Putin reagiert auf Verluste und beruft 160.000 Männer für den Ukraine-Krieg ein

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Wie jeden Frühling beruft Moskau wieder Wehrpflichtige ein. Diesmal seien die Männer in einem elektronischen Register erfasst, teilte der Generalstab mit.

Moskau – Trotz der aktuellen Versuche von US-Präsident Donald Trump, den Ukraine-Krieg zu beenden, hat der russische Präsident Wladimir Putin im Zuge der Erweiterung seines Militärs 160.000 Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren einberufen. Bis Mitte Juli sollen die Russen eingezogen werden, heißt es in dem entsprechenden Präsidentendekret. Das ist die höchste Zahl an Wehrpflichtigen, seitdem der Kreml im Zuge der Armeereform seit 2012 verstärkt auf professionelle Vertrags- und Zeitsoldaten setzt.

Putin startet größte russische Militäreinberufung: Bescheide werden erstmals online übermittelt

Zweimal im Jahr – im Frühjahr und Herbst – beruft Russland aber immer noch jeweils mehr als 100.000 Männer für den einjährigen Wehrdienst ein. Bei der Einberufungskampagne setze Russland diesmal auf eine zentrale elektronische Datenbank, teilte der Generalstab mit. Dabei verzichteten die Wehrkreisersatzämter nicht auf die gedruckten Einberufungsbescheide, die weiterhin an die Meldeadressen verschickt würden. 

Zugleich gebe es jedoch auch elektronische Einberufungsbescheide, die die jungen Wehrpflichtigen auf ihrem Account auf der Webseite staatlicher Dienstleistungen „Gosuslugi“ erhalten würden. Wegen der Vielzahl an Dienstleistungen, die über das Portal gemanagt werden, haben inzwischen praktisch alle Erwachsenen in Russland dort ein Kundenkonto.

Der Kreml hat die Truppenstärke der russischen Armee seit dem Einfall in die benachbarte Ukraine bereits dreimal erhöht. Zuletzt ordnete Putin im vergangenen Herbst die Erhöhung der Sollstärke auf 2,4 Millionen Militärangehörige an – davon 1,5 Millionen Soldaten. Wie BBC News berichtet, sollen die Wehrpflichtigen nicht offiziell am Krieg gegen die Ukraine teilnehmen, allerdings waren sie mehrfach in Kämpfe im russischen Grenzgebiet verwickelt. Dabei sollen auch einige Soldaten zu Tode gekommen sein.

Wegen Verlusten im Ukraine-Krieg: Russland beklagt bislang über 100.000 tote Soldaten

Wie BBC News berichtet, soll Russland mit der Einberufung der Soldaten die hohen Verluste an der Ukraine-Front ausgleichen. Mediazona bestätigt, dass in der Ukraine bislang über 100.000 Soldaten getötet worden sind. Die tatsächliche Zahl könnte mehr als doppelt so hoch sein.

Neben der zweimal jährlich stattfindenden Rekrutierung von russischen Soldaten hat Putin auch eine große Zahl von Männern als Vertragssoldaten einberufen und Tausende Soldaten aus Nordkorea rekrutiert. Erst Ende März wurde bekannt, dass Nordkorea nach Angaben der südkoreanischen Militärführung mindestens 3.000 zusätzliche Soldaten zur Unterstützung Russlands im Ukraine-Krieg entsandt hat.

Wehrpflicht in Russland
Der Kreml zieht 160.000 Männer zum Wehrdienst ein. (Archivbild) © Dmitri Lovetsky/AP/dpa

Zuvor hatte Nordkorea im vergangenen Herbst bereits rund 11.000 nordkoreanische Soldaten in die russische Region rund um Kursk entsandt. Der südkoreanische Geheimdienst vermutete erstmals im Februar eine zweite Mobilisierungswelle nordkoreanischer Truppen nach Russland. Damals hieß es jedoch, dass der genaue Umfang der Entsendung noch ermittelt werde. 

Neben Ukraine-Krieg: Putin sieht wachsende Bedrohung auch in der „fortlaufenden Erweiterung der NATO“

Das russische Verteidigungsministerium begründete die Aufstockung der Streitkräfte im Dezember 2023 mit den „wachsenden Bedrohungen“ sowohl durch den Krieg in der Ukraine als auch durch die „fortlaufende Erweiterung der NATO“. Putin könnte aber an der Rekrutierung der Armee auch festhalten, weil die Verhandlungen der USA zwischen der Ukraine und Russland eine Feuerpause zu vereinbaren, stocken. Aktuell hagelt es gegenseitig Vorwürfen aus Kiew und Moskau.

Denn auch am Montag (1. April) soll Russland die Ukraine nach einer Nacht ohne Drohnenangriffe wieder aus der Luft attackiert haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Moskau einmal mehr Verstöße gegen die Abmachung vor, gegenseitig keine Energieanlagen mehr anzugreifen. „Nicht einmal eine Teilwaffenruhe will Putin sicherstellen“, schrieb der Staatschef bei Telegram. Es brauche daher neuen und spürbaren Druck auf Russland, um den Krieg einem Ende näherzubringen.

Selenskyj zufolge hat in der Region Sumy eine Drohne ein Umspannwerk getroffen. In der Region Dnipropetrowsk ist eine Stromleitung durch einen Artillerieschlag beschädigt worden. Fast 4.000 Haushalte in beiden Regionen seien dadurch ohne Stromversorgung gewesen.  Aber auch Russland hat nach Angaben seines Außenministers Sergej Lawrow eine Liste mit angeblichen Verstößen der Ukraine gegen die vereinbarte Pause bei Angriffen auf Energieanlagen an die USA und die Vereinten Nationen übergeben.

Verhandlungen über Waffenruhe: Moskau informiert USA über Kiews Angriffe auf Energieanlagen 

Hintergrund: Trump und Kremlchef Putin hatten am 18. März bei einem Telefongespräch vereinbart, dass Russland keine ukrainischen Energieanlagen mehr angreift. Putin ließ mitteilen, dass ein noch in der Nacht damals erteilter Befehl weiter in Kraft sei.

Donald Trump und Wladimir Putin
Seit US-Präsident Trump wieder im Amt ist, hat er zweimal mit Kremlchef Putin telefoniert. (Archivbild) © Evan Vucci/AP/dpa

Die USA und Russland bereiten derweil auf Ebene des Außenministeriums ein weiteres Treffen vor, wie Lawrow mitteilte. Dabei solle es darum gehen, Hindernisse auf dem Weg zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern aus dem Weg zu räumen. Einen Ort oder Termin nannte er nicht. Zudem gebe es Telefonate und Videokonferenzen. „Ich möchte keine Prognosen abgeben, aber wir sehen einige Fortschritte“, sagte Lawrow

Russland habe außerdem konkrete Vorschläge für eine Wiederbelebung der Schwarzmeer-Initiative gemacht, mit der auf militärische Gewalt in dem Gewässer verzichtet werden soll. Damit hätten zivile Frachtschiffe etwa für den Transport von Getreide, Düngemitteln und anderen Agrarprodukten wieder freie Fahrt. Russland hatte eine frühere Vereinbarung aufgekündigt, weil es seine Interessen nicht gewahrt sah (bg/dpa).

Auch interessant

Kommentare