80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg: Gemeinde Wackersberg sucht Zeitzeugen
Die Gemeinde Wackersberg plant eine Gedenkschrift zum Kriegsende vor 80 Jahren. Sie soll die persönlichen Schicksale in den Fokus rücken.
Wackersberg – Kriege sind höchst traumatische Erfahrungen für die Menschen: nicht nur für die Soldaten an der Front, für die Gefallenen und Vermissten. Auch das Leben daheim ihrer Angehörigen aus allen Generationen – Eltern, Geschwister und Kinder – mit ihren Ängsten und Nöten gerät währenddessen völlig aus den Fugen.
Wie andere Kommunen und Städte auch, möchte die Gemeinde Wackersberg jetzt eine Gedenkschrift verfassen, um an das Kriegsende vor 80 Jahren und an die vielen persönlichen Schicksale zu erinnern, die damit verbunden sind.
Dazu fand vor Kurzem ein erstes Treffen im Rathaussaal statt, zu dem Bürgermeister Jan Göhzold und Gemeindearchivarin Sabine Rauchenberger eingeladen hatten. Mit dabei: Rauchenbergers Unterstützerteam Klaus und Christa Hanfstengl und Marlies Eizenberger, die Ortshistoriker Hias Krinner und Wolfgang Breitwieser sowie Anton Krinner und Klaus Seidl als Vorstände der Veteranenvereine von Oberfischbach und Wackersberg sowie weitere zehn interessierte Bürger.
Sie alle hatten bereits Alben und Schuhkartons mit Fotos und Sterbebildern, Feldpost und andere Erinnerungsstücken ihrer Vorfahren mitgebracht, woraus jetzt zum Teil auch schon vorgelesen wurde.
Wackersberger Archivarin will „Gedächtnis“ neu ordnen
Sabine Rauchenberger vom Fischbacher Thalerhof ist von Beruf Buchhalterin. Die Mutter von drei Kindern mit einem Faible für Geschichte ist seit fünf Jahren mit vier Wochenstunden als Archivarin bei der Gemeinde angestellt. Mit ihren Unterstützern arbeitet die 39-Jährige seither daran, das materielle „Gedächtnis“ der Gemeinde neu zu ordnen und zu optimieren.
Sie zeigte sich „sehr zufrieden und positiv überrascht über die interessierte und engagierte kleine Runde“, die da beim ersten Treffen zusammengekommen ist. „Es müssen aber noch viel mehr Zeitzeugen mitmachen“, betonte sie, damit das sehr ambitionierte Ziel einer Gedenkschrift, sie wird von der Gemeinde finanziert, auch tatsächlich zustande kommen kann.
Wer Erinnerungsstücke aus seinem privaten Familienarchiv zu bieten hat und noch mitmachen möchte, der kann sich an Sabine Rauchenberger wenden per E-Mail (archiv@wackersberg.de) oder unter ihrer Privatnummer 08041/7958769 melden.
Meine News
Rauchenbergers Konzept für die Gedenkschrift geht in die Richtung, die spannenden Einzelschicksale der Gefallenen, Verwundeten, Verschollenen und Heimkehrer nach Möglichkeit jeweils immer den Geschehnissen gegenüberzustellen, die sich während dieser Zeit daheim in den Familien zugetragen haben.
In Zeiten wachsender Spannungen, Kriege und Angriffe von innen und außen auf friedliebende Demokratien möchten die Gemeinde und die Mitarbeiter des Projekts mit ihrer Arbeit auch ins Gedächtnis rufen, wieviel Unglück und persönliches Leid ein Krieg über die Menschen und ihre Familien bringen kann. Und sie möchten, dass die persönlichen Schicksale, die Trauer und Verlustängste aus den Kriegsjahren 1939 bis 1945 und die Notzeiten danach nicht in Vergessenheit geraten.
Kriegstote und Vermisste aus Wackersberg
Laut der Ortschronik von 2008 hatte Wackersberg 55 Kriegstote und 20 Vermisste zu beklagen, in Oberfischbach und Unterfischbach waren es 26 Tote und 16 Vermisste. Mit Nikolaus Riesch aus Wackersberg und Simon Kinshofer aus Fischbach sind die beiden letzten überlebenden Kriegsteilnehmer erst im vergangenen Jahr hochbetagt verstorben.
Angesichts der Fülle des Materials sei die Erstellung der Gedenkschrift bis zum 8. Mai, dem 80. Jahrestag zum Ende des Zweiten Weltkriegs, allerdings „nicht zu schaffen“, machte Archivarin Rauchenberger bereits deutlich. Rainer Bannier
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