Leser: "Wenn Hälfte für Miete draufgeht, ist nicht viel da für Konsum"

Wer trägt die Schuld an der wachsenden Überschuldung? Der "Schuldneratlas 2025" liefert den Anlass für eine hitzige Debatte. Viele Leser fordern strukturelle Reformen und mehr Unterstützung für sozial Schwache. Andere pochen auf Eigenverantwortung und kritisieren überzogene Ansprüche. Einig sind sich fast alle, dass die soziale Balance verloren geht. In den Kommentaren zeigt sich ein tiefes Misstrauen in die Steuerungsfähigkeit des Staates.

Verteilung der Meinung zu "Meta-Analyse: Leser bewerten die Überschuldungskrise"
Insgesamt dominiert eine kritische, teils resignierte Grundstimmung – viele zweifeln, ob Politik und Gesellschaft auf die Krise reagieren können. FOCUS Online

Kritik an staatlicher Sozialpolitik

Viele Leser kritisieren steigende Lebenshaltungskosten, wachsende Belastungen und fehlende Investitionen. Der Staat, so der Tenor, verliere den Blick für die eigene Bevölkerung, während Gelder für andere politische oder internationale Projekte ausgegeben würden. Besonders Rentner und Menschen mit geringem Einkommen fühlten sich im Stich gelassen. Mehrere Stimmen sehen in der aktuellen Sozialpolitik eine Ursache für zunehmende Armut und gesellschaftliche Spannungen. 

"Die Altparteien, die Regierungen der letzten Jahrzehnte, haben Deutschland abgewirtschaftet, volkswirtschaftliche Infrastruktur zerfallen lassen, den Steuerreichtum der Bürger veruntreut, ein Machtmonopol untereinander errichtet, die staatlichen Institutionen mit Parteisoldaten unterminiert und die Mehrzahl der Medien auf ihre linksideologische Seite verpflichtet."  Zum Originalkommentar

"Die Lebenshaltungskosten sind aufgrund der Inflation etc. in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Kein Nettoeinkommen hat da mitgehalten. Warum wird dies nicht wenigstens erwähnt ..."  Zum Originalkommentar

"Der Staat könnte seinen eigenen Bürgern mehr unter die Arme greifen. Speziell Rentnern, welche am Existenzminimum leben. Nun haben wir ja so gewisse Elefanten im Raum, die man aber nicht unbedingt offen benennen darf ..."  Zum Originalkommentar

Kritik an individuellem Konsumverhalten

Ein Teil der Leser sieht die Verantwortung für finanzielle Probleme nicht beim Staat, sondern bei den Menschen selbst. Sie argumentieren, dass viele Bürger über ihre Verhältnisse leben, zu wenig sparen und Konsum über Vorsorge stellen. Gerade bei jüngeren Generationen wird ein nachlässiger Umgang mit Geld und ein gestiegenes Anspruchsdenken kritisiert. Staatliche Hilfen seien dann wenig wirksam, wenn es an persönlicher Disziplin fehle. 

Diese Sicht betont Eigenverantwortung und wirtschaftliche Vernunft, lehnt aber pauschale Verurteilungen ab. Einige Kommentare erinnern daran, dass nur gezielte Unterstützung für Menschen in unverschuldeter Not sinnvoll sei, während selbstverschuldete Überschuldung nicht durch immer neue Programme kompensiert werden könne.

"Wer für Urlaub oder Konsumgüter Schulden macht, dem ist selten zu helfen. Wer einen Kredit für Hauskauf hat, da steht ein Wert dahinter. Wer durch widrige Umstände kurzfristig in Schieflage kommt, braucht dringend Hilfe. Wer allerdings im Alter seine Schäfchen nicht im Trockenen hat, hat in seinem Leben so ziemlich alles falsch gemacht."  Zum Originalkommentar

"Wenn man ständig über seine Verhältnisse lebt und Schulden anhäuft, während man einen Job hat und die Rückzahlungen und Zinsen grad so bezahlen kann, dann wird's halt richtig eng bis unmöglich, wenn man krank oder arbeitslos wird, nicht abzustürzen ..."  Zum Originalkommentar

"Ich habe als Kind schon gelernt, dass man erst etwas kauft, wenn man das Geld dazu hat. Ich bin jetzt Rentner, habe zwar nicht viel Rente, aber ein gutes Polster auf dem Sparbuch. Ich kann nicht verstehen, wie man über seine Verhältnisse leben kann."  Zum Originalkommentar
 

Sarkasmus zur gesellschaftlichen Entwicklung

Zahlreiche Leser äußern ihren Frust in Form von Spott und Resignation. Mit beißendem Humor wird der Zustand der Gesellschaft kommentiert, in der Schulden, soziale Ungleichheit und politische Privilegien als untrennbar gelten. Hinter der Ironie steckt tiefe Skepsis: Viele haben das Vertrauen in gerechte Strukturen verloren und empfinden politische Entscheidungen als realitätsfern. 

"Wen plötzlich Schnee fällt, wem wird das dann in die Schuhe geschoben ..."  Zum Originalkommentar

"Denkt einfach positiv, wenn ihr nichts mehr habt, dann kann man euch auch nichts mehr nehmen."  Zum Originalkommentar

"Zum Glück sind die Diäten sicher und zu den 600 € zusätzlich seit 1.7.25 jeden Monat gibt es im Januar die Erhöhung der steuerfreien Kostenpauschale, was interessiert der Bürger da!"  Zum Originalkommentar
 

Kritik an wirtschaftlicher Gesamtlage

Ein großer Teil der Diskussion richtet sich auf die wirtschaftliche Ausgangslage. Viele Kommentatoren sehen in Inflation, hohen Energiepreisen und stagnierender Wirtschaft die Hauptursachen sozialer Schieflagen. Die hohen Wohnkosten, anhaltende Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt und steigende Unternehmensinsolvenzen würden den finanziellen Spielraum der Haushalte zunehmend zerstören. Kritisiert wird eine Politik, die zu stark auf kurzfristige Effekte setzt, anstatt strukturelle Entlastungen zu schaffen. Die Sorge vor einer Abwärtsspirale ist weit verbreitet.

"Wenn die Hälfte des Einkommens für Miete und Nebenkosten draufgeht, ist eben nicht mehr viel für den Konsum da ..."  Zum Originalkommentar

"Und das ist erst der Anfang. Durch den steigenden CO2-Preis wird Energie und Heizen für viele Bürger drastisch teurer. Und mit der wahnwitzigen Klimaneutralität und der damit verbundenen kostenintensiven Sanierung nahezu aller Mietwohnungen und der meisten Einfamilienhäuser wird Wohnen für Millionen Menschen unbezahlbar."  Zum Originalkommentar

"Das ist erst der Anfang. Pro Tag stehen ca. 200 Entlassungen an. Die Firmeninsolvenzen auf dem Höchststand. Was man vorher noch bezahlen konnte, gerät ins Wanken. Hohe Energiepreise, hohe Inflation tun ihr weiteres dazu ..."  Zum Originalkommentar
 

Skepsis gegenüber Schuldnerberatungssystem

Auch die Hilfsangebote selbst geraten in die Kritik. Leser weisen auf lange Wartezeiten, überlastete Beratungsstellen und unklare Zuständigkeiten hin. Zwar wird die Kostenfreiheit der Schuldnerberatung grundsätzlich begrüßt, doch Zweifel an ihrer Wirksamkeit bleiben. Die steigende Zahl der Ratsuchenden überfordere vielerorts die vorhandenen Kapazitäten. Fachleute fordern deshalb verbindliche Personalschlüssel und eine verlässliche Finanzierung durch Bund und Länder. 

"Rund 577.000 Menschen nehmen jährlich Schuldnerberatung in Anspruch. Aber: Zehnmal so viele sind überschuldet. In vielen Städten sind Wartelisten über Monate voll ..."  Zum Originalkommentar

"Der Bundestag hat jetzt immerhin ein neues Gesetz beschlossen: Schuldnerberatung soll künftig grundsätzlich kostenfrei sein. Gebühren dürfen nur in Ausnahmefällen erhoben werden. Zugelassen werden ausschließlich professionelle, unabhängige Stellen – etwa Caritas, Diakonie, Verbraucherzentralen oder Kommunen. Bund und Länder müssen nun ein Finanzierungskonzept vorlegen."  Zum Originalkommentar


Kritik an Konsumkreditregelungen

Neue gesetzliche Vorgaben für Kleinkredite und digitale Ratenkäufe stoßen auf geteilte Reaktionen. Leser begrüßen die strengere Kreditprüfung, befürchten aber zusätzliche Gebühren oder den Rückzug seriöser Anbieter – was Betroffene in die Abhängigkeit unseriöser Kreditgeber treiben könnte. Die Diskussion verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen Verbraucherschutz und individueller Verantwortung. 

"Kleinkredite unter 200 € prüfen, gute Idee: - Bank berechnet 50,00€ Gebühr - der nette Kredithai ums Eck nur 10 € die Woche, natürlich mit Zinseszins. Wer nimmt wohl welchen Kredit?"  Zum Originalkommentar

"Ab 20. November gelten schärfere Regeln für Kleinkredite und „Buy now, pay later“-Produkte. Auch bei Summen unter 200 Euro ist künftig eine Kreditwürdigkeitsprüfung Pflicht. So sollen Verbraucher besser vor unbedachten Schnellkäufen geschützt werden."  Zum Originalkommentar


Sonstiges

Einige Kommentare werfen unter anderem Fragen zu Schuldenstatistiken auf und bringen manchmal andere, teils humorvolle, teils grundsätzliche oder kontextarme Beobachtungen ein.

"Wenn der eigene Staat Schulden macht ohne Ende, ist es dann nicht klug für seine Bürger, es ihm gleichzutun und sich ein eigenes "Sondervermögen" anzulegen?"  Zum Originalkommentar

"Bin mit der jetzigen und der kommenden Entwicklung hier im Land mehr als zufrieden, es läuft alles nach Plan."  Zum Originalkommentar

Wie kann es gelingen, private Überschuldung nachhaltig einzudämmen – und wie viel Verantwortung tragen Einzelne, Staat und Gesellschaft? Diskutieren Sie mit: Wo sehen Sie die Ursachen der Schuldenkrise – und welche Lösungen halten Sie für realistisch?

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