„Die Katze mit den sieben Leben“: Das war der getötete Hamas-Kommandeur Mohammed Deif

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Bei Demonstrationen in der Stadt Hebron (Westjordanland) im Jahr 2014, hält ein Junge ein Bild mit dem Konterfei von Mohammed Deif in die Höhe. © HAZEM BADER/AFP

Israel bestätigte den Tod des Hamas-Kommandeurs Mohammed Deif. Der Anführer der Kassam-Brigaden wurde in der Terror-Organisation als Held verehrt.

Frankfurt – Die „Katze mit den sieben Leben“ ist tot. Die israelische Militärführung gab am Donnerstag (1. August) bekannt, dass der Hamas-Terrorist Mohammed Deif bei einem Angriff im Gazastreifen getötet wurde.

Der Angriff auf einen der Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktobers war bereits Mitte Juli erfolgt – nun scheint das Militär Gewissheit über den Tod des mysteriösen Anführers der Kassam-Brigaden zu haben. Nach der Tötung von Hamas-Anführer Ismail Hanija ist das der zweite Erfolg für Israels Militär innerhalb von wenigen Stunden. Doch wer war der berüchtigte Hamas-Kommandeur?

Hamas-Kommandeur Mohammed Deif getötet – das Phantom der Kassam-Brigaden

Bevor die Hamas-Kämpfer am 7. Oktober 2023 die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel überquerten, wurde eine Tonaufnahme von Deif veröffentlicht. „Wir haben uns entschlossen, dem allen ein Ende zu setzen. Damit der Feind versteht, dass er nicht länger feiern kann, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden“, so die Stimme des mutmaßlichen Drahtziehers des Terrorangriffs.

Mohammed Deif war der Anführer der paramilitärischen Kassam-Brigaden, dem militärischen Arm der Hamas. Seit Jahrzehnten gehörte er zu den meistgesuchten Terroristen in Israel.

Deif war jedoch auch ein Phantom. Über ihn war wenig bekannt, er trat nicht öffentlich auf und Bilder von ihm waren selten. Oft wurde er einfach nur durch eine schwarze Silhouette abgebildet. Mohammed Deif war nicht einmal sein echter Name. „Deif“ bedeutet auf Arabisch „Gast“, was darauf hinweist, dass er ständig seinen Aufenthaltsort wechselte, um sich der israelischen Angriffe zu entziehen.

Hamas-Kommandeur Mohammed Deif – „die Katze mit den sieben Leben“

Das israelische Militär und der Mossad hatten seit Jahren versucht, Deif zu töten. Mehrere Attentatsversuche auf das Leben des Anführers der Kassam-Brigaden waren jedoch gescheitert.

Berichten zufolge verlor Deif durch die Angriffe ein Auge, ein Bein und einen Arm und ist seitdem auf einen Rollstuhl angewiesen. Ein israelischer Luftangriff im Jahr 2014 tötete wohl Deifs Frau und zwei seiner Kinder, doch er überlebte.

Aufgrund der Anzahl der überlebten Attentate trug er auch den Beinamen „die Katze mit den sieben Leben.“ Seine Geschichte hat dazu beigetragen, dass er von den Anhängern der Hamas als eine Art Märtyrer verehrt wird – ein Status, an dem auch sein Tod nichts ändern dürfte.

Identität des Hamas-Kommadeurs Mohammed Deif war rätselhaft

Informationen über das Leben des Hamas-Kommandeurs sind rar gesät. Deif soll Berichten zufolge Mitte der 60er-Jahre in einem Flüchtlingscamp im Süden des Gazastreifens geboren worden sein. Als sein echter Name wurde wiederholt Mohammed al-Masri angegeben.

Mit Mitte 20 soll er sich dann der Hamas angeschlossen haben, die 1987 als Ableger der ägyptischen Muslimbrüder entstanden war. In den 1990er-Jahren wurde er wegen seiner Verbindungen zur Hamas von israelischen Behörden verhaftet, später jedoch wieder freigelassen.

Ein undatiertes Bild des gesuchten Terroristen Mohammed Deif, dem militärischen Anführer der Kassam-Brigaden.
Ein undatiertes Bild des getöteten Terroristen Mohammed Deif, dem militärischen Anführer der Kassam-Brigaden. © AFP

Israel tötet Hamas-Terrorist: Deif war wohl verantwortlich für Tunnelsystem unter Gaza

Nach seiner Freilassung war er maßgeblich am Ausbau des Waffenarsenals der Hamas beteiligt. Seit Anfang der 2000er Jahre stand er wohl den Kassam-Brigaden vor. Laut einem Bericht der Washington Post war das umfangreiche System von Tunneln und Bunkern unter Gaza ebenfalls eine Idee Deifs. Dieses bietet der Hamas Schutz vor israelischen Luftangriffen und dient auch zur Lagerung von Waffen. Es soll auch dazu beitragen, Waffen und Munition unbemerkt in den Gazastreifen zu transportieren.

Die Financial Times beschrieb Deif als einen „ruhigen und intensiven“ Mann, dessen Ziel es war, den Verlauf des Nahost-Konflikts entscheidend und gewaltsam zu ändern. Ideologisch stand Deif auf einer Linie mit der Hamas. Die radikal-islamistische Terrororganisation fordert in ihrer Gründungs-Charta die Zerstörung Israels durch einen „heiligen Krieg“ und die Errichtung eines islamischen Staates auf dem Gebiet des historischen Palästinas.

Krieg in Nahost: Hamas-Kommandeur Deif könnte nach Tod zum Märtyrer werden

Verhandlungen mit der Regierung in Jerusalem lehnte Deif ebenso ab wie eine „Zwei-Staaten-Lösung“. Den Oslo-Friedensprozess, die bis dato größte Annäherung zwischen den Regierungen Israels und der palästinensischen Autonomiegebiete, betrachtete Deif als Verrat an der palästinensischen Sache. Dass sich die diplomatischen Fronten zwischen Israel und der Hamas durch den andauernden Krieg in Gaza noch einmal verhärtet haben, dürfte ganz im Sinne von Deif gewesen sein.

Die Ausmaße, welche der Tod von Deif auf die Hamas im Gazastreifen haben wird, ist schwer abzuschätzen. Deif selbst dürfte von den Anhängern der radikalislamischen Terrororganisation jedoch als Held verehrt werden.

Omri Brinner, Experte für Israel und den Nahen Osten im International Team for the Study of Security Verona, sagte bereits im Oktober 2023 gegenüber France24: „Mit dieser Operation (den Angriffen vom 7. Oktober, Anm. d. Red.) – der erfolgreichsten in der Geschichte des palästinensischen Widerstands – wird sein Erbe für immer weiterleben. Er kann jetzt scheitern, Israel kann ihn jetzt ermorden: Sein Erbe wird ihn überleben.“ (fd)

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