Frauenneuharting bekommt sein Trinkwasser aus Grafing. „Zu billig“, hieß es im Stadtrat. Jetzt sollen die Abnehmer mehr zahlen.
Grafing – Wenn’s brennt, helfen sich die Gemeinden mit ihren Feuerwehren selbstverständlich gegenseitig aus. Aber was machen die Kommunen, wenn ihnen das Wasser ausgeht? Auch dann gilt normalerweise nachbarschaftliche Hilfsbereitschaft. Weil aber die Kosten für das Trinkwasser immer weiter steigen, merken das die Bürger inzwischen deutlich an ihrem Geldbeutel. Stadt- und Gemeinderäte sehen sich deshalb oft der Kritik ausgesetzt und in der Folge davon fällt schon mal der eine oder andere kritische Satz in den Ratsgremien, wo denn die Grenzen der Hilfsbereitschaft bei der Wasserversorgung eigentlich sein sollten. Das war jetzt im Grafinger Stadtrat wieder der Fall. Es ging darum, zu welchem Preis die Frauenneuhartinger künftig Trinkwasser aus Grafing beziehen sollen.
Grafinger mussten gerade höheren Preis schlucken
Die Grafinger Bürger haben gerade einen saftigen Aufschlag auf den Wasserpreis schlucken müssen. Der hatte sich ab 1. Oktober von zuvor 1,62 Euro pro Kubikmeter auf 2,39 Euro erhöht. Der Beschluss dazu war bereits im Juli gefallen. Neu kalkuliert werden musste deshalb auch der Preis, zu dem die Frauenneuhartinger weiterhin über den Hochbehälter in Katzenreuth mitversorgt werden.
Das soll nicht immer so bleiben, hoffen die Frauenneuhartinger. In Sachen Trinkwasser will die kleine Gemeinde schon länger auf eigenen Beinen stehen. Doch bei der Suche nach einer eigenen Quelle hatte die Kommune trotz entsprechender Bemühungen auf eigener Flur bisher kein Glück. Dementsprechend besteht weiterhin der Liefervertrag mit der Stadt Grafing. Anders als der Grafinger Verbraucher, bezahlt die Kommune Frauenneuharting für den Kubikmeter Trinkwasser allerdings nicht 2,39 Euro, sondern bisher nur 88 Cent (netto) für die gleiche Menge an Wasser. Künftig werden jedoch 1,10 Euro netto für einen Kubikmeter fällig. So lautete der einstimmige Stadtratsbeschluss, über den nicht alle glücklich waren. „Das stößt mir gewaltig auf“, sagte Stadtrat Josef Biesenberger (Grüne).
Grünen-Stadtrat: Stößt mir gewaltig auf
Er hatte recherchiert, dass die Gemeinde Frauenneuharting das Wasser dann für 1,50 Euro pro Kubikmeter an seine Bürger weitergibt. „Die verdienen am Wasserverkauf ganz gewaltig“, ereiferte er sich. „Es tut mir weh, dass wir hier billig etwas abgeben.“ Im Laufe der Debatte wurde die Frage aufgeworfen, ob und in welchem Umfang denn die Nachbargemeinde an den Investitionskosten für die gesamte Grafinger Trinkwasserförderung beteiligt werden könne. Bürgermeister Christian Bauer (CSU) und die Verwaltung wiesen darauf hin, dass das kaum möglich sei – schon aus dem Grunde, weil die nachbarschaftliche Wasserhilfe aus einem einzigen Grafinger Brunnen kommt, nämlich aus dem in Aiterndorf. Über die genauen Modalitäten der Investitionsbeteiligung soll jetzt aber trotzdem noch einmal verhandelt werden. An dem Verkaufspreis von 1,10 Euro, zu dem die Grafinger das Wasser an die Frauenneuhartinger abgeben, ändert das freilich nichts.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.)
SPD-Stadtrat Christian Kerschner hatte ähnliche Bedenken wie Biesenberger: „Ich will nicht, dass der Grafinger Bürger übervorteilt wird“, sagte er. Bauer rief den Stadträten noch einmal in Erinnerung, dass die Gebühren und Preise bei der Wasserversorgung so kalkuliert werden müssen, dass deren Höhe gerade die Kosten deckt, die die Kommune selbst hat. Das gilt für Grafing wie auch Frauenneuharting gleichermaßen. Und nur, weil Frauenneuharting kein eigenes Wasservorkommen hat, heiße das nicht, dass sie nicht ebenfalls Kosten hätten. Die Nachbargemeinde habe nämlich auch ein eigenes Netz, „das sie pflegen müssen“, betonte der Grafinger Bürgermeister.