Das Thema Sucht ist nach wie vor ein drängendes Problem. Weil nur gemeinsam Heilung gelingen kann, berät der Verein Prop e.V. in Freising auch Angehörige.
Freising – Sucht – egal welcher Sorte – ist ein Problem, das nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren Angehörigen stark belasten kann. Die systemische Sichtweise auf die Suchthilfe rückt die Rolle der Angehörigen in den Fokus und zeigt auf, wie wichtig deren Unterstützung und Einbeziehung im therapeutischen Prozess ist und welche unverzichtbare Rolle diese einnehmen. Wie der Verein Prop nun in einer Pressemeldung mitteilt, hat er im vergangenen Jahr 213 Angehörige in Freising und seiner Außenstellen in Moosburg beraten und betreut. Damit waren von allen Klienten mehr als 21 Prozent Angehörige.
Den Druck rausnehmen
„Die Illusion der Angehörigen besteht oft darin, dass der Betroffene allein durch den Besuch einer Beratungsstelle bereits geheilt ist“, erzählt Annegret Scheu, Hauptansprechpartnerin beim Verein Prop, wenn es um Termine mit Angehörigen geht. Diese falsche Annahme führe oft zu unrealistischen Erwartungen und baue Druck beim Betroffenen auf. Der Eintritt in eine Beratungsstelle sei zwar ein bedeutender erster Schritt, doch der eigentliche Therapieprozess beginne erst mit der aktiven Auseinandersetzung mit der Sucht und den Ursachen.
Unterstützendes Umfeld aufbauen
„Der Weg zur Genesung ist oft lang und herausfordernd, geprägt von Rückschlägen und Fortschritten“, erzählt Bärbel Würdinger, Leiterin der psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle Prop in Freising. Umso wichtiger deshalb sei das lokale Angebot der Beratungsstelle. Sie bietet die Möglichkeit der Unterstützung in Form von Therapie und Beratung sowohl für Betroffene, als auch Angehörige an. „Angehörige sollten sich bewusst sein, dass der Behandlungsprozess nicht linear verläuft. Es ist entscheidend zu lernen, Geduld zu haben und den Betroffenen in seinem individuellen Prozess zu unterstützen, ohne übermäßige Erwartungen an sofortige Ergebnisse zu stellen“, so Annegret Scheu. Eine offene Kommunikation über die Herausforderungen und Fortschritte kann laut der Expertin helfen, Missverständnisse zu vermeiden und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem der Betroffene sich sicher fühlt, an seiner Genesung zu arbeiten.
Eigene Bedürfnisse nicht vernachlässigen
Dieses Umfeld zu schaffen ist nicht immer einfach. Angehörige von suchtkranken Menschen stehen oft selbst vor enormen Herausforderungen. „Sie erleben nicht nur die Auswirkungen der Sucht auf das Leben der Betroffenen, sondern sind häufig auch emotional und psychisch stark belastet“, weiß Scheu von ihren Beratungen. Gefühle von Hilflosigkeit, Angst und Trauer sind bei den Angehörigen laut den Expertinnen weit verbreitet. So berichtet Bärbel Würdinger von einer wachsenden Not unter Angehörigen, die oft nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. „Viele fühlen sich isoliert und überfordert, da sie nicht nur die Sorgen um die Betroffenen tragen, sondern auch ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen aus den Augen verlieren.“
Beratungsstellen wie die in Freising spielen deshalb eine zentrale Rolle in der Unterstützung von Angehörigen. So bietet der Verein Prop nicht nur Informationen und Ressourcen, sondern auch einen Raum für Austausch und Reflexion. Annegret Scheu sorgt für Möglichkeiten, sich mit anderen Betroffenen in einem therapeutisch begleiteten Rahmen gegenseitig zu unterstützen und Erfahrungen auszutauschen. Angehörige lernen ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu kommunizieren, ohne sich schuldig zu fühlen.
„Die Arbeit mit Angehörigen ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Therapieprozessen und einer langfristigen Stabilität der Betroffenen“, so die Zusammenfassung der beiden Beraterinnen. Denn nur gestärkte und einbezogene Angehörige können aktiv zur Genesung des Suchtkranken beitragen.