Pulsader durchtrennt“: Therme macht dicht – Schuldenberg wird zu groß
Die Friesland-Therme in Horumersiel an der Nordsee wird am 1. September endgültig schließen. Das für seine Saunen und Dampfbäder bekannte Schwimmbad fällt der Insolvenz der Wangerland Touristik GmbH zum Opfer. Die jahrelangen finanziellen Verluste machten einen Weiterbetrieb unwirtschaftlich und führten letztlich zur Aufgabe. Bis zum 31. August bleibt die Therme noch geöffnet, wie der NDR berichtet.
Baukosten-Lawine trifft Wangerland hart
Auch das Meerwasser-Hallenwellenbad und der Campingplatz in Hooksiel sind von der finanziellen Krise betroffen. Hier zeigt sich jedoch ein möglicher Investor interessiert. Dies könnte den Betrieb dieser Einrichtungen sichern und weiterhin Besucher anziehen.
Wie "Bild.de" berichtet, resultierte die Insolvenz der Wangerland Touristik GmbH aus den enorm gestiegenen Baukosten des Thalasso Meeres Spa. Diese hatten sich von den kalkulierten 8,8 Millionen auf über 23 Millionen Euro erhöht. Dies brachte das Unternehmen in eine finanzielle Notlage, sodass schließlich der Insolvenzantrag gestellt werden musste. Die Zukunft der 180 Beschäftigten ist ungewiss.
Schließung der Friesland-Therme bedroht den Tourismus
Die zum Monatsende geplante Schließung der Friesland-Therme in Horumersiel sorgt für erhebliche Unruhe in der Gemeinde. Besonders betroffen sind Gastronomen und Hoteliers, die sich große Sorgen um die Entwicklung des Tourismus machen und mehr Mitspracherecht von der Politik verlangen.
Laut der „Nordwest-Zeitung“ erklärte Mario Krar, Sprecher des WTG-Beirats: „Mit der Schließung der Friesland-Therme habt ihr uns die Pulsader durchtrennt.“ Er betonte die entscheidende Rolle der Therme für die lokale Wirtschaft und die getätigten Investitionen in der Region.
Fachleute kämpfen um mehr Einfluss in Horumersiel Tourismus
Heiko Manott von der Dorfvereinsgemeinschaft Horumersiel sagte: „Wir sind doch die Fachleute, wir haben das Ohr am Gast. Wir wollen mit unserer Expertise helfen, damit so etwas nicht noch einmal passiert.“ Der Beirat hat einen Antrag eingereicht, um mehr Mitbestimmung bei der touristischen Entwicklung der Gemeinde zu erlangen.
Die Verwaltung hat den Antrag jedoch so abgeändert, dass der Beirat lediglich in der Lenkungsgruppe beratend mitwirken kann. Bürgermeister Mario Szlezak erklärte: „Ein Stimmrecht sieht das Niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz leider nicht vor.“
Ablauf eines Insolvenzverfahrens
- Ein Insolvenzverfahren kann sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen betreffen und hat tiefgreifende rechtliche und wirtschaftliche Konsequenzen.
- Der Prozess beginnt mit einem Insolvenzantrag, der beim Amtsgericht eingereicht wird und Informationen zu Einkommen, Vermögen und Schulden enthalten muss.
- Anschließend wird ein Insolvenzverwalter eingesetzt, um Vermögen zu sichern und zu bewerten.
- Die Gläubiger registrieren ihre Forderungen, die anschließend systematisch geprüft werden.
- In der Verwertungsphase werden Vermögenswerte verkauft, um die Gläubiger gemäß ihrer gesetzlichen Rangfolge zu befriedigen.
- Privatpersonen durchlaufen im Anschluss eine Wohlverhaltensphase, die bei erfolgreicher Erfüllung aller Pflichten zur Restschuldbefreiung führt.
- Das Verfahren bringt erhebliche Veränderungen für Schuldner und Gläubiger mit sich.
- Schuldner müssen ihr Einkommen und Vermögen offenlegen, wodurch sich ihr finanzieller Spielraum erheblich einschränkt. Zugleich bietet es die Chance auf wirtschaftliche Rehabilitation.
- Gläubiger erhalten oft nur anteilige Zahlungen, die jedoch gleichmäßig unter ihnen aufgeteilt werden müssen.
- Verstöße gegen Mitwirkungspflichten können das gesamte Verfahren gefährden.
- Einträge in das Schuldnerverzeichnis und Meldungen an die Schufa sind unvermeidlich und können die Kreditwürdigkeit beeinträchtigen.
- Als Alternative zum Verfahren bieten sich außergerichtliche Schuldenbereinigungen und Umschuldungen an, die eine Schuldenregulierung ermöglichen.
- Da sich rechtliche Regelungen ständig ändern, wird eine individuelle Beratung durch Experten empfohlen.