Pharmakonzern unter Druck - Krebserregendes Babypuder? Johnson & Johnson zu 260 Millionen Dollar Strafe verurteilt
Der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson (J&J) muss weitere Rückschläge in der Klagewelle um sein mutmaßlich asbestverseuchtes Babypuder hinnehmen. Wie die Tagesschau berichtet, hat ein Geschworenengericht in den USA der Klägerin und ihrem Ehemann eine Ersatzzahlung von 60 Millionen Dollar (55,2 Mio. Euro) sowie eine Strafzahlung von 200 Millionen Dollar (etwa 184 Mio. Euro) zugesprochen. J&J plant jedoch, Berufung gegen das Urteil einzulegen.
Konzern weist Vorwürfe zurück
Die Klägerin, Kyung Lee, erkrankte im Alter von 48 Jahren an Mesotheliom, einer Krebsart, die vor allem durch Asbest-Exposition verursacht wird. Sie macht J&J für ihre Krebserkrankung verantwortlich. Die Klägerin behauptet, dass sich ihre Erkrankung durch den langjährigen Gebrauch von Babypuder und Deodorants des Unternehmens entwickelt habe.
Die Anwälte von J&J widersprechen den Vorwürfen der Klägerin vehement und verweisen auf zahlreiche unabhängige Studien, die die Sicherheit der Produkte bestätigen sollen. Die Urteilsfindung sei „unvereinbar mit jahrzehntelangen unabhängigen wissenschaftlichen Bewertungen“ die laut J&J die Sicherheit des betreffenden Babypuders bekräftigen würden, teilte ein Anwalt des Pharmakonzerns mit. Er argumentierte, dass die Erkrankung der Klägerin womöglich durch Asbest ausgelöst wurde, das in einer nahegelegenen Fabrik verwendet wurde.
Insolvente Tochterfirma soll Zahlungen auslagern
Um die Ansprüche zu regulieren, gründete der Konzern laut Tagesschau-Bericht das Tochterunternehmen LTL und gab bald dessen Insolvenz bekannt. Mit einem Schlag sollten so die meisten der Klagen mit einer Vergleichszahlung von 6,48 Milliarden Dollar beigelegt werden.
Diese Strategie scheiterte jedoch bereits zweimal , denn die Gerichte befanden, dass die finanzielle Notlage des Tochterunternehmens nicht nachweisbar sei. Ein Konkursvergleich, der den Rechtsstreit beenden würde, benötigt die Zustimmung von 75 Prozent der verbleibenden Kläger.
J&J kämpft mit tausenden Klagen in den USA
Bereits im Jahr 2015 hatte ein Gericht in St. Louis es als erwiesen angesehen, dass Frauen von einem bestimmten Baby-Puder, das J&J seit Jahrzehnten vertreibt, ein höheres Risiko für Eierstock-Krebs bekommen. Viele Frauen, die das Produkt im Alltag verwendeten, erkrankten und starben oft an den Folgen. Anwälte konnten nachweisen, dass der Hersteller seit Jahrzehnten wusste, dass der Talk in dem Puder manchmal mit Asbest verunreinigt war.
Der Pharma- und Konsumgüterkonzern sei in den USA derzeit mit mehr als 61.000 Klagen in Zusammenhang mit seinem Talkum-Puder konfrontiert, berichtet die Tagesschau. Die meisten der Kläger sind Frauen, die an Eierstockkrebs erkrankt sind. In den bisherigen Gerichtsverfahren erzielten die Kläger unterschiedliche Erfolge. Einer der größten war ein Urteil aus dem Jahr 2021, in dem 22 Frauen mit Eierstockkrebs 2,1 Milliarden Dollar zugesprochen bekamen.