GDL-Streik: Bahnen stehen still – auch Weselsky verpasst letzten Zug
„Der letzte Zug ist weg“: Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat begonnen – und die Auswirkungen treffen auch ihren Vorsitzenden Claus Weselsky.
Berlin – Die Lokführergewerkschaft GDL streikt bis Freitag, die Züge stehen still. Das hat am Dienstagabend auch den GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky getroffen: „Der letzte Zug ist weg“, sagte der Gewerkschafter nach der Urteilsverkündung. Er müsse nun andere Wege nach Berlin finden, um dort am Mittwoch den Lokführer-Streik anzuführen.
GDL-Chef Weselsky verlangt von Bahn „substanzielle Angebote“
Das hat er wohl auch geschafft. Denn am Mittwochmorgen verteidigte Weselsky den Streik im ZDF-„Morgenmagazin“: „Die Bahn muss Angebote machen, die substanziell sind“, sagte Claus Weselsky dort. Die Gewerkschaft sei beim Thema Arbeitszeit bereit, Kompromisse einzugehen. Die Wochenarbeitszeit könnte schrittweise sinken. So habe die Arbeitgeberseite Zeit, auszubilden.
„Wenn das Herr Seiler tut, dann können wir auch wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren“, fügte Weselsky in Richtung des Bahnvorstands Martin Seiler hinzu. Das Angebot, was die Deutsche Bahn der GDL Anfang Januar gemacht hatte, bezeichnete Weselsky als „Provokation“.
Die Gewerkschaft fordert für Beschäftigte im Schichtdienst eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn hatte Verhandlungen darüber unter Verweis auf den Fachkräftemangel zunächst strikt abgelehnt. Vergangene Woche bot sie dann ein Modell an, mit dem Schichtarbeitende ihre Wochenarbeitszeit reduzieren oder auch aufstocken könnten. Beim Thema Lohnausgleich blieb der Konzern aber zurückhaltend.
Bahn-Sprecherin: „Wir haben bis zuletzt versucht, diesen Streik zu verhindern“
Der Streik der Lokführer im Personenverkehr begann in der Nacht zum Mittwoch. Das Hessische Landesarbeitsgericht hatte am Dienstagabend in zweiter Instanz grünes Licht gegeben und den Antrag der Bahn auf einstweilige Verfügung gegen den Ausstand abgelehnt. Es könne nicht festgestellt werden, dass die GDL rechtswidrige Streikziele verfolge oder gegen die Friedenspflicht verstoße, hieß es zur Begründung. Noch vor Verkündung der Entscheidung hatte der Lokführerstreik im Güterverkehr begonnen.
Meine news
Der Notfallplan der Bahn sei am Morgen stabil angelaufen, sagte Bahn-Sprecherin Anja Bröker in Berlin. Nach Angaben der Deutschen Bahn fahren rund 20 Prozent der Fernverkehrszüge. Im Güterverkehr gelte es, „die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten“. Das Unternehmen DB Cargo versuche, versorgungsrelevante Züge trotz Streiks an ihr Ziel zu bringen.
„Wir haben bis zuletzt versucht, diesen Streik zu verhindern“, betonte Bröker. Das von der Bahn vorgelegte Angebot sei es wert, besprochen zu werden, appellierte sie an die GDL.
Mit Material von AFP und dpa