Überfüllte Züge: Genervter Pendler aus Mauern erzielt erstaunlichen Erfolg für alle
Das Gedränge im Zug nervt Matthias Melcher seit Langem. Statt zu jammern, entschied er sich fürs Kämpfen - mit einem Erfolg, von dem alle profitieren.
Mauern – Für einen miesen Start in den Tag reicht oft eine nervige Mail, die morgens im Büro wartet. Bei Matthias Melcher lag die Ursache für laufenden Frust in der Früh aber nicht in seinem Beruf als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ludwig-Maximilians-Universität, sondern im Ärger über die Züge, mit denen der Mauerner von Moosburg nach München pendelt. Vor allem 2023 häuften sich die Fälle, in denen erst lange gar keine Bahn kam – und dann war der Zug statt mit vier nur mit zwei Waggons bestückt und das Gedränge wurde groß. So erzählt es Melcher. Er habe öfter mal Sätze gehört wie „Ja mei, die Bahn. Da kann man ja eh nichts machen.“ Doch der Mauerner wollte sich mit der Lage nicht zufriedengeben.
Der 29-Jährige ist Grünen-Mitglied, da lag es nahe, den regional zuständigen Grünen-Landtagsabgeordneten, Johannes Becher, zu kontaktieren. „Ich hatte gelesen, dass der eh schon eine Anfrage an die Staatsregierung gestellt hatte“, erinnert sich Melcher. „Ich habe ihn dann gefragt, was ich als Ottonormalbürger machen kann, um die Situation zu verbessern, und er hat mir geraten, eine Petition an den Verkehrsausschuss im Landtag einzureichen.“ Also tippte Melcher sein Anliegen am 27. Oktober 2023 in das entsprechende Online-Formular, was aus seiner Sicht recht unkompliziert vonstattenging. Und dann wartete er.
Ich habe dann gefragt, was ich als Ottonormalbürger machen kann, um die Situation zu verbessern.
Mitte März wurde der Mauerner in die Ausschusssitzung eingeladen, in der sein Anliegen behandelt und Stellungnahmen mit Infos vom Staatsministerium verlesen wurden. Melcher: „Man kann sich da als Petent äußern, wenn man möchte, ist aber nicht dazu verpflichtet, überhaupt erst zu erscheinen.“ Er jedenfalls nutzte die Gelegenheit.
Jetzt dürften ihm viele Bahnreisende dankbar sein. „Ab Dezember 2024 sollen auf der Bahnstrecke München-Landshut auf den Linien RE 3, RE 22 und RB 33 Neufahrzeuge mit deutlich höheren Sitzplatzkapazitäten als bisher zum Einsatz kommen“, meldete nämlich nun Johannes Becher per Pressemitteilung. Die Zusicherung des Bayerischen Verkehrsministeriums sei die Reaktion auf die Petition. Becher begrüßt die guten Nachrichten: „Verbesserungen bei den Sitzplatzkapazitäten sind seit Jahren dringend erforderlich, und jetzt scheint sich der Einsatz gelohnt zu haben.“ Man müsse „einfach dranbleiben, und daher ist es wichtig, wenn Bürgerinnen und Bürgern sich auch direkt mit Petitionen an den Bayerischen Landtag wenden“.
Was ist eine Petition?
Das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Bittschrift/Gesuch/Eingabe. Petitionen werden im Landtag geprüft, wenn sie das Handeln bayerischer Behörden zum Gegenstand haben oder solcher Körperschaften des öffentlichen Rechts, die unter Aufsicht des Freistaates stehen. Bayern ist das einzige Bundesland, in dem Petitionen immer in öffentlichen Sitzungen des Landtags behandelt werden. Mehr Infos gibt es auf der Homepage des Landtags.
Die teils doppelstöckigen Züge auf den Linien RE 3, RE 22 und RB 33 sollen ab Ende dieses Jahres in Doppeltraktion fahren (zwei gekoppelte Triebfahrzeuge) und während der Berufsverkehrszeiten sogar in Dreifachtraktion. Das ergebe eine Sitzplatzsteigerung von bisher ca. 500 bis 700 in der Spitze auf künftig bis zu 1000 Plätze. Auch der aktuell unregelmäßig fahrende RB 33 zwischen Landshut und Freising soll ab Dezember 2024 auf einen täglichen Stundentakt verdichtet werden. Becher: „Davon profitieren besonders die Fahrgäste an den Bahnhöfen Marzling, Langenbach, Bruckberg und Gündlkofen.“
Matthias Melcher ist ziemlich glücklich über den positiven Ausgang und sagt: „So sollte Politik sein: bürgernah und zielorientiert.“ Und: „Das war keine Petition gegen, sondern für etwas: für eine verlässliche Zugverbindung mit ausreichend Platzkapazitäten für alle Mitreisenden.“ Johannes Becher will die Lage auf der Bahnstrecke nun „weiter kritisch begleiten“ und sich „dauerhaft für Verbesserungen zugunsten der Fahrgäste einsetzen“.