Anschlag auf Weihnachtsmarkt im Ticker - Ermittler finden Testament im Wagen von Attentäter Taleb A.

Die Menschen aller Altersgruppen standen teils in dichten Trauben beieinander. Sie trugen Kerzen in den Händen, applaudierten Rettungskräften und riefen ihnen „Danke“ zu. „Das sind Lichter für eine weltoffene Stadt“, sagte Oliver Wiebe von der Initiative „Gib Hass keine Chance“. Man sei zum Trauern und Gedenken zusammengekommen. Parallel veranstaltete die AfD eine Kundgebung auf dem Domplatz und einen anschließenden Trauermarsch.

Zahlreiche Menschen bei AfD-Demo nach Anschlag in Magdeburg

18.31 Uhr: Drei Tage nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt haben auf dem Domplatz Anhänger der AfD demonstriert. Unter dem Motto „Trauer vereint - Für eine sichere Zukunft“ versammelten sich am späten Montagnachmittag zahlreiche Menschen zu der Kundgebung. „Wir fordern echte Aufklärung“, sagte die eigens aus Berlin angereiste AfD-Chefin Alice Weidel. Es gehe um „die Lehren aus dieser Wahnsinnstat und aus ähnlichen Taten der Vergangenheit“. 

„Wer die Bürger des Landes verachtet - ja tötet - das ihm Asyl gewährt, wer alles verachtet, wofür wir stehen, was wir lieben, der gehört nicht zu uns“, sagte Weidel auf der Bühne. Wir wollen, dass sich endlich etwas ändert in diesem Land und dass wir nie wieder mit einer Mutter trauern müssen, die auf so sinnlose und brutale Weise ihren Sohn verloren hat." 

AfD-Generalsekretär Jan Wenzel Schmidt, der ebenfalls als Redner auftrat, bezeichnete den Anschlag als „monströses politisches Versagen“. Der „Massenmörder“ habe seine Absichten öffentlich verkündet, dennoch sei sein Asylantrag genehmigt worden. Schuld an dem Anschlag seien nicht die Polizeibeamten, sondern deren Führung, die „ihnen die Hände fesselt und sie alleine lässt“, sagte Schmidt. 

Wie viele Teilnehmer auf dem Domplatz waren, war von der Polizei zunächst nicht zu erfahren. Auf Live-Übertragungen waren aber zahlreiche Menschen zu sehen. Es waren immer wieder laute „Abschieben“-Sprechchöre zu hören.

Auch mehrere Gegendemonstrationen waren geplant. Zwei Privatpersonen und ein Verein hatten laut Polizei eine Mahnwache samt Lichterkette unter dem Motto „Wir wollen trauern / Gebt Hass keine Chance!“ angemeldet. Zudem war eine Versammlung mit dem Titel „Gib Hass und Hetze keine Chance! Gib Faschismus keine Chance!“ angemeldet.

Gefährderansprache auf Arbeitsstätte: Polizei kontaktierte Magdeburg-Täter im Oktober

16.26 Uhr: Die Polizei hat den Täter von Magdeburg einige Wochen vor dessen Todesfahrt kontaktiert. Im September 2023 und Oktober 2024 seien sogenannte Gefährderansprachen durchgeführt worden, sagte Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang im Ältestenrat in Magdeburg. Das Gespräch im vergangenen Jahr sei im Polizeirevier Salzlandkreis durchgeführt worden. Das Gespräch in diesem Jahr sei auf der Arbeitsstätte erfolgt, sagte die CDU-Politikerin.

Die Hintergründe zu den Gefährderansprachen blieben auch auf Nachfrage der Abgeordneten offen. Zieschang sagte, der jeweiligen Zusammenhang solle im vertraulichen Teil der Sitzung dargestellt werden.

Der Täter Taleb A. war in den vergangenen Jahren an verschiedenen Stellen aufgefallen. Zieschang sagte, nach einem Post des Mannes auf der Plattform X am 1. Dezember 2023 habe die Polizei Ermittlungen aufgenommen. In diesem Zusammenhang hätten die Beamten ebenfalls versucht, eine Gefährderansprache durchzuführen. Weder am 2. Dezember noch am 4. Dezember 2023 sei der Mann angetroffen worden, sagte Zieschang. Das Verfahren wurde demnach später eingestellt. 

Ob die Gefährderansprache im Oktober 2024 in diesem oder in einem anderen Zusammenhang erfolgte, blieb zunächst offen. Am Samstag hatte bereits der Direktor der Magdeburger Polizeiinspektion, Tom-Oliver Langhans, von einer Strafanzeige und dem Versuch einer Gefährderansprache berichtet. Er nannte keine Details, das Verfahren liege bereits ein Jahr zurück. 

Generalbundesanwalt lehnt Übernahme des Verfahrens ab

15.48 Uhr: Das Verfahren zur Aufarbeitung der Todesfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt wird vorerst weiter in Sachsen-Anhalt geführt. Der Generalbundesanwalt habe die Übernahme des Verfahrens abgelehnt, sagte Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) im Ältestenrat des Landtags in Magdeburg. Das habe Sachsen-Anhalts Generalstaatsanwältin Heike Geyer dem Justizministerium mitgeteilt. Geyer habe angekündigt, dass die Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg das Verfahren übernimmt, so Weidinger.

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