Ärmere Kinder unter sich: Studie zeigt Unterschiede in deutschen Kitas

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Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien sollten bei der Bildung alle Chancen bekommen. Doch bereits in Kitas läuft es für sie anders.

Kinder sollen gleiche Chancen auf gute Bildung haben, unabhängig vom Einkommen der Eltern. Kitas sind der erste Ort, an dem gemeinsame Bildung stattfindet – und haben deshalb eine wichtige Rolle. Doch es gibt Unterschiede zwischen den Einrichtungen. Kitas mit einem höheren Anteil an Kindern aus benachteiligten Familien kämpfen mit größeren Herausforderungen. Das zeigt eine am Mittwoch (3. Juli) vorgestellte Studie im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung.

In deutschen Kitas komme es zu einer „Ballung bestimmter Merkmale von Kindern und Familien“, heißt es in der Studie. Sind in einer Kita viele Kinder aus ärmeren Familien, sind die Gruppen größer und es gibt mehr Kinder mit Förderbedarf, nicht deutscher Familiensprache, Fluchthintergrund oder einer Behinderung. Die Kitas müssen diese Mehrbelastungen stemmen, die Kinder könnten leiden.

Unterschiede an deutschen Kitas benachteiligt Kinder, die bereits benachteiligt sind

SPD-Politiker Erik von Malottki sagt mit Blick auf die Kita-Studienergebnisse: „Der aktuelle Status Quo benachteiligt diejenigen in der Gesellschaft, die am meisten Unterstützung brauchen.“ Niels Espenhorst, Referent für Kitas beim Paritätischen Gesamtverband stimmt zu. Es gehe darum, Einrichtungen zu stärken, die herausgefordert sind. „Die Kinder sind wie sie sind, das System ist das Problem.“

Die Studie basiert auf der Sekundäranalyse einer Befragung unter Einrichtungsleitungen. Diese fand im ERiK-Survey des Deutschen Jugendinstituts (DJI) 2020 statt. Mehr als 1200 Einrichtungsleitungen hatten sich beteiligt. Bei den Angaben zum Anteil an Kindern in den Kitas, die aus sozioökonomische benachteiligten Familien kommen, handelt es sich um subjektive Einschätzung der Leitungen.

Kleines Mädchen schaut nachdenklich
Eine Studie zeigt bemerkenswerte Unterschiede zwischen Kitas in Deutschland. © Cavan Images/Imago

Mehr Stress in den Kitas? Experten fordern bessere Arbeitsbedingungen

Die Studie zeigt, dass in Kitas mit einem höheren Anteil an ärmeren Kindern mehr Kinder pro Raum miteinander spielen. Wenn die Räume nicht größer sind, steht einem Kind somit weniger Platz zur Verfügung. Dadurch würde die Lautstärke steigen und es könnte mehr Streit zwischen den Kindern geben – beides erhöht den Stress bei den Mitarbeitenden in der Kita.

Der Verband für Bildung und Erziehung (VBE) beobachtet schon länger, dass Krankschreibungen in Kitas zunehmen. Auch Kündigungen häufen sich. „Wir haben Erzieher und Erzieherinnen, die aussteigen, weil sie sich fragen: Werde ich meinen pädagogischen Ansprüchen noch gerecht?“, sagt Barbara Nolte, Kitaleiterin und Referentin beim VBE, BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.

Um Chancengerechtigkeit zu erhöhen, empfehlen Studienautor Andy Schieler und Studienautorin Daniela Menzel, die Zusammensetzung von Kitas zu steuern. Dafür seien Träger und Behörden gefragt. In Kitas mit mehr Herausforderungen sollten die Arbeitsbedingungen besonders attraktiv sein, um gesunde und zufriedene Pädagogen und Pädagoginnen zu haben.

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