„Mehr als nur Wohnungsbewohner“: Maro-Flohmarkt gegen Aus des Projekts
Mit einem Flohmarkt in Unterhaching stemmen sich die Genossen der Maro gegen das Aus ihres Projektes.
Nimmt man die Anzahl der Gemeinderäte als Bemessungsgrundlage für das Interesse an der Maro Genossenschaft in Unterhaching, dann ist das Ergebnis eher ernüchternd: Von 30 Volksvertretern sind gerade einmal vier zum eigens veranstalteten „Abend Flohmarkt“ gekommen: Sabine Schmierl (SPD) sowie die Grünen Claudia Köhler, Evi Karbaumer und Stefan König. „So etwas ärgert mich“, sagt Schmierl und murmelt noch etwas von „Schönwetterpolitiker“.
In der Tat geht es hier nicht um irgendein geselliges Anwohner-Event. Vielmehr benötigen die Genossen dringend Geld, um eine Insolvenz zu vermeiden (wir berichteten). Will das Wohnprojekt Maro seine Abwicklung verhindern, müssen noch mindestens 200 000 Euro eingesammelt werden. Aktuell soll es Zahlungszusagen von über 3,8 Millionen Euro geben, die bis zum 15. Oktober auf das Treuhandkonto eingezahlt werden müssen. Kommen vier Millionen Euro zusammen, kann der Insolvenzplan im November beim Amtsgericht München eingereicht werden. Der Neustart der Genossenschaft wäre dann für Jahresbeginn 2025 geplant. Der Insolvenzplan ist ein Sanierungsplan im Rahmen eines Insolvenzverfahrens. Er dient dazu, ein Unternehmen als solches zu erhalten.
Erlös soll zur Rettung ihres gemeinschaftlichen Wohnprojekts in Unterhaching beitragen
Es gilt also viel Geld einzusammeln. Zusagen sind noch keine Zahlungen, weshalb sich die Anwohner der Biberger Straße 35 entschlossen haben, einen Flohmarkt auf die Beine zu stellen. Der Erlös soll zur Rettung ihres gemeinschaftlichen Wohnprojekts (21 Wohnungen plus zehn Wohneinheiten für Demenzpatienten) beitragen. Kleidung, DVD, Spielsachen, Möbel: Hier wurde einiges zusammengetragen. Es gibt unter anderem Kaffee, Kuchen, Leberkas und Bier. Ein wenig Volksfeststimmung im Hinterhof.
Ines Sagadin y Gärate hat hier maßgeblich geplant. Sie arbeitet im Marketing, weshalb sie sich bei der Maro in der Event AG engagiert. „Hier hat ja jeder eine Aufgabe.“ Zudem gehe sie selber gerne auf Flohmärkte, was lag also näher? Und weil alles so gut geklappt hat, bekommt sie als Dank von ihren Nachbarn einen dicken Blumenstrauß überreicht.

Monika Knieler verkauft Kinderklamotten. Sie ist eigentlich Anwältin. „Diese Aktion hat uns als Gemeinschaft noch stärker als zuvor zusammengeschweißt“, sagt sie und lacht kämpferisch. Im Bekannten- und Freundeskreis hat sie rumgefragt, die haben dann jede Menge Sachen gespendet. „Mit unserem Flohmarkt zeigen wir, dass wir mehr sind als Wohnungsbewohner“, sagt Gottfried Kowalewski. „Wir sind eine solidarische Mehrgenerationen-Gemeinschaft, in der sich jeder auf Vertrauensbasis und nach seinen Möglichkeiten einbringen kann – zur eigenverantwortlichen Selbstverwaltung der Anlage.“ Und: „Wir zeigen uns alle als engagierte Hausmeister und -verwalter.“ Der Flohmarkt sei als „gemeinsames Projekt als Zeichen der Solidarität“ geplant.

Mit wem man hier auch spricht: Das Gemeinschaftsgefühl scheint stark ausgeprägt zu sein, Wohnen gegen Vereinsamung und Anonymität. Das gibt vielen Menschen Halt. Stefan Schick zum Beispiel, der hier seit gut drei Jahren lebt. Die Sorge, die nicht nur ihn umtreibt: Höhere Mieten oder gar Wohnungsverlust wird die Maro abgewickelt, und ein Investor den Gebäudekomplex kauft. Zudem hat Schick gerade noch Sorgen um seinen Arbeitsplatz: „Viel schlimmer kann es eigentlich nicht mehr kommen“, sagt er. Er versucht trotzdem zuversichtlich zu sein.