Ukrainische Piloten im Ultra-Tiefflug: Video zeigt waghalsige Manöver
Die ukrainische Luftwaffe veröffentlicht ein Video von einem spektakulären Training. Dieses soll die ukrainischen Piloten gegen eine Gefahr der russischen Armee schützen.
Kiew - Es war eines dieser Videos, das am ersten Tag des Ukraine-Kriegs in den Sozialen Netzwerken viral ging. Es veranschaulichte auf beeindruckende Weise die Realität des russischen Überfalls auf den westlichen Nachbarn, während der Westen noch nach Worten und Fassung rang.
Gegen russische Armee: Ukrainische Luftwaffe lässt waghalsige Manöver trainieren
Ein ukrainischer Kampfpilot flog tief zwischen den Häusern eines Dorfes, und das beinahe in Schrittgeschwindigkeit. Gut erkennbar an der dunkelgrauen Lackierung der ukrainischen Luftwaffe. Oben am Himmel rauschte eine mutmaßlich russische Maschine vorbei. Aus der Deckung der Häuser heraus beschleunigte der ukrainische Pilot seine MiG-29 unfassbar schnell und nahm die Verfolgung auf.
Das Langsamflugeigenschaft ist eine jener herausragenden Fähigkeiten des Kampfjets, der das einst sowjetische Modell auf dem Schlachtfeld in der Ukraine für beide Streitkräfte so wertvoll macht. Die ukrainische Luftwaffe hat bei X (vormals Twitter) jetzt ein Video (siehe Tweet) von einem waghalsigen Flugmanöver veröffentlicht, das ihre Piloten auf eine spezielle russische Gefahr vorbereiten soll.
Zu sehen ist eine MiG-29, wie diese in hoher Geschwindigkeit im Anflug beinahe den Boden eines Rollfeldes berührt, um dann mit viel Schub beinahe senkrecht in den Himmel aufzusteigen. Laut einer Analyse des Online-Portals Business Insider erhöhen die Piloten damit ihre Chancen, der russischen Radarüberwachung zu entgehen, indem sie nahe an den Konturen des Bodens fliegen. Und ihr Flugzeug somit mit der Landschaft verschmilzt.
Ukraine-Piloten wollen russisches Radar umgehen: Riskante Manöver am Boden
Zur Einordnung: Radar detektiert - vereinfacht erklärt - über elektromagnetische Wellen Flugobjekte. Dabei kann es die Entfernung sowie die relative Geschwindigkeit bestimmen. Die Radarantenne sendet hierfür kurze Wellenimpulse. Elektromagnetische Wellen breiten sich in Lichtgeschwindigkeit aus und kommen als Echo zurück, wenn sie auf große Gegenstände treffen - zum Beispiel auf Gebäude, Flugzeuge oder Schiffe.

Das Radargerät empfängt die Wellen wieder und bildet auf dem Radarmonitor einen Gegenstand ab. Jedoch nur bei guter Auflösung des Radars können Konturen des Objektes erkannt werden, dass es sich zum Beispiel um ein Flugzeug handelt. Militärisches Radar kann sogar kleinere Objekte wie Fahrzeuge, Menschen oder sogar Tiere ausmachen. Es kann diese als Fahrzeug, Mensch oder Tier aber meist nicht genau identifizieren.
Ukraine-Krieg: Kiew wartet auf F16-Kampfjets der Nato-Länder Niederlande und Dänemark
Wenn die ukrainischen Piloten nun tief am Boden oder sogar zwischen Gebäuden fliegen, stellen sie die russischen Radar-Einheiten - zum Beispiel im Kurzstrecken-Flugabwehrraketen-System 96K6 Panzir - vor enorme Herausforderungen. So kann zum Beispiel auch Beton elektromagnetischen Wellen reflektieren. Das Radar hat wiederum Schwächen, wenn es verschiedene Objekte auseinanderhalten und gleichzeitig genau bestimmen soll. Umso mehr Aufgaben die Piloten dem feindlichen Radar mitgeben, desto wahrscheinlicher wird es, dass sie nicht gesichtet und bekämpft werden.
Während sich in der aktuell schwierigen Lage einzelne ukrainische Soldaten öffentlich über die Regierung und den Generalstab in Kiew beschweren, müssen die Streitkräfte des angegriffenen Landes auf allen Ebenen sehr vorsichtig haushalten. Das betrifft nicht zuletzt die vergleichsweise kleine Luftwaffe. Zwar haben die Niederlande und Dänemark damit begonnen, ukrainische Piloten an F16-Kampfjets auszubilden. Und die beiden Nato-Staaten haben eine Lieferung einer nicht präzisierten Anzahl der Kampfflugzeuge zugesagt.
Ukrainische Luftwaffe: Polen hatte 14 Kampfjets MiG-29 geliefert
Doch das wird dauern. Bis Mai 2023 hatten die Nato-Mitglieder Polen und Slowakei insgesamt 28 Flugzeuge an die Ukraine geliefert worden, darunter waren 14 polnische MiG-29. Laut des viel zitierten Global Firepower Index verfügen die Ukrainer derzeit (Stand 6. Dezember) aber nur über 41 einsatzfähige Kampflugzeuge. Und vereinzelt fallen ukrainische Piloten bei der Verteidigung ihres Landes gegen die Invasion durch Russland - wie im September 2022 Taras Redkin. Der junge Kampfpilot der 204. Taktischen Brigade fiel, als er bei Feindaufklärung von der russischen Flugabwehr in der Region Mykolajiw abgeschossen wurde. In diesem Fall hatte ihn das Radar wohl erkannt. (pm)