem garantierten Betrag in Höhe von 255 Euro, der das heutige Kindergeld ersetzt, und einem einkommensabhängigen Zuschlag für die Eltern bestehen. Maximal wären so 636 Euro pro Kind möglich. Zudem soll die Kindergrundsicherung einfach über ein Online-Portal beantragt werden können und der Familienservice soll von sich aus prüfen, ob die Eltern einen Anspruch haben. So soll sichergestellt werden, dass alle Familien die Leistung auch erhalten. Heute ist das oft nicht der Fall.

Wie viel mehr Geld hätte ich dadurch? Mit dem garantierten Betrag würde sich das heutige Kindergeld um 5 Euro pro Monat und Kind erhöhen. Damit hätten alle Eltern mehr von der Reform. Der maximale Zusatzbetrag von 386 Euro pro Kind liegt deutlich über den heutigen Leistungen des Kinderzuschlags und des Bildungs- und Teilhabepakets. Andere Leistungen wie der Kinderregelbedarf des Bürgergeldes, Wohngeld oder Unterhaltsvorschuss können unter Umständen noch hinzukommen. Da diese aber jeweils nach der individuellen Situation einer Familie oder eines Alleinerziehenden berechnet werden, lässt sich nur schwer pauschal sagen, wie viel mehr Geld Eltern(teile) dadurch zur Verfügung stünde. Ökonomen wie die von der Hans-Böckler-Stiftung gehen davon aus, dass der größte Effekt der Reform darin besteht, dass künftig alle Eltern alle Leistungen erhalten. Derzeit würden beispielsweise nur 800.000 von 2,3 Millionen anspruchsberechtigten Kindern den Kinderzuschlag erhalten.

Wie wird die Reform wann umgesetzt? Eigentlich soll die Kindergrundsicherung am 1. Januar starten, doch sie ist bisher nicht beschlossen. Ende vergangenen Jahres absolvierte sie die erste Lesung in Bundesrat und Bundestag, ab dann wurden Änderungswünsche aus den Parlamenten wieder im Kabinett beraten. Bisher gibt es dort keinen neuen Beschluss und auch keinen Termin, wann das Gesetz wieder in den Bundestag eingebracht werden könnte. Die Bundesagentur für Arbeit, die für den Familienservice zuständig ist, schätzt, dass sie nach Beschluss rund ein Jahr für die Einrichtung des Services sowie des Online-Portals bräuchte. Aktuell scheint also ein Start 2026 wahrscheinlicher.

Kommt wahrscheinlich: Höhere Freibeträge

Was ist geplant? Die Bild-Zeitung berichtete zuletzt darüber, dass Lindner an seine Kabinettskollegen Berichte verschickt haben soll, in denen er eine Erhöhung des Grundfreibetrags von 11.784 auf 12.096 Euro und des Kinderfreibetrages von 6384 Euro auf 6672 Euro plane. Bisher waren für 2025 nur 12.084 Grundfreibetrag geplant worden. Die Erhöhung des Kinderfreibetrages hatte die Ampel schon im Sommer diskutiert. 2026 sollen die beiden Freibeträge dann auf 12.384 beziehungsweise 6828 Euro steigen.

Wie viel mehr Geld hätte ich dadurch? Der Grundfreibetrag ist der Anteil Ihres Einkommens, der grundsätzlich steuerfrei gestellt wird. Er soll dem Existenzminimum entsprechen. Wie viel Steuern Sie dadurch sparen, hängt von Ihrem Einkommen ab. 

  • Mit einem Einkommen von 3000 Euro brutto im Monat würden Sie kommendes Jahr rund 29 Euro weniger Steuer pro Monat und 2026 rund 55 Euro weniger bezahlen. Die Werte gelten für Alleinstehende ohne Kinder.
  • Bei einem Bruttoeinkommen von 5000 Euro läge die Ersparnis im Jahr 2025 bei 41 Euro und im Jahr 2026 bei 79 Euro pro Monat.
  • Spitzenverdiener mit einem Einkommen von 7500 Euro brutto im Monat hätten 67 bzw. 128 Euro mehr netto zur Verfügung.