A95-Anschluss zwischen Penzberg und Iffeldorf: Zwei Ampeln geplant - Gemeinde kritisiert Vorhaben
Der Anschluss von Iffeldorf an die A95 hat viele Vorteile: schnell in München, schnell in Richtung Berge. Doch der Verkehrsknotenpunkt sorgt auch für Probleme. Nun plant das Staatliche Bauamt, den Verkehr mit zwei Ampel-Anlagen zu regeln - eine Lösung, mit der Iffeldorf alles andere als zufrieden ist.
Iffeldorf - In der jüngsten Gemeinderatssitzung in Iffeldorf verkündete Bürgermeister Hans Lang (SPD), dass das Staatliche Bauamt Weilheim im Januar die Planung für eine Ampel-Lösung vergeben will. Beim Staatlichen Bauamt bestätigt Andreas Lenker, Leitung Straßenbau West, auf Rundschau-Nachfrage, dass zwei Ampeln an der A95-Anschlussstelle zwischen Penzberg und Iffeldorf installiert werden sollen. Baubeginn dafür sei frühestens im Herbst 2025.
Penzberg/Iffeldorf: Staatliches Bauamt plant zwei Ampelanlagen an A95-Anschlussstelle
Der Abteilungsleiter skizziert drei Kernproblemen an dem Verkehrsknotenpunkt. Problematisch wären die Rückstaus auf die Autobahn zu Hauptverkehrszeiten und im Berufsverkehr. Auch sei die Kreuzung ein „Unfallschwerpunkt“. In den Jahren 2021 bis 2023 habe es an der Anschlussstelle insgesamt 13 Unfälle gegeben, bei denen Personen – teilweise schwer – verletzt wurden. Als weiteres Problem nennt Lenker den Radweg, der über die Auffahrt Richtung Garmisch führt. Ein ausgewiesener „Fahrradunfallschwerpunkt“ liege hier jedoch nicht vor.
Um eine Lösung für diese Probleme zu finden, habe das Bauamt abgewägt, „wo der Schuh am meisten drückt“, sagt Lenker der Rundschau. Das sei definitiv bei der Verkehrssicherheit. Mit zwei Ampelanlagen, jeweils bei den Auffahrten zur Autobahn, will das Bauamt eine Verbesserung erzielen. Lenker betont, dass aus Sicht des Staatlichen Bauamts die Ampel-Lösung in Bezug auf die Radweg-Situation „sicher genug“ ist.
Gefahr für Radfahrer verringern: Zusätzlich soll die Auffahrt Richtung Garmisch verschmälert werden
„Um das Queren für Radfahrer leichter zu machen“ soll zusätzlich die Auffahrt Richtung Garmisch verschmälert werden. Aktuell messe die Strecke, die Fahrradfahrer über die Autobahnanschlussstelle zurücklegen müssen, etwa 64 Meter an Länge. Durch die Arbeiten kann diese auf etwa 20 Meter verkürzt werden. Laut Lenker „so schmal wie es geht“. Zusätzlich soll der Radweg auf der Penzberger Seite der Autobahnbrücke direkt an die Staatsstraße 2063 verlegt werden. Das bisherige Radeln über den dortigen Pendlerparkplatz (neben dem Weiher) stelle nämlich auch eine Gefahr dar.

Die jetzige Situation für Radfahrer „ist nicht wirklich verkehrssicher“, bestätigt Lenker gegenüber der Rundschau. Das ist auch der Grund, warum die Gemeinde Iffeldorf eine Fahrradbrücke über die Staatsstraße für eine bessere Lösung hält, wie Bürgermeister Lang in der jüngsten Gemeinderatssitzung erklärte. Dass es immer am sichersten wäre, den Rad- vom Autoverkehr zu trennen, sieht auch Bauamtsvertreter Lenker so. Aber die Behörde müsse wirtschaftlich denken: Das Ampel-Vorhaben kostet etwa 1,1 Millionen Euro – eine Brücke wäre deutlich teurer.
Die von Penzberg und Iffeldorf favorisierte Brücke will das Staatliche Bauamt nicht bauen
Die Kommunen Iffeldorf und Penzberg könnten aber selbst einen Brückenbau in Auftrag geben, sagt Lenker. Solche Bauvorhaben würden von Bund und Freistaat stark bezuschusst. Das Staatliche Bauamt werde aber definitiv keine Brücke bauen, betont Lenker.
Das Problem mit dem Radweg zwischen den beiden Orten ist kein Neues. Radfahrer müssen über die Autobahnauffahrt Richtung Garmisch, beziehungsweise die Abfahrt aus Richtung München fahren. Ein gefährlicher Weg. Seit bereits zehn Jahren soll die Straße umgebaut werden. Die Gemeinde ist seit 2023 im Kontakt mit dem Staatlichen Bauamt bezüglich einer Fahrradbrücken-Lösung. Eine Option, die „in die Zukunft gedacht ist“, wie es Lang in der Gemeinderatssitzung formulierte.
Die Brücke würde parallel zur Autobahn (auf Penzberger Seite der Überführung) die Staatsstraße überqueren. Auf Iffeldorfer Seite soll der Radweg ganz auf die südliche Straßenseite verlegt werden (siehe Grafik) – und damit der gefährliche Übergang über die Garmisch-Auffahrt wegfallen. So könnte man „den Kraftverkehr und den Radfahrverkehr entkoppeln“, argumentierte Lang.

Das letzte Treffen mit den Verantwortlichen hatte im September stattgefunden. Der Rathauschef ging davon aus, dass die Zusammenarbeit für eine geeignete Lösung weitergehen würde. Über die jetzige Nachricht vom Bauamt war Lang nicht nur erstaunt, sondern noch in der Ratssitzung sichtlich wütend. Denn in dem Behördenschreiben war laut Lang keine Rede mehr von einer Brücken-Lösung.
Nicht zufrieden mit der Ampel-Lösung: Gemeinde Iffeldorf macht sich Sorgen um die Radfahrer
Das Problem, das der Bürgermeister bei der Ampel-Lösung sieht: Die Radfahrer haben gleichzeitig mit den abbiegenden Autofahrern grün – eine Gefahr für die Radler. Weiterer Kritikpunkt von Lang: Durch die Ampel würden die Rückstaus zur Hauptverkehrszeit auf die Autobahn nicht behoben. Denn die Ursache dafür sei der Kreisverkehr an der Möbelcentrale in Penzberg.
Iffeldorfs Fahrradreferent Gerhard Kerfers: Einzig vernünftige Lösung ist eine Fahrradbrücke
Der neue Fahrradreferent der Gemeinde, Gerhard Kerfers, der einstimmig in dieser Sitzung gewählt wurde (siehe Kasten), stimmte dem Rathauschef zu. Der Fahrradweg wird viel befahren. Messungen zufolge, welche die Gemeinde vorgenommen hat, gebe es etwa 2.000 Radbewegungen pro Woche. Dafür „braucht man hier eine sichere Lösung“. Und „die einzig vernünftige ist diese Brücke“, war sich Kerfers sicher. Die Ampel-Lösung sei im Gutachten eines Ingenieurbüros als nur „bedingt verträglich“ eingestuft worden.
Fahrradreferent Gerhard Kerfers: „Rauf aufs Rad.“
In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde Gerhard Kerfers zum neuen Fahrradreferenten ernannt. „Er hat die letzten Jahre schon sehr viel für die Gemeinde Iffeldorf was das Radfahren anbelangt getan“, lobte Bürgermeister Hans Lang. Kerfers Einsatz sei „sehr kenntnisreich und unheimlich arbeitsintensiv“. Mit ihm sei die Gemeinde „gut aufgestellt“, war sich der Rathauschef sicher. Kerfers Devise ist einfach: „Ausprobieren und rauf aufs Rad.“ Ob in die Natur, zum Sport oder einfach zum Einkaufen, der neue Fahrradreferent will motivieren, das Auto stehen zu lassen und statt dessen aufs Rad zu steigen. „Wenn wir vorbildlich sind, dann machen es andere nach“, ist er sich sicher. Das soziale Umfeld sei hier ganz entscheidend. Wenn Bekannte mit dem Rad fahren, dann würde man selbst auch eher aufsteigen. So können man mit seinem eigenen Verhalten einen positiven Einfluss auf die Menschen um sich herum nehmen. Ein verlockendes Angebot gab es schließlich auch noch: „Wer ein kaputtes Radl hat, dem helf ich gern beim richten.“
Andreas Ludewig (UWÖ) befürchtete, dass durch den Bau einer Ampel-Anlage eine Brücken-Lösung nicht mehr möglich wäre. Eine Sorge, die das Staatliche Bauamt Weilheim auf Rundschau-Nachfrage nicht bestätigte.
Im September habe es laut Ludewig noch geheißen, dass eine Planung etwa drei Jahre dauern würde. Umso erstaunter war er, dass es nun schon im Januar zur Vergabe des Planungsauftrags kommen soll. Das mindeste sei, dass eine Brückenlösung mitgeplant werden soll. Rathauschef Lang erklärte auf Nachfrage, ein erneutes Gespräch mit der Behörde habe für Klärung gesorgt: Die Ampel wird vom Staatlichen Bauamt definitiv errichtet. Einen Brückenbau könnten aber die Kommunen Penzberg und Iffeldorf trotzdem noch selber realisieren.
Weiter verhandeln: Penzberg und Iffeldorf wollen Zuschüsse für Brückenbau prüfen
Das Bauamt sei weiter bereit, mit der Gemeinde zusammenzuarbeiten, berichtete Lang. Im Januar wollen Penzberg und Iffeldorf klären, wie ein Brückenvorhaben bezuschusst würde. Bis zu 75 Prozent könnten das sein, so Lang. Im Februar oder März würden dann weitere Gespräche mit dem Staatlichen Bauamt stattfinden.
Mit dem „Das Gelbe Blatt“-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Das Gelbe Blatt“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.