Tierseuche wurde einst gezielt freigesetzt: Nun grassiert gefährliche Virus-Mutante in Österreich
Seit Anfang Juni breitet sich eine neue Virus-Mutante der Kaninchenpest aus. Zahlreiche Tiere verendeten bereits. Tierärzte schlagen Alarm.
Wien – Ein Kaninchensterben geht aktuell in Österreich um. Besonders Niederösterreich und Wien sind betroffen. Etwa 100 tote Tiere sind allein in den vergangenen Wochen im Bereich der Donauinsel in Wien dokumentiert worden. Die Viruserkrankung – im Fachjargon Myxomatose – ist unter den Tieren hochansteckend. Bei dem aktuellen Seuchenausbruch handelt es sich um eine mutierte Virusvariante. Sie ist jetzt erstmals in Österreich aufgetaucht.
Kaninchenpest-Ausbruch in Österreich – neue gefährliche Virus-Mutante extrem ansteckend
Myxomatose – als Kaninchenpest bekannt – stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde in den 1950er Jahren in Europa und Australien freigesetzt, um Kaninchenpopulationen gezielt einzudämmen. Die Krankheit wird vor allem von Flöhen, Zecken oder auch Stechmücken übertragen.
„Bei dem vorliegenden Stamm handelt es sich jedoch um eine mutierte Form“, erklärt Virologin Angelika Auer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien in einer Pressemitteilung der Stadt Wien. Während das ursprüngliche Virus nur Kaninchen gefährlich war, befällt die mutierte Form (ha-MYXV) auch Feldhasen. Auch für Haustiere besteht eine hohe Ansteckungsgefahr. 2018 trat diese genetische Variante erstmals auf der Iberischen Halbinsel auf.

Gefährliche Tierseuche grassiert unter Kaninchen-Kolonie in Wien
Nach Fällen in Deutschland, gibt es die ersten Fälle in Österreich, heißt es seitens der Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni). In Wien ist eine Population von verwilderten Hauskaninchen im Bereich des Handelskai betroffen. In diesem Gebiet werden immer wieder Haustier-Kaninchen ausgesetzt, die sich mit Wildkaninchen kreuzen und unkontrolliert vermehren.
Virus-Mutante der Kaninchenpest – Myxomatose (ha-MYXV) – auch für Haustiere gefährlich
Wenige Tage nach einer Infektion entwickeln erkrankte Kaninchen und Hasen typischerweise Schwellungen im Kopf- und Genitalbereich. Häufig sind die Augen von den Schwellungen und Entzündungen betroffen, was zu Orientierungslosigkeit und Erblindung führen kann. Für viele Tiere endet die Krankheit tödlich. Die wichtigsten Symptome einer Myxomatose sind laut der österreichischen AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit):
- hohes Fieber
- Schwellungen im Bereich des Kopfes – Augen, Nase, Mund, Ohrengrund
- Schwellungen des Genitalbereichs
- Knoten im Bereich des Kopfes und der Extremitäten
- Augen- und Nasenausfluss
- Schluckbeschwerden
Kaninchen in Gefahr
Die Myxomatose ist in Österreich zwar keine meldepflichtige Tierseuche und für den Menschen ungefährlich, erklärt die Leiterin des Veterinäramts Ruth Jily. Hauskaninchen oder Zuchtkaninchen sollten dennoch mit einer jährlichen Impfung geschützt werden. Diese nehmen niedergelassene Tierärzte und Tierärztinnen vor.
Tote Kadavar umgehend melden und nicht anfassen
Die Stadt Wien bittet Bürgerinnen und Bürger, tote Tiere zu melden, um Kadaver fachgerecht zu entsorgen. Schwer erkrankte oder verletzte Wildtiere können dem Wildtierservice der Stadt Wien unter +43 1 4000-49090 gemeldet werden.
Bei Umgang mit Wildtieren ist immer Vorsicht geboten. Tote Hasen und Kaninchen sollten keinesfalls berührt oder eingesammelt werden. In Bayern im Landkreis München haben sich zwei Menschen mit der Hasenpest (Tularämie) infiziert. Die Tularämie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die in Deutschland selten, aber zunehmend häufig gemeldet wird. Bei einer frühzeitigen Diagnose ist die Tularämie gut mit Antibiotika behandelbar. (ml)