„Hausbank des BKA“ - Neue Marsalek-Recherche birgt Sprengstoff für deutsche Sicherheitsbehörden

Recherchen der Süddeutsche Zeitung und des österreichischen Nachrichtenmagazin Profil legen den Verdacht nahe, dass der flüchtige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek schon während seiner Zeit bei Wirecard nicht nur Informationen für Russland sammelte, sondern womöglich bereits damals Agenten im Auftrag Moskaus führte und finanzierte – womöglich auch mit Wirecard-Geld. 

Bankauszüge, die den beiden Medien vorliegen, zeigen, wie eine Firma aus dem Wirecard-Schatten-Imperium bereits 2017 eine sechsstellige Summe an einen gewissen Orlin Roussev überwies. Der gebürtige Bulgare steht derzeit zusammen mit vier Landsleuten in London wegen möglicher Spionage für Russland vor Gericht , die Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum August 2020 bis Februar 2023.

Wirecard galt als „Hausbank des BKA“

Sollten die Überweisungen tatsächlich in Zusammenhang mit dem Aufbau eines Spionagerings stehen, würde dies den Blick auf die Wirecard-Affäre noch einmal deutlich verändern. Denn dann wäre Marsalek schon als Wirecard- und damit Dax-Vorstand womöglich ein Agentenführer für Moskau gewesen. Das wäre dann auch für deutsche Sicherheitsbehörden mehr als heikel.

Sowohl das Bundeskriminalamt, als auch der Bundesnachrichtendienst hatten Wirecard-Kreditkarten für verdeckte Operationen genutzt. Der frühere Wirecard-Vorstand Alexander von Knopp hatte das Unternehmen zwischenzeitlich sogar scherzhaft als „Hausbank des BKA“ bezeichnet. Hätte Marsalek diese Informationen an Moskau weitergegeben, hätten Menschenleben auf dem Spiel stehen können. Aus Sicherheitskreisen heißt es dazu nur, man habe sich die Vorgänge angesehen und als „wenig problematisch“ eingestuft.

Die Überweisung war nicht die einzige Zahlung, die Roussev von Marsalek oder Wirecard erhielt. In der Anklageschrift der Londoner Staatsanwaltschaft notierten die Ermittler, dass ab 2019 immer wieder Geld von Marsalek auf Konten und zu Firmen geflossen sei, die Roussev unter falschem Namen eröffnet habe. Die SZ konnte mehrere Überweisungen im Jahr 2019 von Wirecard zu Roussev und ihm nahestehenden Firmen identifizieren, der Bayerische Rundfunk (BR) hatte im Dezember 2024 über ähnliche Transaktionen berichtet.