Nach Starkregen: Grundwasserspeicher wieder gesättigt – „Kann sich aber schnell ändern“

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Starker Strom: Die Weissach, hier am Bräunbichlweg, führte Anfang Juni sehr viel Wasser. In oberen Bereichen kann der Fluss aber auch schnell wieder trocken fallen. © Stefan Schweihofer

Die jüngsten Starkregenereignisse haben dazu geführt, dass die Grundwasserspeicher wieder voll sind. Das muss aber nicht lange so bleiben, sagt ein Experte des Wasserwirtschaftsamts.

Landkreis – Ein Teil der heimischen Einsatzkräfte war gerade dabei, Sandsäcke in Pfaffenhofen an der Ilm zu befüllen, als das Unheil über den Landkreis hereinbrach. Bis zu 90 Liter Regen fiel an diesem 3. Juni pro Quadratmeter, innerhalb von sechs Stunden. In dieser Form war der Niederschlag nicht angekündigt – und für viele Stellen im Landkreis viel zu viel auf einmal. Immerhin einen guten Aspekt brachte der Starkregen aber mit sich: Die Grundwasserspeicher sind wieder gut gefüllt, bestätigt Klaus Moritz vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim (WWA). Allerdings, warnt der Sachgebietsleiter für Gewässerkunde, könne sich das auch schnell wieder ändern.

Wie berichtet, hatte Moritz nach einem schon zu trockenen Jahr 2022 auch vor einem Jahr wieder auf Niederschlagsdefizite von 15 bis 30 Prozent hingewiesen. Nach dem Hochwasser Anfang Juni gebe es nun tatsächlich keine niedrige Grundwasserebene im Landkreis mehr. Selbst im Norden, wo das Grundwasser in der Münchner Schotterebene im Mittel gut 95 Meter tief unter der Erde steht, habe sich die Lage entspannt. Während sich die Pegelstände im Süden teilweise nur knapp zwei Meter unter der Erdoberfläche bewegen, hatte sich unter Holzkirchen und Otterfing – mangels Ausgleich durch Flüsse und oberflächennahes Wasser – die Trockenheit zuletzt „aufgeschaukelt“. Nun würden sich die Pegel im Bereich der Mitte bewegen, teils auch höher, erklärt der Experte.

Langjähriges Mittel: Am grünen Graph lässt sich eine Wintertrockenheit ablesen, die es heute so nicht mehr gibt (blauer Graph). Für den Moment hat der Starkregen die Pegelstände aber wieder über den Mittelwert gebracht.
Langjähriges Mittel: Am grünen Graph lässt sich eine Wintertrockenheit ablesen, die es heute so nicht mehr gibt (blauer Graph). Für den Moment hat der Starkregen die Pegelstände aber wieder über den Mittelwert gebracht. © MM

Die große Dynamik, die gerade in Flusstälern zu beobachten ist, lässt sich aber freilich auch umkehren. „Kleine, flache Grundwasserspeicher gehen schnell hoch, aber auch schnell wieder runter“, sagt Moritz. Der Grund dafür seien die oberflächennahen Quellschüttungen, von denen sich Rottach und Weissach speisen. „Beide Flüsse fallen im oberen Bereich regelmäßig trocken.“ Erkennbar seien diese schnellen Schwankungen besonders gut an der Messstelle Hagrain-Hafelbach (siehe Grafik). Auch in Bayrischzell zeigt der aktuelle Pegelstand einen Ausschlag nach oben, der anschließend schnell wieder fällt – vorerst aber noch oberhalb des Mittels liegt. „Der Landkreis hat sich erstmal erholt“, fasst Moritz zusammen.

Die Wintertrockenheit hat sich in der hier kürzeren beobachteten Zeit schon etwas relativiert. Ebenfalls sichtbar: Der starke Anstieg des Starkregens ist auch schnell wieder gefallen.
Die Wintertrockenheit hat sich in der hier kürzeren beobachteten Zeit schon etwas relativiert. Ebenfalls sichtbar: Der starke Anstieg des Starkregens ist auch schnell wieder gefallen. © MM

Doch auch ein weiterer Aspekt lässt sich aus den Kurven ablesen. „Man sieht, wie sich das Klima ändert“, erklärt der Sachgebietsleiter. So zeigt der Mittelwert der Messstelle Bayrischzell, die seit 1987 Daten aufzeichnet, noch sehr ausgeprägte trockene Wintermonate und nasse Sommer. „Früher gab's Winter mit lange geschlossenen Schneedecken. Über Monate wurde kein Grundwasser neugebildet“, erklärt Moritz. Im Vergleich schwankt der Mittelwert des Pegels Hagrain-Hafelbach deutlich weniger zwischen Winter und Sommer – bei dieser Messstelle fließen nur Daten ab 2010 in den Mittelwert ein. „Die Winter sind wärmer geworden – es gibt immer wieder Phasen, in denen der Schnee schmilzt oder es regnet“, fasst der Grundwasser-Experte zusammen. Erkennbar ist der Kontrast auch zu den diesjährigen Werten, aus denen zumindest bisher kein erkennbarer Winter- oder Sommertrend hervorgeht.

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Für sich betrachtet sei die gleichmäßigere Verteilung übers Jahr zwar positiv, Moritz spricht von einer Nivellierung zwischen den Jahreszeiten. Absolute Minima im Winter gab's zuletzt nicht mehr. Gleichzeitig sei die Verschiebung saisonaler Spitzen aber „getrieben vom Klimawandel“. In der Folge steigender Temperaturen und einer zunehmenden Verdunstung sei mit einer Reduktion des Wasserdargebots auch im regenreichen Südbayern zu rechnen, hatte Moritz schon im vergangenen Jahr erklärt. Ob es heuer erneut zu einer Trockenheit kommt, kann der Experte nicht vorhersagen. „Im Augenblick sieht's nicht so aus“, sagt er. Im vergangenen Jahr sei aber auch der Oktober noch zu trocken ausgefallen. „Das kann sich schnell wieder ändern.“ nap

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