Kommentar: Die Schwäche der bayerischen Grünen auf dem Land
Bislang fehlt es den Grünen in Bayern an Köpfen, die authentisch das Land repräsentieren und Bauern nicht nur auf der Demo am Odeonsplatz treffen. Der Kommentar.
München – Die bayerischen Grünen stehen vor einem spannenden Wochenende: Heute Abend beginnt in Lindau der Landesparteitag – inklusive Wahlaufarbeitung, Richtungsdebatte und Kampfkandidaturen. So stark die Partei bei den Landtagswahlen in den Städten abschnitt, so desaströs waren die Ergebnisse auf dem Land. Das Vorgehen beim Heizungsgesetz hatte dort selbst ökologisch denkende Eigenheimbesitzer verärgert. Und mit Gendersternchen, „feministischer Außenpolitik“ und Diskussionen, ob man noch „Indianerhäuptling“ sagen darf, erntet man auf dem Dorf eher Kopfschütteln.
Wie weit das Abschneiden also wirklich auf Versäumnisse der Landesspitze zurückgeht, kann man hinterfragen. Hauptproblem bleibt eine schlecht kommunizierte Ampel-Politik, die zu stark die eigene Klientel bedient und zu viele handwerkliche Fehler aufweist. Doch zur Wahrheit gehört, dass die Grünen bei allen Fehlern auch Opfer einer von Bild und sozialen Medien geprägten Debatte wurden, die schon arg holzschnittartig daher kam.
Der Weg für die Grünen in Bayern ist weit
Und jetzt? Immerhin: Die Grünen wollen das Problem angehen. Das unterscheidet sie von einem Hubert Aiwanger, der den Konflikt zwischen Stadt und Land befeuert, um daraus Kapital zu schlagen. Doch der Weg ist weit. Bislang fehlt es an Köpfen, die authentisch das Land repräsentieren und Bauern nicht nur auf der Demo am Odeonsplatz treffen. Der oberbayerische Teil der Fraktion kommt fast ausschließlich aus dem Münchner Speckgürtel. Also muss es die Partei richten. Nicht nur bei der Frage, wer sie führt, sondern mit Strukturen im Kleinen: Es bräuchte mehr Ortsverbände und Bürgermeister, die zeigen, dass Klimaschutz nicht dogmatisch sein muss. (Mike Schier)