Nasa-Bericht sieht „Sicherheitsrisiko“ auf der ISS – Leck verschlimmert sich
Im russischen Teil der Internationale Raumstation gibt es seit Jahren ein unauffindbares Leck. Das besorgt unter anderem den Nasa-Generalinspekteur.
Washington, D.C. – Die Internationale Raumstation ISS wird alt. Ihre ältesten Teile stammen aus dem November 1998 – und das merkt man. So gibt es beispielsweise im russischen Teil der Raumstation ein Leck, das die Raumfahrtorganisationen bereits seit September 2019 beschäftigt. Es befindet sich zwischen einer Luftschleuse, an der ein russischer „Progress“-Raumfrachter andocken kann, und dem russischen „Swesda“-Modul, das seit dem Jahr 2000 ein Teil der ISS ist. Längere Zeit hat man von dem Leck nichts mehr gehört, doch es war nie weg.
Nun bringt ein vom Nasa-Generalinspekteur veröffentlichter Bericht zur Internationalen Raumstation das Leck wieder ins Bewusstsein – und warnt: Im Februar 2024 habe die Nasa eine erhöhte Leckrate festgestellt, weshalb sich daraufhin ISS-Verantwortliche aus den USA und Russland getroffen hätten, um darüber zu sprechen. „Das ISS-Programm stufte daraufhin das Risiko eines Lecks im Servicemodul-Transfer-Tunnel in seinem Risikomanagement-System auf die höchste Risikostufe ein“, heißt es in dem Bericht.
Nasa und Roskosmos suchen Leck an Bord der ISS
„Risse und Luftlecks im Tunnel sind ein großes Sicherheitsrisiko“, betont der Bericht weiter. Das Leck, nach dem seit 2019 gesucht wird, gibt immer noch Rätsel auf. Mittlerweile konzentriert sich die Suche jedoch auf „interne und externe Schweißnähte“. Um das Leck im Griff zu halten, kann die Luke des Svesda-Moduls, die zu dem Tunnel führt, geschlossen werden. Derzeit wird das jedoch nur temporär gemacht, da immer wieder Raumschiffe am Ende des Tunnels an der ISS andocken.
Der derzeitige Plan sieht jedoch vor, dass die Luke im schlimmsten Fall dauerhaft geschlossen wird. Das würde die Anzahl russischer Docking-Stellen von vier auf drei reduzieren. „Nach Angaben der Nasa ist Roskosmos zuversichtlich, dass sie in der Lage sein werden, die Luke zum Servicemodul zu überwachen und zu schließen, bevor die Leckrate ein unhaltbares Niveau erreicht“, heißt es in dem Bericht.
Leck im russischen Teil der Raumstation besorgt Nasa-Verantwortliche
Der betont allerdings auch, dass gar nicht klar ist, was ein „unhaltbares Niveau“ ist: „Allerdings haben die Nasa und Roskosmos keine Einigung über den Punkt erzielt, an dem die Leckrate unhaltbar ist.“ Im Februar 2024 verlor das Leck mehr als 0,9 Kilogramm Sauerstoff pro Tag. Im April sollen es bereits 1,7 Kilogramm gewesen sein, wie Ars Technica berichtet.
Die ISS macht immer wieder mit Lecks von sich reden – häufig im russischen Teil. Trotzdem will die US-Raumfahrtorganisation Nasa die alternde Raumstation bis 2030 nutzen und erst 2031 kontrolliert abstürzen lassen. Für diesen ISS-Absturz wurde bereits das private Raumfahrtunternehmen SpaceX engagiert. Die anderen ISS-Partner, die europäische Raumfahrtorganisation Esa, die kanadische CSA und die japanische Behörde Jaxa haben der Nutzung bis 2030 zugestimmt, Russlands Roskosmos hat bisher erst bis 2028 eingewilligt.
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Internationale Raumstation ISS soll 2031 kontrolliert abstürzen
Ursprünglich war geplant, dass die ISS bis 2015 im Erdorbit ist. Die Verlängerung bis 2030 hat damit zu tun, dass die Nasa eine dauerhafte Präsenz im erdnahen Orbit haben möchte. Geplant ist, dass nach dem kontrollierten Absturz der ISS private Raumstationen zur Verfügung stehen sollen, auf denen die Nasa und ihre internationalen Partner in der Schwerelosigkeit weiter forschen können.
Diese anvisierte Umstellung hat auch finanzielle Gründe: Derzeit gibt die Nasa pro Jahr etwa drei Milliarden US-Dollar für die ISS inklusive Forschung und Crew-Transport aus. Eine private Raumstation sollen der US-Raumfahrtorganisation zwischen 1,3 und 1,8 Milliarden US-Dollar pro Jahr sparen, listet der Bericht auf. (tab)